Online-Tool soll die Artenvielfalt im Meer stärken
Wissenschaftler aus Australien haben ein neues Online-Tool namens Reef Adapt entwickelt. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit von im Meer lebenden Arten zu stärken. Das Tool nutzt genetische Daten, um Gebiete mit anpassungsfähigen Populationen zu finden und unterstützt so die Wiederherstellung und den Schutz der Artenvielfalt in den Ozeanen.
Angesichts des wachsenden menschlichen Einflusses auf die Weltmeere sowie des voranschreitenden Klimawandels hat ein australisches Forscherteam unter der Leitung von Georgina Wood von der Flinders University ein neues Online-Tool entwickelt. Reef Adapt soll Meeresmanager und andere Fachleute dabei unterstützen, die Widerstandsfähigkeit von marinen Arten zu stärken. Das Tool ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Experten des NSW Department of Primary Industries and Regional Development (NSW DPIRD), der Flinders University und der University of Western Australia (UWA). Ziel ist es, die verfügbaren Möglichkeiten zur Förderung vielfältiger, anpassungsfähiger und widerstandsfähiger Meeresökosysteme zu erweitern und so die Artenvielfalt zu schützen.
Wie in einem aktuellen Artikel in Communications Biology beschrieben, greift Reef Adapt auf genetische Daten verschiedener Meerestierarten zurück, darunter riffbildende Korallen und habitatbildende Kelpgewächse, eine Algenart. Das Tool lässt sich jedoch auch auf andere Arten ausweiten. Mithilfe dieser Daten werden Gebiete kartiert, in denen Populationen vorkommen, die an gegenwärtige und zukünftige Umweltbedingungen angepasst sind. Die neuartige Webplattform ermöglicht es schnell genetische, biophysikalische und umweltbezogene Informationen in die Planung von Initiativen zur Wiederherstellung der Meeresumwelt einzubinden. Reef Adapt stellt Nutzerinnen und Nutzern Karten zur Verfügung. Diese zeigen die Gebiete mit Populationen, die unter aktuellen und zukünftigen Klimaszenarien für spezifische Wiederherstellungsstandorte geeignet sind.
Reef Adapt fördert Artenvielfalt durch globale Daten und Nutzerbeteiligung
Die Plattform enthält zunächst Daten für 27 Arten, die an 420 Probenahmestellen weltweit gesammelt wurden. Nutzerinnen und Nutzer haben zudem die Möglichkeit, eigene Daten auf der Website hochzuladen, um den Erhalt weiterer Arten und Gebiete zu unterstützen. Während es für die Wiederherstellung erdgebundener Ökosysteme bereits Richtlinien zur Saatgutbeschaffung gibt, wie die US National Seed Strategy und Australiens Florabank, ist Reef Adapt eines der ersten Tools für marine Umgebungen. Das Projekt folgt ähnlichen Ansätzen wie an Land, etwa dem australischen NSW Restore and Renew-Programm. Dabei gilt es, den Zugang zu genetischen Daten zu erleichtern sowie den unterstützten Genaustausch zu verbessern. Reef Adapt trägt somit dazu bei, die Artenvielfalt in den Meeren zu schützen und zu fördern.
Georgina Wood, Australian Research Council Early Career Industry Fellow an der Flinders University und Adjunct Research Fellow an der UWA, erläutert die Bedeutung des Tools vor dem Hintergrund der weltweiten Bemühungen, Ökosysteme wieder neu zu beleben. Erst kürzlich wurde das Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt verabschiedet, das darauf abzielt, bis 2030 30 Prozent der geschädigten Ökosysteme wiederherzustellen. „Neben der zunehmenden Größe von Projekten zum Wiederaufbau der Meeresumwelt muss sichergestellt werden, dass die Praktiken mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen Schritt halten, einschließlich der Nutzung modernster genomischer Informationen, um fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, woher das Material für die Wiederherstellung bezogen werden soll“, erklärt Dr. Wood.
Artenvielfalt stärken: Reef Adapt macht Klimaanpassung zum zentralen Konzept
„Unsere Welt verändert sich heute schneller als je zuvor. Idealerweise würde jedes Wiederherstellungsprojekt die Klimaanpassung in sein Konzept einbeziehen, aber die dafür erforderlichen Daten sind in der Regel schwer zugänglich. Reef Adapt gibt diese Informationen direkt an Managerinnen und Manager sowie Fachleute weiter“, erläutert Wood. Die benutzerfreundliche Webplattform stellt wichtige genetische Informationen für Regierungs-, gemeinnützige und kommunale Organisationen bereit und macht essenzielle Daten einfach zugänglich. Das Team erhofft sich dadurch eine Verbesserung der unmittelbaren und langfristigen Ergebnisse der Instandsetzung und somit einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt in den Meeren. Reef Adapt unterstützt die Entwicklung klimaresistenter Bestände, die den zukünftigen Bedingungen in den Ozeanen standhalten können.
Wissenschaftlicher Durchbruch zum Schutz der Artenvielfalt in den Meeren
Melinda Coleman, leitende Forschungswissenschaftlerin des NSW DPIRD, sieht in Reef Adapt ein Werkzeug, das modernste Genomdaten und Meereslandschaftsanalysen nutzt, um Entscheidungen bei der Regeneration der Meere und in Programmen zur unterstützten Anpassung zu treffen. Das Tool richtet sich an Meeresmanager und -managerinne, Restaurierungsexperten und -expertinnen, Interessengruppen, einschließlich der Aquakultur, und alle, die sich für die Wiederherstellung der Meere einsetzen. Der Nature-Artikel und das Benutzerhandbuch enthalten Fallstudien zu ökologisch und evolutionär vielfältigen Arten wie Hirschhornkorallen, Blumenkohlkorallen, Goldseetang und Seegras. Für die Entwicklung von Reef Adapt wurden fast 10.000 Referenzdaten aus der populationsgenetischen Literatur sowie Umweltdaten und ozeanografische Modelle gesammelt.