Wind: Mehr Kilowattstunden, weniger Generatoren
Die Energy Watch Group glaubt, dass 2030 knapp 24 000 Windgeneratoren an Land ausreichen, um so viel grünen Strom zu erzeugen, dass es in Kombination mit anderen erneuerbaren Quellen reicht, um Emissionen komplett zu vermeiden.
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa befürworten rund 80 % der Bundesbürgerinnen und -bürger den Ausbau der Windenergie an Land. 78 % finden danach sogar Windgeneratoren in der Nachbarschaft gut. Wenn es aber hart auf hart kommt sieht es anders aus. So kämpft die Bürger*innenitiative „Keine Windräder zwischen Schwarz und Buschhof“ im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte seit langem gegen einen Windpark bei Schwarz. Obwohl die Fläche schon halbiert worden ist geben die Anti-Wind-Aktivisten nicht klein bei. Sie wollen den Rest auch noch verhindern.
Verschandelung der Landschaft
Eins der Hauptargumente der Windkraftgegnerinnen und -gegner ist die Verschandelung der Landschaft, die mit einem Ausbau der Windkraft mit sehr vielen neuen Windrädern erheblich zunehmen werde. Dem stellt sich die Energy Watch Goup entgegen, eine den Grünen nahestehende Gruppierung von Wissenschaftler*innen, Politiker*innen und „einfachen Bürger*innen“. Deren Ziel ist der Ausbau sämtlicher erneuerbarer Energien.
Ganz so schlimm wie befürchtet werde es nicht, sagt die Gruppe. Sie hat „überschlägig abgeschätzt, wie viele Windkraftanlagen an Land notwendig wären, um Strom- und Wärmeverbraucher, den Verkehr und die Industrie in Deutschland im Jahr 2030 komplett aus erneuerbaren Energien zu bedienen. Das überraschende Ergebnis: Statt der heute 30 000 onshore schnurrenden Windgeneratoren sind dann nur noch 23 900 nötig.
Das Umweltbundesamt nennt ähnliche Zahlen
Andererseits müsste die installierte Leistung auf 110 GW nahezu verdoppelt werden. Das Umweltbundesamt, das die noch gültigen Pläne der alten Bundesregierung für 2030 von 71 bis 80 GW nicht ausreichend findet, legt sich mit 105 GW fast auf die gleiche Zahl wie die Energy Watch Goup fest.
Doch wie lässt sich der Widerspruch erklären? Vor allem Biokraftstoffe, die aus altem Fett, aus Schlachthofabfällen und anderen ansonsten nicht verwertbaren Reststoffen, allerdings auch aus Rapsöl hergestellt werden, könnten den Strombereich entlasten. Dazu komme oberflächennahe Geothermie. Die Gruppe geht von einem Beitrag von 100 TWh aus, die diese Quellen liefern könnten. Damit reduziere sich der Bedarf an installierter Windenergieleistung von 110 auf 92 GW.
Neue Flächen für 36 Gigawatt
Den tatsächlichen Windstrombedarf beziffert die Gruppe für 2030 auf 250 TWh. Die könnten dann eben von 23 900 Mühlen produziert werden. Viele der heute laufenden Anlagen hätten eine Leistung von 1 MW oder noch weniger. Der Durchschnitt aller 30 000 Windkraftanlagen liege bei 1,8 MW. Heute – so die Gruppe – produzierten 5-MW-Windgeneratoren Strom am wirtschaftlichsten. Durch den Ersatz der Altanlagen durch moderne, Repowering genannt, könne die Gesamtzahl reduziert werden.
Platz genug für Wind- und Solarkraftwerke in Deutschland
Die Gruppe geht davon aus, dass 28 GW der heutigen Anlagen erhalten bleiben können, weil sie bereits eine ausreichende Leistung haben. Weitere 28 GW müssten auf Flächen errichtet werden, auf denen sich heute schwächelnde Altanlagen drehen. Für 36 GW müssten allerdings neue Flächen ausgewiesen werden.
Windenergie braucht zwei Prozent der Fläche Deutschlands
Der Flächenbedarf halte sich jedoch „in einem vertretbaren Rahmen“, meint die Gruppe. Zwar brauche jedes Windrad der 5-MW-Klasse in einem Windpark deutlich mehr Raum, als die früher üblichen kleineren Anlagen, damit sie sich nicht gegenseitig den Wind „klauen“. Jedoch sei der Ertrag dieser modernen Anlagen auch weitaus größer. Der Flächenbedarf allerdings auch. Gegenwärtig sind auf jedem für Windenergie genutzten Quadratkilometer in Deutschland durchschnittlich 17,3 MW installiert. Anlagen der 5-MW-Größenklasse leisten dagegen wegen erheblicher gegenseitiger Abschattung nur 11,3 MW/km2. Nötig seien insgesamt 6 984 km2 Fläche, 2 % der Fläche Deutschlands, die auch die alte Bundesregierung auf der Wunschliste hatte. Laut Umweltbundesamt drehen sich in Deutschland derzeit auf lediglich 3 100 km2 Windgeneratoren.
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