CO2-Emissionen erreichen neuen Höchstwert
Der weltweite Kohlendioxidausstoß durch fossile Brennstoffe wie Erdöl, Kohle und Erdgas steigt weiter an und das 1,5 Grad-Ziel rückt in weite Ferne. Das zeigt der neue Bericht des Global Carbon Projects. Demnach werden sich die fossilen CO2-Emissionen im Jahr 2023 auf voraussichtlich 36,8 Milliarden Tonnen summieren.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits spürbar: Extreme Wetterereignisse wie Starkregen, orkanartige Windböen, Hurrikans oder anhaltende Dürre nehmen zu, Eis und Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Meeresströmungen verändern sich und der globale Temperaturanstieg führt in Teilen der Welt zu Wasserknappheit, Ernteausfällen sowie Nahrungsmittelunsicherheiten.
Um die Erderwärmung und ihre die negativen Konsequenzen für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft zu begrenzen, einigten sich im Jahr 2015 197 Staaten auf ein globales Klimaschutzabkommen (Pariser Klimaabkommen). Dieses verfolgt das langfristige Ziel die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf „deutlich unter“ zwei Grad Celsius zu begrenzen, mit Anstrengungen für eine Beschränkung auf 1,5 Grad Celsius. Der neue Bericht des Global Carbon Projects zeigt nun jedoch, dass die weltweiten CO2-Emissionen viel zu hoch sind, um die angestrebten Klimaziele zu erreichen. Nach den Berechnungen der Forschenden werden sich die fossilen CO2-Emissionen im Jahr 2023 voraussichtlich auf 36,8 Milliarden Tonnen summieren und damit einen neuen Höchstwert erreichen. Dieser liegt 1,1 Prozent über den Emissions-Werten von 2022.
Regionale Unterschiede beim CO2-Ausstoß
Der Bericht zum globalen Kohlenstoffbudget geht auch auf die regionalen Unterschiede beim CO2-Ausstoß ein. Demnach sanken zwar die Emissionen im Westen, stiegen dafür aber in Indien und China um 8,2 und 4,0 Prozent. Den Anstieg der CO2-Emissionen führen die Forschenden teilweise auf eine verzögerte Erholung von den Auswirkungen der COVID-bedingten Lockdowns zurück. In Europa verzeichnen die Forschenden dagegen einen Rückgang der Emissionsrate um 7,4 Prozent. Gründe dafür seien die Energiekrise und der Ausbau der erneuerbaren Energien. In den USA sank die Emissionsrate um 3,0 Prozent, im Rest der Welt nur geringfügig um 0,4 Prozent.
CO2-Entnahmeverfahren müssen ausgebaut werden
Durch die Abholzung von Wäldern sind im Jahr 2023 etwa 4,1 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre gelangt. Das ist zwar etwas weniger als in den Jahren zuvor, doch immer noch zu viel, um den Effekt durch Aufforstung kompensieren zu können. Es müssen also neue Technologien eingesetzt werden, um das klimaschädliche CO2 effektiv reduzieren zu können. Darin sind sich auch die Forschenden einig: „Für die ‚Netto-Null‘ Emissionsziele sind in erster Linie massive Anstrengungen zur Emissionsreduktion unerlässlich. Für die Kompensation schwer vermeidbarer Emissionen wird zusätzlich ein starker Ausbau von CO2-Entnahmeverfahren notwendig sein“, sagt Clemens Schwingshackl, der die Abschätzungen der Landnutzungsemissionen im GCP-Bericht leitete.
Die sogenannte Direct Air and Carbon Storage (DACCS)-Technologie zielt darauf ab, Kohlendioxid direkt aus der Luft aufzunehmen und anschließend sicher zu speichern. Dieser Ansatz spielt bei der Reduzierung von atmosphärischen CO2 eine wichtige Rolle, allerdings steht die Technologie noch am Anfang ihrer Entwicklung.
El Niño beeinflusst CO2-Senken
Neben der Abholzung der Wälder wirkt sich auch El Niño indirekt auf die CO2-Emissionen in der Atmosphäre aus. Das Wetterphänomen beeinflusst beispielsweise Niederschlagsmuster, Meeresströmungen und Wassertemperaturen. Veränderungen, die sich wiederum auf die natürlichen CO2-Senken an Land und im Meer auswirken können. Laut dem Bericht des Global Carbon Projects hat die Landsenke im Jahr 2023 mit 10,4 Milliarden Tonnen CO2 wesentlich weniger Kohlendioxid aufgenommen als in den vorherigen Jahren. Die Forschenden sehen darin einen Zusammenhang zu dem Wetterphänomen. „In El-Niño-Jahren schwächelt die Landsenke, weil Regionen wie der Amazonas und Südostasien von Dürre und Feuern betroffen sind“, sagt Julia Pongratz, Professorin für Physische Geographie und Landnutzungssysteme an der LMU. Die Forschenden gehen davon aus, dass der Einfluss von El Niño auf die CO2-Senken weiter zunehmen und insgesamt zu einem Anstieg der atmosphärischen CO2-Werte im Jahr 2024 führen wird.
CO2-Emissionen steigen, das Kohlenstoffbudget schrumpft
Rechnet man noch die Emissionen aus der Landnutzung zu den fossilen CO2-Emissionen dazu, beläuft sich der globale CO2-Wert auf etwa 40 Milliarden Tonnen. In Anbetracht dieser Zahl rückt das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens in sehr weite Ferne. Zu diesem Ergebnis kommt auch der Bericht.
„Es erscheint unausweichlich, dass wir das 1,5 Grad-Ziel überschreiten werden – und die letzten Jahre haben uns drastisch vor Augen geführt, wie gravierend die Folgen des Klimawandels bereits jetzt sind. Von den Staats- und Regierungschefs auf der Klimakonferenz in Dubai müssen deutlich höhere Anstrengungen bei der Emissionsreduktion beschlossen werden, um wenigstens das zwei Grad-Ziel noch einzuhalten“, sagt Pongratz.
Der Bericht des Global Carbon Projects zeigt deutlich, wie dringend ein effektives Handeln in puncto Klimaschutz ist: Bleiben die aktuellen CO2-Werte weiterhin so hoch, könnte das restliche verfügbare Kohlenstoffbudget für eine 50-prozentige Chance, die Temperaturerhöhung auf 1,5 Grad zu begrenzen, bereits innerhalb von sieben Jahren aufgebraucht sein.