Vielfalt in der Landwirtschaft statt Monokulturen
Diversifizierte Landwirtschaft fördert zwar die biologische Vielfalt, doch galt sie lange als nicht besonders ertragreich. Eine groß angelegte Studie beweist nun das Gegenteil: Vielfältige Agrarlandschaften verbessern die Ernährungssicherheit, das soziale Wohlbefinden und haben nur wenige negative Auswirkungen.
Monokulturen haben sich in der Landwirtschaft aufgrund ihrer Effizienz in der Bewirtschaftung durchgesetzt. Sie ermöglichen eine vereinfachte Ernteplanung und Logistik, erleichtern die Skalierung von Produktionseinheiten und steigern damit die Produktivität. Trotz der ökonomischen Vorteile bergen Monokulturen auch eine Reihe von Nachteilen. So sind sie beispielsweise anfälliger für Schädlingsbefall und Krankheiten, was den Einsatz von Chemikalien erhöht und das Risiko für Ernteausfälle steigert. Zudem verringern Monokulturen die Lebensräume und Nahrungsquellen für Wildtiere, Insekten und Mikroorganismen und können sich damit negativ auf ganze Ökosysteme auswirken. Nicht zuletzt führt der wiederholte Anbau gleicher Pflanzenarten zu einer einseitigen Beanspruchung des Bodens. Das heißt, dem Boden werden spezifische Nährstoffe entzogen. Um die fehlenden Nährstoffe zu ersetzen entsteht häufig eine erhöhte Abhängigkeit von chemischen Düngemitteln.
Eine diversifizierte Landwirtschaft hingegen weist eine erhöhte Resilienz gegenüber Schädlingen auf, fördert die Bodengesundheit und erhält die biologische Vielfalt. Doch wie ertragreich sind vielfältige Agrarlandschaften? Bisher wurde angenommen, dass die diversifizierte Landwirtschaft weniger rentabel ist. Nun beweist eine groß angelegte Studie unter der Leitung der Universität Hohenheim in Stuttgart und der Universität Kopenhagen in Dänemark das Gegenteil. Laut den Forschungsergebnissen nützt eine diversifizierte Landwirtschaft Mensch und Umwelt. „Lassen Sie Monokulturen und industrielles Denken hinter sich und diversifizieren Sie die Art und Weise, wie Sie Landwirtschaft betreiben – es zahlt sich aus“, lautet die Botschaft der Forschenden.
Vielfältige Landwirtschaft verbessert Ernährungssicherheit
Das Ziel einer diversifizierten Landwirtschaft besteht nicht nur in der Erzeugung von Nahrungsmitteln, sondern auch in der Erhaltung eines widerstandsfähigen und nachhaltigen landwirtschaftlichen Ökosystems. Um das zu realisieren, gibt es viele verschiedene Strategien und Praktiken. Zum Beispiel die Mischung von Viehhaltung und Ackerbau, das Anlegen von Blühstreifen zwischen Ackerkulturen oder die Rotation verschiedene Pflanzenarten in aufeinanderfolgenden Jahren. Die Liste ist lang und beinahe alle zeigen positive Effekte.
„Unsere Ergebnisse aus dieser umfassenden Studie sind überraschend eindeutig. Während wir nur sehr wenige negative Folgen einer landwirtschaftlichen Diversifizierung feststellen konnten, gibt es viele bedeutende Vorteile. Dies gilt insbesondere, wenn zwei, drei oder mehr Maßnahmen kombiniert werden. Je mehr, desto besser, vor allem wenn es um die biologische Vielfalt und die Ernährungssicherheit geht“, sagt Laura Vang Rasmussen vom Fachbereich Geowissenschaften und Management natürlicher Ressourcen an der Universität Kopenhagen.
Besonders positiv wirkt sich die vielfältige Agrarlandschaft, laut den Forschungsergebnissen, auf die Ernährungssicherheit aus. Entgegen aller Annahmen führt sie somit keineswegs zu einer Ertragsminderung. Noch dazu fördert eine diversifizierte Landwirtschaft die biologische Vielfalt und verbessert das soziale Wohlbefinden. Die größten positiven Effekte erzielten Strategien zur Erhaltung des Bodens und eine diversifizierte Tierhaltung.
Kaum negative Auswirkungen
Insgesamt gibt es nur wenige Diversifizierungsstrategien mit negativen Auswirkungen. Eine der weniger erfolgsversprechenden Maßnahmen zur Steigerung der landwirtschaftlichen Vielfalt ist, laut Studie, das Anpflanzen von Bäumen und Hecken. Hiernach scheinen sich zunächst keine positiven Effekte einzustellen.
„Wir können nicht mit Sicherheit sagen, was der Grund dafür ist. Aber es könnte an dem erhöhten Arbeitsaufwand liegen, der für das Pflanzen und die Pflege von Hecken und Bäumen auf landwirtschaftlichen Flächen erforderlich ist. Dies könnte sich negativ auf das Wohlbefinden auswirken. So dauert es lange, bis sich Bäume für landwirtschaftliche Betriebe auszahlen. Schon das Pflanzen der Bäume fordert einen sofortigen Tribut, und es dauert Jahre bis die Früchte geerntet werden können“, sagt Rasmussen.
Vielfalt in der Landwirtschaft fördern
Um aussagekräftige Forschungsergebnisse zu Diversifizierungsstrategien in der Landwirtschaft zu erhalten, haben die Forschenden umfangreiche Daten zusammengetragen. Diese basieren auf 24 Studien aus elf Ländern und fünf Kontinenten. Insgesamt wurden 2.655 landwirtschaftliche Betriebe befragt – von der Maisproduktion in Malawi über Kautschukplantagen in Indonesien bis hin zur kombinierten Forstwirtschaft und Rinderhaltung in Kolumbien sowie zum Winterweizenanbau in Deutschland. Trotz der ökologischen und wirtschaftlichen Unterschiede sind die Ergebnisse eindeutig: Vielfalt in der Landwirtschaft zahlt sich aus.
„Es ist eine einfache Botschaft, die wir an die verschiedenen Arten von Betrieben weitergeben können – ob es sich nun um kleine Betriebe in Südamerika oder Afrika oder um die fortschrittliche europäische Landwirtschaft handelt. Es gibt viele positive Effekte, die durch die Einführung von verschiedenen Strategien erzielt werden können – und sehr wenig zu befürchten“, sagt Ingo Grass von der Universität Hohenheim.