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Die globale Energiewende gewinnt mit der Solarenergie an Fahrt 09.06.2020, 10:16 Uhr

Photovoltaik weltweit auf der Überholspur

Der weltweite Solarmarkt boomt. In vielen Regionen ist die Photovoltaik (PV) bereits heute die günstigste Form für die Erzeugung von Strom und auf dem Weg dazu, eine der tragenden Säulen der Energieversorgung zu werden. Auch angesichts der globalen Klimaerwärmung setzen immer mehr Investoren, Bürger und Regierungen auf klimafreundlichen Solarstrom. Ein Gastbeitrag von Horst Dufner.

Der Eingangsbereich der Intersolar Europe

Der Eingangsbereich der Intersolar Europe auf der Messe München im Jahr 2019. Die weltweit führende Fachmesse für die Solarwirtschaft wird das nächste Mal von 9 - 11. Juni 2021 stattfinden.

Foto: Solar Promotion

International ist die Photovoltaik auf dem Vormarsch. Einige Zahlen: 2019 wurden weltweit Solarstromanlagen mit mehr als 121 Gigawatt (GW) installiert. 2018 waren es 109 GW. Die global installierte PV-Leistung stieg damit auf mehr als 580 GW. Die Angaben stammen von Marktforschern des New Yorker Instituts Bloomberg New Energy Finance (BNEF). Für dieses Jahr prognostizierten die Analysten einen Zubau von PV-Anlagen in Höhe von rund 140 GW, was einem Wachstum von gut 15 % entsprochen hätte.

PV-Markt in der Corona-Krise ziemlich robust

In Folge der Corona-Pandemie hat BNEF diese Vorhersagen mittlerweile nach unten korrigiert, doch verglichen mit anderen Wirtschaftsbereichen zeigt sich der PV-Markt in der Corona-Krise recht robust. So kam der Solarsektor in stark von der Pandemie betroffenen Ländern wie Spanien bisher nur mit minimalen Einbrüchen durch die Krise.

Nach Angaben von Brancheninsidern betrachteten Investoren PV-Projekte offensichtlich als solide und sichere Investition. Sie rechnen jedenfalls mit einem starken Nachfrageschub, sobald Corona-Beschränkungen zurückgefahren beziehungsweise aufgehoben werden.

Photovoltaik: Rapide Kostensenkung

Zentral für den weltweiten Aufstieg der PV ist deren rapide Kostensenkung. So fielen die Investitionskosten großer Solarstromanlagen in Deutschland innerhalb der letzten 15 Jahre um 75 %, so das Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Weltweit sind die Stromgestehungskosten der PV auf durchschnittlich 50 US-Dollar pro Megawattstunde (MWh) gefallen, gaben die BNEF-Marktforscher jüngst bekannt. Vor einem Jahrzehnt kostete die Erzeugung eines MWh Solarstrom noch weit über 300 Dollar.

Die Stromgestehungskosten neuer Solarparks in China, dem weltweit größten PV-Markt, liegen derzeit nach BNEF-Angaben sogar nur bei 35 Dollar pro MWh. Dies entspricht in etwa dem Niveau der Betriebskosten von Kohlekraftwerken.

Skaleneffekte machen den Unterschied

Die weltweit günstigsten PV-Projekte mit Stromgestehungskosten zwischen 23 bis 29 US-Dollar/MWh werden derzeit in China, Australien, Chile und den Vereinigten Arabischen Emiraten verwirklicht. Damit sind sie laut BNEF in der Lage, bestehende fossile Kraftwerke aus dem Markt zu drängen.

„Halten die bisherigen Trends an, rechnen wir damit, dass die Stromgestehungskosten der besten Photovoltaikprojekte bis 2030 auf unter 20 Dollar pro Megawattstunde fallen“, sagt BNEF-Analystin Tifenn Brandily.

Zu verdanken sind die Kostensenkungen vor allem technologischen Verbesserungen, dem Wettbewerb und Skaleneffekten, die besonders bei großen Solarparks zum Tragen kommen. Aufgrund von Größenvorteilen können dort die Betriebs- und Wartungskosten besonders stark gesenkt und Komponenten günstiger beschafft werden. Entsprechend nahm die durchschnittliche Größe von PV-Freiflächenanlagen in den vergangenen Jahren stark zu. Solarparks sind heute nach BNEF-Schätzungen weltweit mit durchschnittlich 27 Megawatt (MW) um ein Drittel leistungsstärker als noch vor vier Jahren.

Auf der Intersolar Europe zeigen Aussteller aus aller Welt neue Entwicklungen der Solarbranche – hier zu sehen Solarmodule.

Foto: Solar Promotion

Solarparks im Gigawatt-Maßstab

Einige PV-Kraftwerke überschreiten mittlerweile die Gigawatt-Schallmauer. Die Nase vorne hat derzeit der Bhadla Solar Park im indischen Bundesstaat Rajasthan mit einer installierten Leistung von 2,245 Gigawatt (GW). Der größte PV-Park in Europa entsteht derzeit in Südwestspanien in der Provinz Badajoz/Extremadura. Bauherr ist der spanische Energieversorger Iberdrola, der im Mai 2020 die Genehmigung für die Realisierung eines mit 590 MW nochmals größeren Solarparks Francisco Pizarro im Landesteil Extremadura beantragt hat.

Subventionsfrei durch langfristige Lieferverträge

Viele dieser großen Projekte werden mittlerweile subventionsfrei über langfristige Stromlieferverträge finanziert. Mit solchen „Power-Purchase-Agreements“ (PPAs) sichern sich Unternehmen gegen steigende Strompreise ab. Der PPA-Markt für erneuerbaren Strom wächst und legte 2019 weltweit um über 40 % gegenüber dem Vorjahr zu. Es wurden Lieferverträge für Strom aus PV- und Windkraftanlagen mit einer Leistung von 19,5 GW abgeschlossen, die meisten davon in den USA.

Lieferverträge für Groß und Klein

Auch in Europa liegen solare PPAs im Trend. Vorreiter ist hier wiederum Spanien. Im Februar 2020 wurde der bislang weltweit größte PPA-Vertrag im Solarsektor zwischen dem spanischen Energieversorger Audax Renovables und dem irischen Unternehmen Welink Investment Holdings geschlossen. Das Projekt betrifft PV-Anlagen in Spanien und Portugal mit einer Gesamtleistung von 708 MW.

Auch für Genossenschaften können PPAs interessant sein. So hat im März 2020 der Energieversorger EWS Elektrizitätswerke Schönau eG mit der Energiegenossenschaft InnSalzach eG (EGIS) einen mehrjährigen Liefervertrag für Solarstrom ab. Produziert wird der Strom in dem neu errichteten EGIS-Solarpark im niederbayerischen Unterdietfurt. Die Gesamtleistung der Anlage beträgt knapp 4,3 MW.

Kostengünstig für Verkehr und Power-to-X

Die Bedeutung der PV wird auch angesichts des globalen Trends zur Elektrifizierung und der Sektorenkopplung, sprich der Nutzung von Solarstrom für Wärme und Verkehr, weiter zunehmen. Der Bedarf an kostengünstigem Solarstrom, um etwa klimafreundliche Treibstoffe für Flugzeuge und Schiffe herzustellen oder Chemikalien mit sogenannten Power-to-X-Technologien, steigt rapide an. Hierbei bieten sich vor allem für Flächenländer mit hoher solarer Einstrahlung wie Marokko oder Chile neue Möglichkeiten.

Flächeneffizienz verbessern und Flächenknappheit überwinden

Aufgrund technologischer Neuerungen gelingt es auch, die PV-Wirkungsgrade stetig zu erhöhten und somit auf vorhandener Fläche mehr Solarstrom zu gewinnen. Im Trend liegen hier „bifaziale“ PV-Module, die auch das indirekte Licht auf der Rückseite nutzen, oder Halbzellenmodule, die mittels zwei parallel geschalteter Modulhälften deutlich leistungsfähiger sind.

Um die Flächenknappheit in etlichen Regionen zu überwinden, entstehen zudem weltweit immer mehr schwimmende Solarparks. PV Floating-Anlagen mit einer Leistung von rund zwei GW waren Ende 2019 weltweit installiert – vor allem in Asien. Doch auch in Europa liegen schwimmende Solarstromanlagen auf Binnengewässern im Trend etwa in den Niederlanden. Erste Pilotanwendungen gibt es mittlerweile auch auf dem Meer, anvisiert ist eine Kombination mit Offshore-Windkraftanlagen.

Eines der Highlights der Intersolar Europe im Jahr 2019 waren „schwimmende Solarparks“, sogenannte „Floating PV“-Anlagen.

Foto: Solar Promotion

Intersolar Europe: die internationale Bühne

Das Fazit: Die PV entwickelt sich dynamisch und mannigfaltig. Neue Akteure mit Innovationen und Geschäftsmodellen drängen in die Branche und erschließen neue Märkte. Die „Intersolar Europe“ bietet als weltweit führende Fachmesse der Solarbranche hierfür die passende internationale Bühne. Hier treffen die führenden Zulieferer, Hersteller und Händler sowie Start-ups der Solarbranche auf internationale Investoren, Projektentwickler, Systemintegratoren und Installateure, um die globalen Trends zu präsentieren. Die nächste Intersolar Europe wird in München vom 9. bis 11. Juni 2021 stattfinden.

https://www.intersolar.de/de/home

Von Horst Dufner

Horst Dufner, Leiter der Innovationsplattform „The smarter E Europe“, Solar Promotion GmbH