Runderneuerte Reifen schonen Klima und Umwelt
Wer sein Fahrzeug mit runderneuerten Reifen nutzt, schont Umwelt und Klima. Ein Unternehmensnetzwerk fordert die öffentliche Hand als auch Unternehmen daher auf, vermehrt erneuerte Reifen, die hohe Standards erfüllen, zu verwenden. Dies senkt nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch den Energie- und Rohstoffbedarf sowie Kosten.
Der Verkehrssektor hat in Deutschland im Jahr 2023 wieder einmal seine Klimaziele verfehlt. Mit 145 Mio. t CO2-Emissionen wurde das 2021 im novellierten deutschen Klimaschutzgesetz festgelegte Sektorenziel mit 12 Mio. t um gut 8 % überschritten. Um die Klimaziele jedoch künftig erreichen zu können, ist sofortiges Handeln der Politik erforderlich.
Das Unternehmensnetzwerk „Allianz Zukunft Reifen“ (AZuR) mit Sitz in Willich, Nordrhein-Westfalen, appelliert daher an Mandatsträgerinnen und -träger in Bund, den Bundesländern und der EU, auch die Runderneuerung von Markenreifen zu unterstützen. Diese Runderneuerung trägt nicht nur zur Senkung der CO2-Emissionen im Straßenverkehr bei, sondern leistet auch einen Beitrag zum Energiesparen, zur Abfallvermeidung, zum Schutz der natürlichen Ressourcen sowie zur Senkung der Betriebskosten von Fuhrparks.
Weniger CO2-Emissionen, Energie und Ressourcen
Reifen rundzuerneuern, ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Umsetzung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, die zur notwendigen Transformation des deutschen und europäischen Verkehrswesens sowie zur Erreichung der Klimaziele im Rahmen des Green Deals beitragen kann. Beispiele:
Nach der von der Deutschen Bundesstiftung geförderten AZuR-Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht in Oberhausen von 2022 spart die Runderneuerung gegenüber der Neureifenherstellung mehr als 60 % an CO2-Emissionen ein. 2021 konnten mit der Runderneuerung von etwa 800 000 Lkw- und 400 000 Pkw-Reifen in Deutschland rund 114 000 t CO2-Emissionen gespart werden. Das ist zwar weniger als 0,1 % der Gesamtemissionen des Verkehrssektors, entspricht aber den jährlichen CO2-Emissionen von 71 250 Diesel-Pkw bei einer Fahrleistung von jeweils 10 000 km.
Für das Runderneuern werden zudem im Vergleich zur Neureifenherstellung etwa zwei Drittel weniger Rohstoffe – hier vor allem natürlicher und synthetischer Kautschuk – benötigt. So wurden 2021 nach der Fraunhofer-Umsicht-Studie auf diese Weise bundesweit rund 37 000 t eingespart. Das beim Abrauhen der Laufflächen von Altreifen entstehende Rauhmehl ist ein wertvoller Sekundärrohstoff für die Industrie. Die Schälschlangen von Lkw-Reifen werden zum Beispiel zu hochwertigem Gummimehl für die Modifizierung von Straßenbau-Bitumen gemahlen.
Last but not least wird durch das Runderneuern rund die Hälfte an Energie eingespart. Dies entsprach 2021 in Deutschland mehr als 14,1 Mio. kWh Strom und 46,9 Mio. kWh Gas.
Runderneuerte im Gesetz
Bundesbehörden, Länderbehörden und Kommunen sind nach § 45 des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) dazu verpflichtet, bei der Beschaffung solche Produkte zu bevorzugen, die rohstoffschonend, energiesparend, abfallarm, reparierbar, schadstoffarm oder recyclingfähig sind. Aus Sicht des Unternehmensnetzwerk AZuR sollten daher alle Fahrzeuge der öffentlichen Hand mit runderneuerten Markenreifen ausgestattet werden.
Nicht nur das. Die EU-Kriterien für die umweltorientierte öffentliche Beschaffung im Bereich Straßenverkehr führen runderneuerte Reifen seit Juni 2023 auch für Pkw, leichte Nutzfahrzeuge und ihre Anhänger an. Das ermöglicht Behörden, Kommunen und öffentlichen Betrieben EU-weit, sämtliche Fahrzeuge mit runderneuerten Reifen auszustatten. Diese können somit mit runderneuerten Markenreifen etwa für Pkw, Busse, Transporter und Lkw ihren ökologischen Fußabdruck senken. Bundesbehörden sind bereits nach § 45 KrWG dazu verpflichtet, bei der Beschaffung Produkte zu bevorzugen, die rohstoffschonend, energiesparend, abfallarm, reparierbar, schadstoffarm oder recyclingfähig sind.
In der Privatwirtschaft setzen zahlreiche Betriebe bereits auf runderneuerte Reifen. Das Familienunternehmen Fisel Recycling+Transporte aus Dillingen an der Donau in Bayern setzt Runderneuerte seit mehr als 30 Jahren auf allen Achsen von Lkw, Anhängern, Baumaschinen und Gabelstaplern ein. Das Omnibusunternehmen Thiergroup aus Jessen in Sachsen-Anhalt hat seine 26 Busse komplett mit runderneuerten Markenreifen ausgestattet, die in punkto Verschleiß, Sicherheit und Performance überzeugen. Der Baustoffhändler Kemmler mit Hauptsitz in Tübingen, Baden-Württemberg hat mehr als 80 % seiner Flotte mit Runderneuerten ausgestattet, da diese aus Sicht des Unternehmens wirtschaftlicher und umweltfreundlicher sind als Neureifen und ebenso gute Laufleistungen aufweisen.
Kurze Wege durch Runderneuerte
Eine Studie des Stuttgarter Beratungsinstituts Ernst+Young (EY) in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der europäischen Runderneuerungsindustrie zeigte 2015 zudem, dass sich die Runderneuerung durch kurze Wirtschaftskreisläufe auszeichnet. Dies verringert auch die Abhängigkeit von eingeführten Rohstoffen und verkürzt Lieferketten. In dieser EY-Studie wurde die Wirtschaftsleistung der Runderneuerungsbranche in der EU im Jahr 2015 auf 1,9 Mrd. € beziffert.
Hohe Sicherheit, Qualität und Performance
Runderneuerte Reifen durchlaufen zahlreiche Sicherheits- und Qualitätskontrollen und erfüllen die hohen Anforderungen von zwei Richtlinien der Europäischen Wirtschaftskommission (ECE) mit Sitz in Genf: der ECE R108 für Pkw-Reifen und der ECE R109 für Lkw-Reifen. Die verfügbaren Profilvarianten decken alle Einsatzbereiche und Achspositionen ab – dies auch im Busverkehr, straßengebundenen Güterverkehr und Baustelleneinsatz. Die Lauffläche runderneuerter Reifen entspricht der von Neureifen. Bei gleicher Qualität, Sicherheit und Performance bieten runderneuerte Reifen Kommunen und Betrieben der öffentlichen Hand einen klaren gesamtwirtschaftlichen Mehrwert.
Christina Guth ist Geschäftsführerin der Allianz Zukunft Reifen
c.guth@azur-netzwerk.de