Zum E-Paper
Energieeffizienz 30.09.2024, 07:00 Uhr

Wassersysteme als Schlüssel zur Optimierung erneuerbarer Energien

Neue Forschungsergebnisse der Stanford University zeigen, wie Wassersysteme die Nutzung erneuerbarer Energien verbessern können. Die Studie präsentiert einen neuen Ansatz zur Anpassung des Energieverbrauchs von Wasserinfrastrukturen, um Netzstabilität und Kosteneffizienz zu steigern.

Halle einer Entsalzungsanlage.

Wassersysteme, wie etwas Entsalzungsanlagen, könnten ihren Energieverbrauch flexibler gestalten.

Foto: PantherMedia / Deyan Georgiev

Die zunehmende Integration erneuerbarer Energien in Stromnetze stellt eine große Herausforderung für die Balance zwischen Energieangebot und -nachfrage dar. Konventionelle Lösungen wie Batteriespeicher sind kostspielig und oft unzureichend. Eine vielversprechende Alternative bietet sich in der Flexibilisierung des Energieverbrauchs von Wassersystemen, die einen beträchtlichen Anteil am nationalen Stromverbrauch haben. Diese Anlagen könnten durch geschickte Anpassung ihres Betriebs an den Echtzeit-Energiebedarf ähnliche Vorteile wie Batteriespeicher bieten.

Um dieses Potenzial zu erschließen, haben Forscher einen Bewertungsrahmen entwickelt, der die Energieflexibilität von Wassersystemen aus verschiedenen Perspektiven analysiert. Dieser Ansatz berücksichtigt nicht nur den Wert für Netzbetreiber und Wassersystemmanager, sondern vergleicht auch die Effizienz mit herkömmlichen Energiespeicherlösungen wie Lithium-Ionen-Batterien.

Erneuerbare Energien und Wassersysteme: Ein vielversprechendes Duo

Dieser neuartige Bewertungsrahmen geht über einfache Kosten-Nutzen-Analysen hinaus und bezieht komplexe Faktoren wie Zuverlässigkeitsrisiken, Compliance-Anforderungen und Investitionskosten für Infrastrukturanpassungen ein. Die umfassende Betrachtungsweise ermöglicht eine realistische Einschätzung des Potenzials von Wassersystemen zur Unterstützung erneuerbarer Energien. In praktischen Tests an verschiedenen Wasserinfrastrukturen, darunter Meerwasserentsalzungsanlagen, Wasserverteilungssysteme und Kläranlagen, zeigte sich die Vielseitigkeit des Ansatzes.

Die Forscher untersuchten zudem die Auswirkungen unterschiedlicher Tarifstrukturen und Strompreise in verschiedenen US-Bundesstaaten, um ein breites Spektrum an Szenarien abzudecken. Die Ergebnisse der Studie sind beeindruckend: Wassersysteme könnten bis zu 30 Prozent ihres Energieverbrauchs in Zeiten geringerer Netzauslastung verlagern. Das würde nicht nur zu erheblichen Kosteneinsparungen führen, sondern auch das Stromnetz entlasten. Besonders Entsalzungsanlagen zeigten eine hohe Flexibilität, indem sie ihre Wasserproduktion an die Energieverfügbarkeit anpassen oder energieintensive Prozesse bei Spitzenlastzeiten reduzieren können. Die Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für das Einbeziehen erneuerbarer Energien in bestehende Infrastrukturen.

Optimierung erneuerbarer Energien durch intelligentes Wassermanagement

Der entwickelte Bewertungsrahmen bietet Netzbetreibern ein Instrument zur Einschätzung und Nutzung der Energieflexibilität verschiedener Wassersysteme. Er ermöglicht einen direkten Vergleich mit anderen Lösungen und unterstützt so eine effizientere Energieverteilung und -bepreisung. Gleichzeitig profitieren Wasserversorgungsunternehmen von der Möglichkeit, fundierte Entscheidungen über Anlagendesign und -betrieb in einem sich rasch wandelnden Energiemarkt zu treffen.

Diese doppelte Nutzenperspektive unterstreicht das Potenzial des Ansatzes zur Förderung erneuerbarer Energien. Ein Schlüsselelement für die erfolgreiche Umsetzung dieser Strategie ist eine angepasste Energiepreisgestaltung. Wassersysteme, die von zeitvariablen Stromtarifen profitieren können, haben den größten Spielraum, um ihren Verbrauch zu optimieren. In einigen Fällen könnten Anlagen sogar zusätzliche Einnahmen generieren, indem sie ihren Energieverbrauch in Zeiten hoher Netzbelastung reduzieren und an Energiesparprogrammen der Versorgungsunternehmen teilnehmen. Solche finanziellen Anreize könnten die Attraktivität und Wirtschaftlichkeit erneuerbarer Energien weiter steigern.

Perspektiven für erneuerbare Energien und Wasserinfrastruktur

Die Studie unterstreicht das Potenzial von Wassersystemen als flexible Verbraucher im Kontext erneuerbarer Energien. Sie bietet Wasser- und Energiemanagern ein Instrument, um ihre Ressourcen und Investitionen zu optimieren. Mit den richtigen Strategien und Rahmenbedingungen können Wassersysteme eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung eines nachhaltigeren und effizienteren Energiesystems spielen. Die Integration erneuerbarer Energien könnte durch diesen Ansatz nicht nur reibungsloser, sondern auch kostengünstiger gestaltet werden.

Die Forschung zeigt, dass die intelligente Nutzung von Wassersystemen ein vielversprechender Weg ist, die Herausforderungen erneuerbarer Energien zu bewältigen. Indem der Energieverbrauch in Wasserinfrastrukturen flexibler gestaltet wird, eröffnen sich neue Möglichkeiten zur Netzstabilisierung und Kostenoptimierung. Diese Herangehensweise könnte einen wichtigen Beitrag dabei leisten, die Klimaziele zu erreichen und eine nachhaltige Energiezukunft zu gestalten.

Von Julia Klinkusch