Weshalb das Smart Metering in eine neue Phase des Wettbewerbs eintritt
Die Vorzeichen stehen auf Veränderung im Markt für Smart Metering und Gateway Administration – nicht nur wegen der kommenden neuen Marktverfügbarkeitserklärung. Zudem verdichten sich Hinweise auf eine Marktkonsolidierung. BWK fragte nach bei Steffen Heudtlaß, Geschäftsführer bei der MeterPan GmbH.
Herr Heudtlaß, aktuell scheinen sich Verunsicherung und Nervosität bei den Messstellenbetreibern breitzumachen. Was ist los im Markt?
Zum einen wartet die Branche auf die neue Markterklärung durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Wir gehen davon aus, dass diese bis zu den metering days im Oktober vorliegen wird. Dann werden wir zumindest auf dem Papier Klarheit haben. Zum anderen erwarten wir eine weitere Marktkonsolidierung unter den SMGW-Dienstleistern.
Systemintegration ist häufig eine Achillesferse
Das heißt, Anbieter werfen das Handtuch? Warum?
Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit der Lösungen sind die zentralen Faktoren, an denen niemand mehr vorbeikommt. Auf der E-world energy & water und im Nachgang der Messe haben wir mit Messstellenbetreibern aller Größenordnungen gesprochen. Alle Unternehmen wissen nun, dass Smart Meter Gateways (SMGW) gesetzt sind und dass sie auf dieser technologischen Basis irgendwie tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln müssen. Doch das funktioniert in der Praxis längst noch nicht überall, weder technisch noch finanziell. Technisch ist die Systemintegration auf der Backend-Seite eine Achillesferse. Und ganz offensichtlich sind auch manche Strategien und Lösungskonzepte nicht schlank oder auch Mengengerüste nicht groß genug, um beim intelligenten Messstellenbetrieb kostenseitig über die Runden zu kommen, geschweige denn Geld verdienen zu können.
Wie ist MeterPan aufgestellt, wenn wir über Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit der Technologie reden?
Wir profitieren davon, dass wir frühzeitig und mit aller Konsequenz auf eine Plattformarchitektur gesetzt haben. Die Plattform basiert unter anderem auf der zertifizierten Tremondi-Suite und heißt „MaaS“, also Metering-as-a-Service, und bedient das gesamte Portfolio des digitalisierten Messwesens: Smart Metering inklusive SMGW-Administration, Zählerfernauslesung, Submetering und Controllable-Local-System (CLS)-Management bis hin zu Internet-of-Things (IoT)-Anwendungen. Alle Applikationen laufen auf einer Plattform und können zentral auf einer Oberfläche administriert und gesteuert werden. Erst das macht es unseren Kunden möglich, technologieübergreifend echte Stückzahlen zu erreichen und damit die nötigen Skaleneffekte zu generieren. Außerdem ist unser Technikkonzept auf absolute Offenheit ausgelegt, sodass wir uns auch mit der Systemintegration leichter tun.
Das heißt konkret was?
Beispielsweise verfügen wir über tiefenintegrierte und praxiserprobte Schnittstellen zu den Billing-Systemen von Schleupen, SIV und Wilken – dort sowohl zu „Ener:gy“ als auch zur „NTS.Suite“. Stammdatenbereitstellung oder Messdatentransfer und -bearbeitung sind jeweils vorkonfiguriert und laufen automatisiert ab. Für unsere Kunden bedeutet das, dass sie relativ kurzfristig produktiv werden können – und in der Praxis auch längst produktiv sind.
Geld verdienen schon mit dem ersten Messsystem
Und wie stellt sich das auf der finanziellen Seite dar? Oder anders gefragt: Wie viele Messstellen muss ein Kunde mindestens auf die MaaS-Plattform mitbringen, damit Smart Metering sich für ihn lohnt?
In unserem Fall genau eine. Das heißt: Schon ab dem ersten Zähler oder Sensor auf unserer Plattform geht die Rechnung auf. Denn bei MaaS investiert der Kunde nicht in eine Systemlandschaft, sondern zahlt nach Aktivierung seines Mandanten in unserer Plattform für eine definierte und schlank organisierte Prozessdienstleistung. Diese Kostenstruktur wird möglich, weil im Hintergrund Standardprozesse und Automatismen zur Verfügung stehen, die man für diesen einen und jeden weiteren Zähler quasi nach dem Plug-and-Play-Prinzip in Anspruch nehmen kann.
Die Messstellenbetreiber suchen also verstärkt nach Lösungen, die heute nachweislich funktionieren?
Das aktuell besonders starke Interesse an unserer Lösung und unseren Services lässt sich nur so deuten. Die Zeit des Experimentierens und Forschens ist endgültig vorbei. Unabhängig davon, dass die ultimative Rechtssicherheit beim Rollout intelligenter Messsysteme fehlt, wollen die Werke jetzt endlich starten. Denn irgendwann besteht die Gefahr, dass verlorene Zeit nicht mehr aufzuholen ist, sowohl was die regulatorisch definierten Rollout-Quoten als auch das Marktgeschehen betrifft. Vergessen wir nicht: Das Messwesen ist liberalisiert. Und wer im zunehmenden Wettbewerb um die Messstelle nicht dagegenhalten kann, muss mit Verlusten innerhalb der Kundschaft rechnen. Und wir sprechen hier bekanntlich nicht nur über den Messstellenbetrieb.
Metering- und IoT-Aufgaben auf einer Plattform vereint
Können Sie Referenzen mit unterschiedlichen praktischen Anwendungen nennen?
Im GWA-Bereich sind beispielsweise die Stadtwerke Lippe-Weser Service in Detmold ein Kunde, der den Rollout intelligenter Messsysteme auf Basis unserer Plattform mit hoher Dynamik vorantreibt. Ein norddeutsches Stadtwerk zählt zu unseren Vorzeigekunden im Bereich IoT. Nach einigem Ausprobieren auch mit anderen Dienstleistern kann das Unternehmen nun richtig Gas geben beim Ausrollen IoT-basierter Anwendungen und Services. Ein Beispiel für einen wettbewerblichen Messstellenbetreiber, der mithilfe unserer Plattform sehr erfolgreich Messdienstleistungen im Bereich Registrierende Leistungsmessung (RLM) für gewerbliche Kunden erbringt, ist skando energie in Hannover. So unterschiedlich die Kunden und so vielfältig die Anwendungen auch sind – MaaS fungiert für alle als schlanke und integrierende Digitalisierungsplattform.
Spannende Zeiten! Welche Ziele verfolgen Sie?
Wir stehen im Markt vor wichtigen regulatorischen Weichenstellungen und potenziellen Marktanteilsverschiebungen. Für diese neue Phase des Wettbewerbs fühlen wir uns gut positioniert und möchten selbstverständlich wachsen. Nach den metering days werden wir schlauer sein.
Herr Heudtlaß, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Gerhard Großjohann, Geschäftsführer der EtaMedia Energiekommunikation