Erneuerbare Energien: 290 Gigawatt kommen 2021 dazu
Photovoltaik dominiert, so eine Einschätzung der Internationalen Energieagentur, die glaubt, dass sich der Zubau noch beschleunigt. China ist am aktivsten und Indien ist in der Spur.
In diesem Jahr werden nach Erwartungen der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris 290 GW an Solar- und Windenergie sowie anderen Erneuerbaren wie Wasserkraft zugebaut, so viel wie nie zuvor in einem einzigen Jahr. Bei der Photovoltaik wird die installierte Leistung um 17 % auf fast 160 GW ansteigen. Im gleichen Zeitraum wird der Zubau von Onshore-Windenergieanlagen im Durchschnitt um fast ein Viertel höher sein als im Zeitraum 2015 bis 2020.
Der Ausbau wird sich noch beschleunigen
In ihrem jüngsten Bericht „Renewables 2021“ äußert die Agentur die Erwartung, dass sich der Ausbau weltweit noch beschleunigt. 2026 soll die kumulierte installierte Leistung aller Erneuerbaren bei 4800 GW liegen, das entspricht der installierten Leistung aller heutigen fossilen und Kernkraftwerke. Während diese jedoch mit einer Auslastung von bis zu fast 8000 Jahresstunden Strom erzeugen, kommen die anderen, bis auf Wasser- und Biomassekraftwerke, je nach Standort auf nur 1000 bis 4500 Volllaststunden pro Jahr.
Platz genug für Wind- und Solarkraftwerke in Deutschland
China liegt weltweit an der Spitze
Im Vergleich zum Zeitraum 2015 bis 2020 wird das Ausbautempo in allen Regionen zunehmen. China bleibt hier weltweit führend. Die IEA erwartet, dass das Land im Jahr 2026 insgesamt 1200 GW an Wind- und Solarenergie erreichen wird – vier Jahre früher als bisher geplant. Indien wird hinsichtlich der Wachstumsrate an der Spitze stehen und die Neuinstallationen im Vergleich zu 2015 bis 2020 verdoppeln. Auch in Europa und den Vereinigten Staaten wird sich der Ausbau im Vergleich zu den letzten fünf Jahren deutlich beschleunigen. Auf diese vier Märkte entfallen zusammen 80 % des weltweiten Ausbaus der erneuerbaren Leistung. Die Agentur mahnt allerdings an, dass in den Entwicklungsländern große Anstrengungen notwendig sind. Dabei werden sich die Industriestaaten massiv engagieren müssen.
Der Ausstieg aus der Kohle geht schneller voran
Beschleunigung durch politische Unterstützung
Bis 2026 werden 95 % des zusätzlichen weltweiten Stromverbrauchs von erneuerbaren Energien abgedeckt. Das liege an der stärkeren Unterstützung der Politik für den Ausbau nach der Weltklimakonferenz in Glasgow. Der Ausbau wird allerdings teurer als bisher gedacht. Sollten die Rohstoffpreise bis Ende nächsten Jahres auf dem derzeitigen hohen Niveau bleiben, würden die Kosten für Investitionen in Windenergieanlagen wieder auf das Niveau von 2015 ansteigen und die drei Jahre andauernde Kostensenkung bei der Photovoltaik würde zunichte gemacht.
Es könnte noch schneller gehen
Die Regierungen können das Wachstum der erneuerbaren Energien nach Ansicht der IEA weiter beschleunigen, indem sie die wichtigsten Hindernisse beseitigen. Dazu gehören Probleme bei der Genehmigung und der Netzintegration, Fragen der sozialen Akzeptanz, uneinheitliche politische Ansätze und unzureichende Vergütung. Auch die hohen Finanzierungskosten in den Entwicklungsländern stellen ein großes Hindernis dar. Wenn einige dieser Hürden überwunden werden, könne der durchschnittliche jährliche Zuwachs bei den erneuerbaren Energien bis 2026 um ein Viertel höher liegen als im Hauptszenario.
Trotz hohen Tempos noch zu langsam
Doch selbst dieser schnellere Ausbau würde immer noch weit hinter dem zurückbleiben, was auf einem globalen Weg zu Netto-Null-Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts erforderlich wäre. Um das zu erreichen müsste die Leistung der erneuerbaren Energien bis 2026 im Durchschnitt fast doppelt so schnell ausgebaut werden wie im Hauptszenario des Berichts.
Indien holt bei Ethanol auf
Die Agentur legt Wert darauf, auch Biokraftstoffe einzubeziehen, also Diesel, Benzin und Kerosin, die aus Biomasse oder mit Hilfe von Ökostrom und Kohlenstoffdioxid aus der Luft hergestellt werden. Trotz steigender Preise, die das Wachstum begrenzen, wird die weltweite Biokraftstoffnachfrage 2021 voraussichtlich das Niveau von 2019 übertreffen und sich damit von dem durch die Pandemie verursachten starken Rückgang im vergangenen Jahr erholen. Die Nachfrage nach Biokraft- und -brennstoffen wird bis 2026 stark ansteigen, wobei fast 30 % der zusätzlichen Produktion auf Asien entfallen. Es wird erwartet, dass Indien zum weltweit drittgrößten Markt für Ethanol aufsteigt, hinter den Vereinigten Staaten und Brasilien.
Eine Billion Dollar pro Jahr
Die Investitionen seien weniger belastend, als es den Anschein habe, heißt es bei der IEA. Denn mehr als 40 % der Maßnahmen würden sich durch die Verbesserung der Energieeffizienz oder die Behebung von Gaslecks selbst tragen. Zudem könnten die Investitionen enorme wirtschaftliche Möglichkeiten schaffen. Laut IEA könnte bis 2050 ein Markt für Windenergieanlagen, Solaranlagen, Batterien, Elektrolyseure und Brennstoffzellen mit einem Volumen von über 1 Bio. $ pro Jahr entstehen, was mit dem derzeitigen Ölmarkt vergleichbar wäre. Zudem würden 26 Mio. neue Arbeitsplätze geschaffen.