Biologisch abbaubare Folie könnte bald Plastikmüll erheblich reduzieren
Um Waren sicher zu transportieren, kommt in der Logistik häufig sogenannte Strechfolie zum Einsatz. Diese besteht in der Regel aus erdölbasierten Kunststoffen und verursacht große Mengen an Verpackungsmüll. Für mehr Nachhaltigkeit in der Logistik haben Forschende an einer vollständig biologisch abbaubaren Folie gearbeitet – mit Erfolg.
In Europa kommen jährlich etwa 25,8 Millionen Tonnen an Plastikmüll zusammen. Knapp 60 Prozent davon entfallen auf Verpackungen, darunter auch Palettenverpackungen. Die elastischen Folien bestehen hauptsächlich aus erdölbasierten Kunststoffen wie Polyethylen (PE) oder Low Density Polyethylen (LDPE). Sie verleihen der Folie ihre besonderen Eigenschaften und machen sie elastisch, resistent gegenüber Feuchtigkeit, UV-beständig, relativ reißfest und langlebig. Aufgrund ihrer praktischen Eigenschaften kommen sie vielfach in der Logistik zum Einsatz, sichern die Ware auf Paletten und schützen sie vor Staub und Schmutz.
Der große Nachteil: Die Strechfolie ist biologisch nicht abbaubar. Gelangt sie in die Umwelt, dauert es bis zu 400 Jahre, bis sie sich zersetzt hat. Außerdem entsteht auf diesem Weg häufig Mikroplastik. Mikroplastik sind synthetische Polymere, die kleiner als fünf Millimeter sind. Die winzigen Partikel verteilen sich auf verschiedenen Wegen in der Umwelt und gelangen so in unterschiedliche Stoffkreisläufe. Plastikmüll wie auch Mikroplastik sind heute ein ernstzunehmendes Umweltproblem.
Der Umstieg auf eine vollständig biologisch abbaubare Folie würde den Plastikmüll in der Logistik erheblich reduzieren. Daher haben Forschende unter der Leitung von Fraunhofer Austria einen Kunststoff entwickelt, der sogar noch ohne Rückstände kompostierbar ist.
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Biobasierter Plastikmüss ist nicht immer biologisch abbaubar
Ein wichtiger Aspekt bei der neuartigen Folie ist, dass sie nicht nur biobasiert, sondern tatsächlich biologisch abbaubar ist. Denn biobasiert bedeutet keineswegs, dass das Material auch ohne Rückstände kompostierbar ist. Wenn von einem biobasierten Kunststoff die Rede ist, bedeutet das zunächst nur, dass mindestens einer seiner Bestandteile aus einem nachwachsenden Rohstoff besteht. Laut Definition können Bio-Kunststoffe also entweder biobasiert oder biologisch abbaubar oder eben beides sein. Folglich sind Bio-Kunststoffe nicht immer vollkommen umweltfreundlich. Die Forschenden wollten jedoch eine Lösung finden, die genau diese Fähigkeiten vereint – und umweltfreundlich, nachhaltig und mechanisch stabil ist.
„Unser Ziel war es, einen Kunststoff zu entwickeln, der biologisch abbaubar ist und dennoch alle Anforderungen für einen Einsatz in der Logistik erfüllt“, erklärt Projektkoordinator Paul Schindler.
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Ohne Mikroplastik: Mehr Nachhaltigkeit in der Logistik
Damit die neue nachhaltige Folie die bisherige Strechfolie ersetzen kann, muss sie allen technischen Anforderungen gerecht werden. Das heißt, sie sollte nicht nur biologisch abbaubar, sondern auch möglichst elastisch sein und ebenso die Waren vor äußeren Einflüssen schützen. Um eine solche Folie zu entwickeln, testeten die Forschenden verschiedene biobasierte Materialien. Das überraschende Ergebnis: Die sieben favorisierten biobasierten Kunststoffe bewiesen sogar bessere mechanische Eigenschaften als die vorherrschende Folie aus Polyethylen.
Am Ende überzeugte der milchsäurebasierte Kunststoff aus Polylactid. Die aus dem Kunststoff hergestellte Folie erfüllt damit alle Anforderungen: Sie ist biobasiert, vollständig abbaubar und zersetzt sich beim Kompostieren in nur wenigen Wochen. Sollte die Folie in Zukunft in Masse produziert werden können, würde sie einen erheblichen Beitrag zur Reduzierung von Plastikmüll beitragen.
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Weniger Folie führt zu weniger Plastikmüll
Um den Plastikmüll in der Logistik noch weiter zu reduzieren muss ein sorgfältiger Einsatz der Folie erfolgen. Denn oft werden Paletten unabhängig ihrer Ladung mehrmals mit Folie umwickelt. Paul Schindler befürwortet jedoch einen besser durchdachten Einsatz der Folie, der auf die Ware ausgerichtet ist. „Es hat überhaupt keinen Sinn, Paletten immer gleich zu umwickeln, egal ob sie mit schweren Konservendosen oder leichtem Toilettenpapier bestückt sind. Vielmehr sollte man angeben können, was die Eigenschaften der Palette sind und im Idealfall verwendet die Maschine dann nur so viel Folie wie nötig und platziert diese auch so, wie es am sinnvollsten ist.“
Um diese Idee umzusetzen, hat der Projektpartner Pramminger Verpackungstechnik eine Maschine entwickelt, die in der Lage ist, sich an die Palettenbeladung anzupassen. Mit ihr lässt sich zusätzlich Verpackungsfolie einsparen. Kombiniert man in Zukunft eine biologisch abbaubare Folie mit einem sparsamen Einsatz ließe sich die Nachhaltigkeit in der Logistik signifikant verbessern.
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