Wie vernetzte IoT-Hardware die Abholung von Altpapier und Altglas optimiert
Um die Leerung von Abfallbehältern deutlich effizienter zu gestalten, bietet sich die „Internet of Things“ (IoT)-Technologie an. Dies zeigen Anwendungen bei Rhenus Data Office und Remondis.
Dass die Deutschen fleißig Müll trennen und recyceln, zeigt der Blick in die Statistik: Die EU-Richtlinie, nach der zum Beispiel bis zum Jahr 2026 mindestens 75 % von Papier, Pappe und Karton wiederverwertet werden müssen, erfüllt Deutschland bereits seit Jahren. 2020 betrug die Altpapier-Rücklaufquote – der Altpapieranteil an der Papierproduktion – hierzulande laut Umweltbundesamt 79 %.
Während das korrekte Entsorgen alter Zeitungen, Versandkartons oder Pizzaverpackungen freiwillig geschieht, schreibt die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) Unternehmen exakt vor, wie sie Akten mit sensiblen Informationen wie personenbezogene Daten, Bankverbindungen, Betriebsgeheimnisse, Bewerbungen, Rechnungen oder Verträge zu behandeln haben. Papierakten etwa müssen zu Schnipseln in vorgeschriebener Maximalgröße geschreddert werden – je sensibler die Daten, desto kleiner die Schnipsel.
Wissen, wann die Tonne voll ist
Dienstleister aus der Abfallwirtschaft bieten diesen Entsorgungsprozess als professionellen Service an. Die Rhenus Data Office GmbH (Rhenus) beispielsweise stellt ihrer Kundschaft Sicherheitsbehälter für die Aktenvernichtung zur Verfügung, holt sie wieder ab und entsorgt den Inhalt DSGVO-konform. Die Herausforderung bei diesem Prozess: den genauen Füllstand der Datentonnen und somit den optimalen Zeitpunkt für die Abholung zu kennen.
Holt Rhenus die Behälter zu spät ab, stapeln sich möglicherweise Aktenordner mit sensiblen Daten auf dem Büroflur. Halbleere Tonnen abzuholen wiederum ist nicht nur ineffizient, sondern regelrecht kontraproduktiv, schließlich sind hierfür CO2-intensive Abholfahrten nötig. Also mussten bislang Mitarbeitende des Kunden den Füllstand im Blick behalten und rechtzeitig bei Rhenus anrufen, um die Abholung der vollen Tonne zu beauftragen. Dafür betrieb Rhenus extra ein Callcenter, um die Abholaufträge der Kunden entgegenzunehmen.
Transparenz dank Lasermessung
Um diesen Prozess effizienter zu gestalten, entwickelte Rhenus gemeinsam mit der Deutschen Telekom und dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML einen vernetzten Sensor für seine Sicherheitsbehälter. Dieser misst die Füllhöhe im Inneren und verschickt je nach vordefiniertem Füllstand über sein integriertes Funkmodul eine Meldung via NarrowBand IoT (NB-IoT). Dieser Mobilfunkstandard ist eigens für das IoT entwickelt worden und auf eine stromsparende Übertragung kleiner Datenpakete ausgelegt. Das Funkmodul lässt sich so mit einer handelsüblichen Batterie mehrere Jahre betreiben.
Der NB-IoT-Funk bietet zusätzlich den Vorteil, auch große und weitverzweigte Gebäude zuverlässig zu durchdringen. Egal, wo der Datenschutzbehälter steht – ob im Keller eines Bürogebäudes, in einem Aktenarchiv oder in einer Lagerhalle: NB-IoT durchdringt jede Wand und garantiert so eine zuverlässige Konnektivität. Die gesendeten Daten des Funkmoduls landen in der IoT-Cloud der Telekom. Rhenus nutzt die Plattform als Datenquelle für sein ERP-System sowie zum Gerätemanagement.
Der Dienstleister kann über ein Web-Dashboard die Füllstände aller Behälter sowie den Batteriestatus der Funksensoren einsehen und so seinen Abholzyklus auf den tatsächlichen Bedarf seiner Kunden einstellen. Weniger Abholfahrten bedeuten niedrigeren Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß und sind zudem eine Antwort auf den zunehmenden Mangel an Fahrerinnen und Fahreren. „Der neu entwickelte Füllstandssensor macht aus unseren Datentonnen intelligente Sicherheitsbehälter und optimiert die Abholung im Sinne unserer Kunden“, sagt Michael Wiegmann, Geschäftsführer von Rhenus. Und ein Callcenter muss der Dienstleister nun auch nicht mehr unterhalten.
Altglas, bitte melden
Die Remondis Olpe GmbH (Remondis), wie Rhenus ein Tochterunternehmen der Rethmann-Gruppe aus der Kreislaufwirtschaft, optimiert mit dem vernetzten Füllstandssensor inzwischen ebenfalls die Abholung ihrer Behälter. Die Laser-Sensoren messen dort die Füllhöhen in städtischen Altglascontainern. Die Problematik war ähnlich wie bei Rhenus der unflexible Abholzyklus. Bei Leerung waren die Container im Schnitt nur zu 60 % gefüllt. Zusätzlichen Kraftstoffverbrauch verursachte zudem der Entleervorgang, bei dem ein Kranarm die Container über den Lkw heben muss – und erst dann konnten Fahrerin oder Fahrer feststellen, ob überhaupt eine Leerung notwendig gewesen wäre. Zu Stoßzeiten dagegen kam es immer wieder auch zu Überfüllungen der Container. Flaschen sammelten sich außerhalb der Behälter an. Das war nicht nur optisch problematisch, sondern konnte auch zu Unfällen, Verletzungen und Umweltverschmutzung führen.
Auch bei Remondis bewirkt der optimierte Abholzyklus nun weniger Abholfahrten und einen geringeren Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß. Der Dienstleister kann seine Tourenplanung dank IoT optimieren: Die Abholung erfolgt jetzt bedarfsorientiert auf Basis aktueller Füllstandsdaten. Bei Leerung sind die Container nun durchschnittlich zu 90 % gefüllt. Die Abholfahrzeuge mit der kraftstoffzehrenden Kranvorrichtung lassen sich somit deutlich effektiver einsetzen. „Wir sind absolut zufrieden mit der Lösung der Telekom, die sich für uns in mehrfacher Hinsicht lohnt“, sagt Arne Brosch, Geschäftsführer bei Remondis. „Gemeinsam mit unseren kommunalen Partnern und Kunden profitieren wir alle von den eingesparten Emissionen.“
Rainer Schlösser, Redakteur bei der Palmer Hargreaves GmbH