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Wiederaufforstung zum Klimaschutz 22.07.2024, 07:00 Uhr

Junge Mangrovenwälder als effektive Kohlenstoffsenken

Eine neue Studie zeigt, dass neu angepflanzte Mangrovenwälder bereits nach 20 bis 40 Jahren erhebliche Mengen Kohlenstoff binden können. Die Forschenden liefern damit wichtige Erkenntnisse für den Klimaschutz und die Planung von Wiederaufforstungsprojekten in tropischen Küstenregionen.

Mangrovenwälder zu erhalten oder wiederaufzuforsten ist nicht nur für den Klimaschutz enorm wichtig. Foto: PantherMedia / fblanco7305

Mangrovenwälder zu erhalten oder wiederaufzuforsten ist nicht nur für den Klimaschutz enorm wichtig.

Foto: PantherMedia / fblanco7305

Mangroven sind äußerst effiziente Kohlenstoffspeicher. Sie können große Mengen CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und in ihrer Biomasse und in den Sedimenten speichern. Der Kohlenstoff, der in Mangrovensedimenten gespeichert wird, kann dort über Jahrhunderte bis Jahrtausende verbleiben, was zur langfristigen Reduktion der Treibhausgase in der Atmosphäre beiträgt. Doch wie effektiv sind neu gepflanzte, junge Mangrovenwälder?

24 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 12 Nationen widmeten sich der Frage, ob und in welchem Zeitraum künstlich etablierte Mangroven die Kohlenstoffbestände natürlicher Bäume erreichen können. Dazu werteten sie umfangreiche Datensätze der letzten vier Jahrzehnten aus, inklusive eigener Messungen und wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Dabei verglichen sie die Kohlenstoffbestände in ober- und unterirdischer Biomasse (Wurzeln, Stämme, Äste, Blätter) sowie im Sediment angepflanzter Mangroven mit den Werten natürlicher Bestände und untersuchten globale und regionale Muster. Auch die Bedeutung und der Einfluss verschiedener Mangrovenarten haben die Forschenden berücksichtigt.

Mischwälder sind wirksamer als Monokulturen

Nach ihren Langzeituntersuchungen zum Kohlenstoffbestand in der Biomasse angepflanzter Mangroven stellten die Forschenden die folgenden Ergebnisse heraus: 

  • Die ober- und unterirdische Biomasse von neu angepflanzten Mangroven wächst anfangs schnell und exponentiell. Nach 20 Jahren speichert sie bereits etwa 70 Prozent des Kohlenstoffs natürlich vorkommender Mangroven.
  • Dieser Wert bleibt bis zu 40 Jahre nach der Pflanzung nahezu konstant.
  • Wälder, die sich aus verschiedenen Mangrovenarten zusammensetzen, binden mehr Kohlenstoff als Monokulturen. 
  • Es gibt nur eine Ausnahme: Die angepflanzten Rhizophora-Mangroven binden nach 40 Jahren noch mehr Kohlenstoff in ihrer Biomasse als natürliche Bestände. 

Für die Kohlenstoffmengen im Boden (bis zu ein Meter Tiefe) fanden die Forschenden heraus: 

  • Zu Beginn beträgt die Kohlenstoffmenge in den Böden angepflanzter Mangroven etwa die Hälfte der natürlich vorkommenden Mangrovenwälder.
  •  Nach fünf Jahren erreichen die Böden etwa 75 Prozent der Kohlenstoffmenge natürlicher Mangroven, was sich bis 40 Jahre nach Pflanzung kaum ändert.
  • Die Untersuchungen zeigten keine signifikanten Unterschiede im Bodenkohlenstoffbestand verschiedener Mangrovenarten.

Mangroven-Aufforstung wichtig für den Klimaschutz

Die Forschenden hoffen, dass ihre Forschungsergebnisse die weltweiten Bemühungen zur Wiederherstellung von Mangroven vorantreiben. Denn diese sind nicht nur wichtige Kohlenstoffsenken, sondern schützen auch Küstenlinien vor Erosion, Sturmfluten und Tsunamis. 

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass es sich lohnt, Mangroven an tropischen Küsten zu pflanzen – sei es zur Renaturierung oder im Rahmen von Restaurierungskampagnen“, sagt Mitautor Tim Jennerjahn. „Angepflanzte Mangroven können innerhalb von 20 bis 40 Jahren drei Viertel des Kohlenstoffgehalts natürlicher Wälder erreichen und so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“

Allerdings betonen die Forschenden auch, dass die Anpflanzung neuer Mangrovenwälder weder ein Ersatz noch ein Ausgleich für die Erhaltung intakter Bestände ist. Denn die Modelle zeigen, dass die Neubepflanzung in allen potentiell wiederherstellbaren Mangrovengebieten weniger als ein Prozent der jährlichen globalen Emissionen über 20 Jahre absorbieren würde. Aus diesem Grund sei der Erhalt bestehender Mangrovenbestände von größter Bedeutung.

Doch neben den historischen Verlusten haben Landnutzungsänderungen, extreme Wetterereignisse und Erosion in den letzten fünfzig Jahren 35 Prozent der weltweiten Mangrovenflächen zerstört. Zudem können Veränderungen im Klima die Bedingungen für Mangrovenstandorte langfristig verändern.

KI soll den Rückgang der Artenvielfalt stoppen

Mangroven bergen Chancen für Umweltschutzmaßnahmen

Für die Wiederaufforstung und Restaurierung von Mangrovengebieten liefert die Studie jedoch wichtige Erkenntnisse zur Zeitspanne, in der angepflanzte Mangroven die Kohlenstoffbestände intakter natürlicher Mangrovenwälder erreichen.  Es ist wichtig, die richtigen Arten zu pflanzen, die an die spezifischen Standortbedingungen angepasst sind. Ein Mangel an Artenvielfalt kann das gesamte Ökosystem destabilisieren. So sind beispielsweise Mischpflanzungen besonders effektiv und führen zu einem höheren Kohlenstoffbestand. Dazu sollten Rhizophora-Mangroven Bestandteil der Mischwälder sein, da diese Arten besonders hohe Zuwachsraten haben. 

„Unsere Untersuchungen erleichtern es Stakeholdern, Ziele für Wiederherstellungs- oder Aufforstungsprojekte zu setzen und Fortschritte zu verfolgen. Mangrovenaufforstung kann somit besser geplant werden, um Klimaschutz, Artenvielfalt und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, erklärt Mangrovenforscher Jennerjahn. 

Insgesamt tragen Mangroven auf vielfältige Weise zum Umweltschutz bei, indem sie ökologische, ökonomische und soziale Vorteile bieten und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit von Küstenökosystemen und Gemeinschaften stärken. 

 

 

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