Gigantische Solarparks sollen fossile Rohstoffe ersetzen
Eine österreichisch-deutsche Gruppe will in riesigen Solarparks leicht transportables grünes Methanol herstellen, das in allen Bereichen fossile Rohstoffe ersetzen könnte. Ob die optimistischen Rechnungen allerdings stimmen ist nicht erwiesen. Doch der Ansatz ist richtig.
Mit „Gigaplants“ will Frank Obrist, CEO des deutsch-österreichischen Industriekonzerns Obrist Group, die Welt retten, zumindest was die Belastung mit Kohlenstoffdioxid (CO2) angeht. Mit Gigaplants bezeichnet er Solarfarmen auf einer Fläche von jeweils 280 km2 – das entspricht der Fläche der Stadt Dortmund. Den dort erzeugten Solarstrom will er nutzen, um leicht transportables Methanol herzustellen, einen vielfach verwertbaren Rohstoff. Dieser kann in angepassten Fahrzeugmotoren verbrannt oder in der chemischen Industrie als Rohstoff genutzt werden. Man könnte daraus auch Wasserstoff gewinnen, um Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge und Bahnen zu versorgen, die mit Brennstoffzellen ausgestattet, also umweltneutral unterwegs sind. Und nicht zuletzt kann Methanol zur Stromerzeugung genutzt werden, um wetterbedingte Lücken zu stopfen.
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Wassergewinnung aus Wüstenluft
Die Parks sollen in sonnenreichen Regionen gebaut werden, vor allem in Wüsten, in denen sie keine anderweitig nutzbaren Flächen blockieren. Dort aber ist es schwierig, an Wasser zu kommen, das für die Herstellung von Wasserstoff unabdingbar ist. Dieser wird mit CO2 aus der Luft zu Methanol vereinigt. Das Wasserproblem sieht Obrist jedoch als gelöst an. Selbst trockene Wüstenluft enthalte genügend Wasser, um Elektrolyseure mit ihrem Ausgangsmaterial zu versorgen.
Obrist will also einen Teil des Stroms, den seine Gigaplants erzeugen, zur Wassergewinnung aus Luft nutzen. Ein weiterer Teil geht drauf, um CO2 aus der Luft zu extrahieren. Beide Ausgangsstoffe lassen sich möglicherweise in einer einzigen Anlage herstellen, was den Energiebedarf senken würde.
Einsparungen beim Transport
Allerdings wird Obrist noch einen Teil des Stroms opfern müssen, um CO2 und Wasserstoff zu Methanol zu verschmelzen. Dazu braucht es einen Druck von bis zu 100 bar und eine Temperatur von 210 bis 270 °C. Beim Transport kann der ehrgeizige Tüftler allerdings sparen, jedenfalls im Vergleich zu Wasserstoff. Dieser müsste auf eine Temperatur von – 253 °C abgekühlt werden, um in flüssiger Form transportiert werden zu können. Oder auf einen Druck von 600 bar oder mehr gebracht werden. Beides ist äußerst energieintensiv.
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Als Standorte kommen für Obrist Namibia, Ägypten, Thailand und die USA in Frage. Für einen Verzicht der ganzen Welt auf fossile Rohstoffe brauchte er 2 700 Standorte mit einem Flächenbedarf von insgesamt 756 000 km2, weniger als einem Zehntel der Sahara, aber etwa so viel wie Finnland und Schweden gemeinsam haben.
Amortisation nach fünf Jahren?
Den Wert des Methanols beziffert Obrist auf 4,3 Mrd. US-$ pro Jahr und Gigaplant. Die Betriebskosten sollen bei 340 Mio. US-$/a liegen. „Die Baukosten für eine Gigaplant in Höhe von 18,6 Mrd. US-$ wären demnach in weniger als fünf Jahren eingespielt, was einer jährlichen Rendite auf die Kapitalkosten von über 21 % entspricht“, sagt Obrist. Die Kosten für das in den Gigaplants hergestellte flüssige Methanol beziffert er auf weniger als 6 Ct/kWh. „Das setzt Marktkräfte frei für die Finanzierung der Baukosten der Gigaplants in Höhe von knapp 50 Bill. US-$“, so Obrist.
Allianz für grünes Methanol
„Das ist zwar eine gewaltige Summe“, räumt er ein, „aber angesichts eines weltweiten Umsatzes von etwa 8 Bill. US-$ jährlich mit fossilen Brennstoffen keine Utopie.“ Mit EWU Tech in Minnetonka im US-Bundesstaat Minnesota, einem Unternehmen, das Technologien entwickelt, mit denen nicht nur fossile Rohstoffe ersetzt, sondern CO2 der Atmosphäre dauerhaft entzogen werden soll (Sub-Zero), dessen Tochter DSE Green Technology Holdings in Namibias Hauptstadt Windhoek und anderen Unternehmen hat Obrist bereits eine Allianz für die Produktion von grünem Methanol geschlossen. Diese hat begonnen, Geld für die ersten Gigaplants einzusammeln.
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Klingt zu schön um wahr zu sein. Könnte auch schief gehen. Ob es Obrist tatsächlich gelingt, CO2 dauerhaft aus der Atmosphäre zu entfernen ist fraglich, und auch seine Rechnungen. Ob Wüstenluft genügend Wasser hergibt ist ebenfalls nicht sicher. Dazu kommen politische Unwägbarkeiten. Doch der Ansatz ist richtig, wird allerdings auch von mehreren anderen Gruppen unter anderem in Australien, Chile und Namibia verfolgt.