Die Umwelt siegt auf dem Bodensee
Ab 2022 fährt das erste rein elektrisch betriebene Schiff über Deutschlands größten Binnensee. Katalysatoren und Flüssigerdgas-Antrieb sollen die Emissionen schnell senken, bis der Antrieb mit elektrischer Energie dominiert.
Auf dem Bodensee sind Dutzende Schiffe unterwegs. Als Fähren verbinden sie beispielsweise die Schweiz und Deutschland. Sie alle fahren mit Dieselmotoren, emittieren also Kohlendioxid in großen Mengen, Stickoxide und Ruß. Das soll anders werden. Bis 2030 sollen sie völlig emissionsfrei fahren, zumindest die der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB). Es beginnt im kommenden Jahr. Dann geht „Artemis“ in Betrieb. Sie wird das erste elektrisch angetriebene Schiff auf Deutschlands größtem See sein und im Überlinger See unterwegs sein. Sie verbindet die berühmte Insel Mainau, Uhldingen und Meersburg miteinander. Pro Fahrt kann sie 300 Passagiere befördern. Auf dem Vordeck ist Platz für eine Reihe von Fahrrädern mit und ohne Elektroantrieb.
Um Energie zu sparen wird der Katamaran, der weitgehend aus Aluminium hergestellt wird und daher sehr leicht und energieeffizient ist, mit einer Geschwindigkeit von maximal 15 km/h unterwegs sein. Da sein Operationsgebiet relativ klein ist sind die Fahrzeiten dennoch akzeptabel. Unterwegs tankt die „Artemis“ ganz automatisch Strom. Auf das Dach des Freidecks werden Solarzellen montiert, die die Bordbatterien während der Fahrt laden. Das ist für den Ganztagsbetrieb allerdings nicht genug. Aus diesem Grund werden die Akkus in der Mittagspause und während der Nacht komplett aufgeladen. Schon 2025 soll mit „Apollo“ ein baugleiches Schiff Fahrt aufnehmen.
Synthetischer Treibstoff soll Diesel ersetzen
Da die 14 dieselgetriebenen Schiffe der BSB nicht kurzfristig abgelöst werden können will das BSB-Management den fossilen durch synthetischen Treibstoff ersetzen, sobald er in ausreichenden Mengen produziert wird. In Deutschland gibt es drei Großprojekte zur Herstellung von so genannten E-Fuels aus dem Kohlendioxid der Luft und Wasserstoff, der per Elektrolyse mit Wind- und Solarstrom durch Wasserspaltung gewonnen wird. Wenn die Schiffe zusätzlich mit Katalysatoren und Rußfiltern ausgestattet werden fahren sie nahezu klimaneutral.
„Constanze“ ist hier ein Vorbild. Das Schiff der Katamaran-Reederei ist das erste in Deutschland, das die EU-Abgasnorm V erfüllt. Dazu baute die Werft einen neuen Antriebsstrang mit zwei MAN-Dieselmotoren ein, die eine Leistung von jeweils 412 Kilowatt haben. Die Stickoxide in den Abgasen werden in einem SCR-Katalysator mit Hilfe von AdBlue zu 80 Prozent geknackt. Durch eine Optimierung der Fahrweise und der Routen reduzierte sich der Ausstoß der Flotte an Kohlendioxid seit 2017 bereits um 30 Prozent. „Der Dieselverbrauch liegt derzeit bei 1,95 Liter pro Fahrgast und 100 Kilometer“, sagt Christoph Witte, Geschäftsführer der Reederei.
Weniger Kohlendioxid durch flüssiges Erdgas
Zum Beginn der Saison Frühjahr/Sommer 2021 wird auf dem Bodensee ein Schiff unterwegs sein, das – verglichen mit konventionellen Schiffen – weniger als 50 Prozent Kohlendioxid emittiert. Die Stadtwerke Konstanz nehmen dann eine neue Fähre in Betrieb, die von zwei MTU-Achtzylinder-Gasmotoren mit einer Leistung von jeweils 746 Kilowatt angetrieben wird. Diese verbrennen Erdgas, das in flüssiger Form an Bord in Tanks gelagert wird. Sie hat Platz für 700 Personen und 62 Fahrzeuge, denen durch die Überfahrt eine Fahrtstrecke von jeweils 45 Kilometern auf den oft verstopften Straßen am Bodensee erspart bleibt. Entsprechend sinken die Schadstoffemissionen. „Mit dem neuen Fährschiff werden wir die Verbindung zwischen Konstanz und Meersburg, durch die jährlich rund 80 Millionen Kilometer auf der Straße eingespart werden, noch umweltschonender betreiben“, sagt Norbert Reuter, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz. Noch besser wird es, wenn die Fähre mit synthetischem Methan betrieben wird, wie es den Stadtwerken für die Zukunft vorschwebt.