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Klimaschutz 28.08.2023, 07:00 Uhr

Heiße Luft: Emissionsgutschriften sind kein brauchbares Instrument

Sie sind ein Instrument, um Emissionen auszugleichen. Eine Forschergruppe hat sich nun mit diesen Emissionsgutschriften beschäftigt und kam zu einem erschreckenden Ergebnis. Die meisten halten kaum, was sie versprechen.

Hand mit Baum und Weltkugel

Sie gelten als vielversprechendes Instrument: Emissionsgutschriften. Forschende kamen nun zu einem anderen Ergebnis.

Foto: Panthermedia.net/sarayut

Emissionsgutschriften sind inzwischen aus verschiedenen Zusammenhängen bekannt und in unterschiedliche Branchen ein gängiges Instrument. Ein Beispiel: Sie planen eine Flugreise, bei der überdurchschnittlich viele Emissionen entstehen. Nun gibt es diverse Anbieter, bei denen Sie eine Kompensation erhalten. Das Prinzip funktioniert in der Regel so: Sie geben in dem Fall der Flugreise Hin- und Rückflug an, dazu die Sitzklasse, die Flugart und den Flugzeugtyp. Daraus errechnet sich Ihr Klima-Fußabdruck für diese Reise. Zudem erhalten Sie einen sogenannten Kompensationsbetrag. Diesen können Sie sogar flexibel erhöhen. Mit diesem Betrag sollen dann Klimaschutzprojekte unterstützt werden. Welche das sind, hängt von dem Anbieter ab, den Sie auswählen.

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In manchen Fällen unterstützen Sie mit dieser Kompensation den Ausbau von Solarenergie, Wasserkraft oder Biomasse-Anlagen. Andere fokussieren sich auf die Umweltbildung. Wieder andere pflanzen Bäume und setzen auf Aufforstung, um die Wälder zu stärken. In Verbindung mit Flugreisen werden häufig Schutzprojekte im Zusammenhang mit Aufforstungen und dem Schutz von Wäldern angeboten. Eine internationale Forschungsgruppe hat sich nun damit beschäftigt, wie diese Emissionsgutschriften überhaupt wirken.

Für Emissionsgutschriften gibt es einen Markt

Betrachtet man allein das Jahr 2022 kamen Emissionsgutschriften im Marktwert von gut zwei Milliarden Dollar zusammen. Darin sind nicht nur Flugreisen enthalten, sondern vor allem die Emissionsgutschriften, die auch als handelbare finanzielle Einheiten gelten. Denn seit dem Pariser Klima-Abkommen im Jahr 2015 fördert die Politik den Handel mit Emissionsgutschriften. Unternehmen, die mehr CO2 ausstoßen als sie dürfen, können von anderen Unternehmen Emissionsmengen in Form von Gutschriften kaufen, wenn diese ihre Mengen nicht komplett ausschöpfen.

Forschende der Vrije Universiteit Amsterdam in den Niederlanden, der Universität Bonn, der University of Cambridge (Vereinigtes Königreich) und des European Forest Institutes in Barcelona (Spanien), des Centers for International Forestry Research in Lima (Peru), der North Carolina State University in Raleigh (USA) und der  University of New South Wales in Sydney (Australien) haben nun 26 Projekte in sechs Ländern untersucht, wie wirkungsvoll die Emissionsgutschriften tatsächlich sind. Bei den Ländern handelt es sich um Peru, Kolumbien, Kongo, Tansania, Sambia und Kambodscha. Die Projekte waren in der Hauptsache solche, die zum Waldschutz beitragen sollten. Doch dem Ergebnis der Forschenden nach, war dies kaum der Fall.

Klimaschutzprojekte sollten weniger Emissionsgutschriften ausgeben

Bei den Projekten handelte es sich vor allem um sogenannte freiwillige REDD+-Projekte. REDD steht für Reducing Emissions from Deforestation and forest Degradation. Gemeint ist also die Minderung von Emissionen aus Entwaldung und die Schädigung von Wäldern in Entwicklungsländern. Die Forschenden betrachteten im Rahmen ihrer Studie nicht nur die Projekte an sich und die im Zusammenhang stehenden Emissionsgutschriften, sondern erstellten Szenarien, die Auskunft darüber gaben, was ohne das REDD+-Programm in den Regionen passiert wäre. Im Anschluss verglichen sie die jeweiligen Situationen miteinander.

Das Ergebnis überrascht: Die Forschenden gehen davon aus, dass ungefähr 90 Prozent der Gutschriften die Emissionen nicht ausgleichen. Es sei auch damit zu rechnen, dass Projekte, welche der Abholzung entgegenwirken sollen, nicht im erhofften oder erwünschten Maße greifen. Das bedeute wohl auch, dass diese Projekte mehr Gutschriften für Emissionen erstellen, als das Projekt eigentlich hergibt. „Wir machen uns selbst etwas vor, wenn wir diese Kompensationen kaufen“, sagt Thale A. P. West vom Institut für Umweltstudien der Vrije Universiteit Amsterdam. „Einzelpersonen und Organisationen geben Milliarden von Dollar für eine Strategie zur Eindämmung des Klimawandels aus, die nicht funktioniert, anstatt das Geld in etwas zu investieren, das tatsächlich etwas bewirken kann, zum Beispiel saubere Energie.“ Die Forschenden rufen deshalb dazu auf, entweder die bestehenden Methoden zu verbessern oder neue zu entwickeln, mit denen sich die emittierten Zertifikate verifizieren und fachgerecht beurteilen lassen.

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Von Nina Draese