Warum Hausbesitzer bei Investitionen in Photovoltaik zögern
Die Bereitschaft von Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern, in Photovoltaik-Anlagen zu investieren, ist in Deutschland nach wie vor noch ausbaufähig. Neben hohen Kosten sind dafür offenbar auch Informationsdefizite verantwortlich, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
Die Zahl der Neuinstallationen von privaten PV-Anlagen ist in den Sommermonaten 2024 (Juni bis August) zurückgegangen. Basierend auf Zahlen des Marktstammdatenregisters haben Privatkunden (Anlagen bis 25 kWp) in diesem Sommer 268.000 neue PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1.304 MWp installiert. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 271.000 Anlagen mit 1.916 MWp. Zu diesen Zahlen kommt das Meinungsforschungsinstitut Civey, das die Umfrage im Auftrag des Photovoltaik-Herstellers Qcells durchgeführt hat.
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Von den befragten 2.500 Personen, die in einem eigenen Haus leben, gaben 64,1 % an, sich gar nicht oder nur wenig über finanzielle Förderungen und die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen informiert zu fühlen. Das deutet darauf hin, dass trotz vielfältiger Informationsangebote seitens der Regierung und privater Anbieter eine signifikante Wissenslücke besteht. Unklare oder unzureichende Informationen über die langfristige Rentabilität solcher Anlagen scheinen eine zentrale Rolle zu spielen. Zusätzlich zur Wissenslücke stellt die finanzielle Belastung durch die Anschaffungskosten eine erhebliche Hürde dar. Von den 5.000 Hausbesitzern, die derzeit keine PV-Anlage besitzen, nannten 50,8 % die hohen Kosten als Hauptgrund gegen eine Investition. Weiterhin gaben 34,2 % an, dass die Unsicherheit über den Zeitpunkt der Amortisation sie von einer Anschaffung abhält. Ein weiterer Hinderungsgrund ist die niedrige Vergütung für ins Netz eingespeisten Strom, die von 30,5 % der Befragten als Problem wahrgenommen wird.
In Bezug auf regionale Unterschiede zeigt sich, dass insbesondere in Brandenburg (63 %) sowie in Sachsen-Anhalt und im Saarland (jeweils 60 %) die hohen Kosten als primäres Hindernis wahrgenommen werden. Eine Ausnahme bildet Hamburg, wo die Frage der Wirtschaftlichkeit mit 46,2 % über den Anschaffungskosten (40,7 %) rangiert.
Ab wann sich die Photovoltaik-Anlage lohnt
Dennoch kann sich eine PV-Anlage, wie Berechnungen zeigen, langfristig lohnen, betont der Hersteller. Für einen typischen 4-Personen-Haushalt mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 4.200 kWh jährlich, amortisiere sich die Investition in eine PV-Anlage mit einer Leistung von 10,8 kWp innerhalb von 9,5 Jahren. Die Berechnung basiert auf einem Preis von 18.600 Euro für eine Anlage inklusive Stromspeicher und Installation. Bei einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 10.300 kWh könnten Hausbesitzer 3.400 kWh selbst nutzen und den Rest ins Netz einspeisen, was Einsparungen und Einnahmen von insgesamt 1.950 Euro pro Jahr ergebe.
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Noch schneller rechnet sich eine Solaranlage laut Qcells in Haushalten mit einer Wärmepumpe. Da hier ein zusätzlicher Strombedarf von etwa 5.000 kWh pro Jahr bestehe, steige der Eigenverbrauch. Dies führe zu einer jährlichen Ersparnis von etwa 2.600 Euro und verkürze die Amortisationszeit auf 7,2 Jahre.
Die Umfrage beleuchtet auch die Beweggründe von Hausbesitzern, die bereits in Photovoltaik investiert haben. Von den 2.000 befragten PV-Anlagen-Besitzern gaben 61,6 % an, dass sie durch die Aussicht auf Einsparungen bei den Stromkosten motiviert wurden. Für 54,9 % war die Unabhängigkeit von externen Energiequellen entscheidend. Besonders ausgeprägt ist dieser Aspekt bei den jüngeren Befragten im Alter von 18 bis 29 Jahren, von denen 97,4 % die Unabhängigkeit als Hauptgrund nannten.
Handlungsbedarf bei der Informationspolitik
44 % der Befragten sind der Ansicht, dass die Energiewende bessere Erfolgschancen hätte, wenn sich die Politik stärker an den Bürgern orientieren würde. Die derzeitige Kommunikation politischer Entscheidungsträger führt nach Einschätzung von Oliver Beckel, Head of Corporate Strategy bei Qcells, zu Unsicherheiten bei den Bürgerinnen und Bürgern. „Hausbesitzer brauchen Klarheit über den künftigen Kurs der Energiepolitik, wenn sie in Solaranlagen investieren sollen“, so Beckel. Unzureichende Kommunikation über bestehende Programme könne dazu beitragen, dass viele Hausbesitzer von einer Investition in erneuerbare Energien absehen. Eine verstärkte Aufklärung könne helfen, die finanziellen Vorteile von PV-Anlagen und anderen Technologien hervorzuheben und dadurch die Akzeptanz zu steigern.
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Elke von Rekowski