Zwischen Windgeneratoren schwimmen Solarkraftwerke
RWE baut mit der Technik von SolarDuck auf der Nordsee ein schwimmendes Solarkraftwerk. Es trotzt Stürmen mit über 100 km/h. Im Folgeprojekt soll es mit Windgeneratoren und Batterien kombiniert werden.
Der Essener Energiekonzern RWE und das niederländisch-norwegische Unternehmen SolarDuck mit Sitz in Nijmegen bauen „Merganser“, einen schwimmenden Solarpark vor der Küste der belgischen Hafenstadt Ostende. Er wird eine Spitzenleistung von 0,5 MW haben. Bisher sind Solarkraftwerke vor allem auf Binnenseen gebaut worden, auf denen es eher ruhig zugeht. Die Nordsee dagegen glänzt oft mit hohem Wellengang und Sturm. Das müssen die Paneele unbeschadet überstehen.
Boom bei schwimmenden Solarkraftwerken
Großanlage ist schon geplant
Die Erfahrungen aus diesem schwimmenden Solarkraftwerk sollen in eine weitaus größere Anlage fließen, für die sich die beiden Unternehmen im Rahmen der Ausschreibung Hollandse Kust West (HKW) der niederländischen Regierung beworben haben. Dort ist eine Weltpremiere geplant: Eine Kombination von Offshore-Windpark und schwimmenden Solarpaneelen. Zusätzlich soll dort ein Batterieblock installiert werden, der Wind- und Solarstrom speichert, der zur Unzeit produziert wird, also keine Abnehmer findet.
Ökostrom fast rund um die Uhr
Mit diesem Konzept kann der Nachteil dieser Art der erneuerbaren Energien weitgehend behoben werden: die Wetterabhängigkeit. An Sommertagen liefern vor allem photovoltaische Anlagen Strom, im Winter Windgeneratoren. Beide Energieerzeuger ergänzen sich nahezu perfekt. Zudem werden die sonst brachliegenden Flächen zwischen den Windgeneratoren zusätzlich zur Stromerzeugung genutzt, sodass die installierte Leistung pro Fläche deutlich steigt. Das ist durchaus wichtig, weil es bereits Klagen über das Schwinden von Meeresflächen von Reedern sowie Fischerinnen und Fischern gibt. Zudem löst das Konzept das Problem des Mangels an landgestützten Flächen für Anlagen, die Ökostrom erzeugen. Und bei Bau und Wartung der Kombianlage auf dem Meer können Synergien genutzt werden, die die Kosten des Stroms drücken.
Strom, Gemüse und Beeren vom gleichen Acker
Zertifiziert vom Bureau Veritas
Die Errichtung von Solarparks auf hoher See erfordert eine Technologie, die den rauen Bedingungen wie hohen Wellen, starkem Wind und Salzwasser standhalten kann. Die dreieckige Plattform von SolarDuck, die die Solarzellen und sonstigen elektrischen Komponenten trägt, hat von Bureau Veritas, einer Inspektions-, Klassifikations- und Zertifizierungsgesellschaft für den maritimen Bereich in Antwerpen, die weltweit erste Zertifizierung für auf dem Meer schwimmende Offshore-Solaranlagen erhalten. Die erste Versuchsanlage schwamm allerdings auf einem niederländischen Binnensee.
Solarzellen schweben über dem Wasser
Die Plattform ist so konzipiert, dass sie mehrere Meter über dem Wasser schwebt und sich mit den Wellen auf und ab bewegt. Sie wird von Schwimmern getragen, die sich zum Teil unter Wasser befinden. Die Komponenten auf der Plattform bleiben so stets trocken. Damit ist die Langlebigkeit der Struktur gewährleistet. Die Paneele für das Projekt Hollandse Kust West werden eine Spitzenleistung von 5 MW haben. „Vor allem für Länder mit geringeren und mittleren Windgeschwindigkeiten, aber hoher Sonneneinstrahlung eröffnen sich mit dieser Technik attraktive Möglichkeiten“, sagt Sven Utermöhlen, CEO Wind Offshore der RWE Renewables, der Enerneuerbare-Energien-Sparte des Stromriesen. „Wir wollen dazu beitragen, die Energiewende zu beschleunigen, die Meeresökologie positiv zu beeinflussen und die Integration der Energiesysteme zu fördern.“
Wirkungsgrad höher als an Land
„Die Demonstration der robusten Technologie von SolarDuck unter den rauen Bedingungen der Nordsee wird es uns ermöglichen, die Technologie praktisch überall auf der Welt einzusetzen“, meint Koen Burgers, CEO von SolarDuck. Der schwimmende Solarpark ist für Wellenhöhen bis 5 m ausgelegt und trotzt Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h. Wegen des Kühleffekts des Wassers ist der Wirkungsgrad der Silizium-Solarzellen höher als bei landgestützten Solarkraftwerken.