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Klimawandel 15.01.2024, 07:00 Uhr

Rekordtemperaturen im Jahr 2023 verschlimmern weltweite Naturkatastrophen

2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die hohen Temperaturen führten weltweit zu schweren Stürmen und Überschwemmungen sowie zu Dürren und Waldbränden. Das geht aus einem Forschungsbericht der Australian National University hervor. Dieser zeigt auch, wie in Zukunft ein Jahr mit einer Erwärmung um 1,5 Grad Celsius aussehen könnte.

Wärmere Oberflächentemperaturen des Meeres können die Intensität von Stürmen erhöhen.
Foto: PantherMedia /
SergeyNivens

Wärmere Oberflächentemperaturen des Meeres können die Intensität von Stürmen erhöhen.

Foto: PantherMedia / SergeyNivens

Nach Daten des Klimawandeldienstes Copernicus, dem Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union, war bisher kein einziges Jahr so warm wie 2023. Die Erde hat beinahe die 1,5 Grad-Grenze überschritten. Die Folge: Stürme, Überschwemmungen, Dürren und Waldbrände treten immer häufiger auf. Das belegen neue Forschungsergebnisse der Australian National University (ANU). Die Ergebnisse, die im Global Water Monitor Report 2023 veröffentlicht wurden, beruhen auf großen Datenmengen von Bodenstationen und Satelliten, um Echtzeitinformationen über Niederschläge, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Boden- und Grundwasserbedingungen, Vegetation, Flussläufe, Überschwemmungen und das Volumen von Seen zu erhalten. Sie zeigen, dass die hohen Temperaturen den globalen Wasserkreislauf tiefgreifend beeinflussen und sich dadurch Naturkatastrophen weltweit verschlimmern.

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Hohe Temperaturen führen zu Dürren und Waldbränden

Die erhobenen Forschungsdaten zeigen, dass 2023 viele Regionen der Erde unter Trockenheit litten. Vor allem in Nordargentinien und den angrenzenden Regionen sowie in Südwesteuropa herrschte laut dem Global Water Monitor Report extreme Trockenheit. Die ausbleibenden Niederschläge und hohen Temperaturen verschlimmerten zudem die mehrjährigen Dürren in Südamerika, Ostafrika und im Mittelmeerraum. „In insgesamt 77 Ländern wurde die höchste Jahresdurchschnittstemperatur seit mindestens 45 Jahren gemessen“, sagt Albert van Dijk, Professor der ANU und Hauptautor des Berichts. Nach der Trockenheit folgten Waldbrände. In Kanada waren die Waldbrände so groß, dass sie nicht mehr zu löschen waren und ganze Gebiete durch das Feuer zerstört wurden. In Europa waren vor allem Portugal, Spanien und Griechenland von Waldbränden betroffen.

Dijk erklärt, dass in den letzten zwei Jahrzehnten die Lufttemperatur gestiegen und die Luftfeuchtigkeit gesunken ist. Diese Tatsache habe zu Hitzestress und einem erhöhten Wasserbedarf für Menschen, Pflanzen und Ökosystemen geführt. Gleichzeitig habe diese Veränderung die Dürren verschärft.

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Steigende Temperaturen begünstigen Stürme und Starkniederschläge

Während in einigen Regionen langanhaltende Dürre herrschte, wurden andere Gebiete durch starke Stürme und Niederschläge verwüstet. Eine extrem nasse Jahreszeit in Südkorea, Indien und Pakistan führte zwischen Juni und August zu Erdrutschen und Überschwemmungen. In Griechenland, Libyen, Neuseeland und Australien richteten ungewöhnlich starke Wirbelstürme, begleitet von extremen Niederschlägen, große Schäden an. „In einigen Gebieten um Cairns in Australien wurden mehr als 800 Millimeter Regen gemessen. Die sintflutartigen Regenfälle führten zu großflächigen Überschwemmungen. Das lag daran, dass sich der Zyklon viel langsamer bewegte als erwartet“, sagt Dijk. Seiner Einschätzung nach, habe der Anstieg der Meeresoberflächen- und Lufttemperaturen die Stärke und Niederschlagsintensität von Monsunen, Zyklonen und anderen Sturmsystemen erheblich verstärkt. So ist es nicht verwunderlich, dass 2023 im Südosten Afrikas der langlebigste Zyklon herrschte, der jemals aufgezeichnet wurde. „Die jüngsten Wirbelstürme und intensiven Stürme in Australien und anderen Gebieten der Erde sollten nicht als isolierte Ausnahmeerscheinungen betrachtet werden, sondern als Teil eines globalen Musters, das im Jahr 2023 ganz klar zu erkennen war“, gibt der Professor zu bedenken.

Naturkatastrophen als globale Bedrohung

Der Bericht der Forschenden der Australian National University zeigt, wie sehr steigende Temperaturen das gesamte Klimasystem beeinflussen. So verändern die hohen Temperaturen nicht nur Niederschlagsmuster, wodurch einige Regionen unter Trockenheit leiden und andere Regionen extrem hohe Niederschlagsraten verzeichnen. Eine steigende Durchschnittstemperatur ist auch mit einem Anstieg von extremen Wetterereignissen verbunden, darunter Hitzewellen, Starkregen, Stürme und Überschwemmungen. Laut den Forschenden ist damit zu rechnen, dass insbesondere die Häufigkeit und Intensität von Regenfällen und Flussüberschwemmungen noch deutlich zunehmen wird. „Angesichts des globalen Ernährungsproblems, der Krise der biologischen Vielfalt und der äußerst dringenden Notwendigkeit, die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, gehören Dürren, Sturzfluten und Waldbrände zu unseren größten globalen Bedrohungen, sagt Dijk.“ Die Vergangenheit hat bereits gezeigt, wie verheerend Naturkatastrophen sein können. Neben der Gefahr für den Menschen, können sie erhebliche Schäden anrichten und ganze Ökosysteme zerstören. Dazu kommt, dass sozial und wirtschaftlich benachteiligte Gesellschaften besonders unter den Folgen von Naturkatastrophen leiden und die soziale Ungleichheit auf diese Weise weiter verschärft wird.

Man könnte die negativen Folgen des Klimawandels und der damit verbundenen Zunahme von Extremwetterereignissen ewig weiter ausführen. Fakt ist: Wenn die Menschheit weiterhin auf fossile Brennstoffe setzt, wäre 2023 kein Rekordjahr mehr, sondern in Zukunft Normalität.

Von Ines Klawonn