Adaptierbare Kalkulationssoftware beflügelt innovative Antriebslösungen
Fertiger bewegen sich heute in hochdynamischen Märkten. Immer schnelllebigere Innovationszyklen haben dabei die Anforderungen an eine wirtschaftliche Produktion rapide steigen lassen. Was hilft? Die Freiheit, selbst zu programmieren – wie das Beispiel eines Antriebstechnikherstellers zeigt.
Für den Schwarzwälder Spezialisten für Antriebstechnik GSC Schwörer gehören individuelle und adaptierbare Lösungen für die sich wandelnden Kundenbedürfnisse zur über 75-jährigen Firmengeschichte. Eine flexible Kalkulationssoftware hat sich dabei bestens bewährt: Seit über zehn Jahren erfüllt sie für das Unternehmen alle Anforderungen, die an eine transparente und exakte Angebotskalkulation gestellt werden.
Lange Historie mit stetiger Weiterentwicklung
Individualität, Präzision und Qualität – getreu dieses Leitbildes fertigt die GSC Schwörer GmbH seit 1936 individuelle Antriebslösungen und richtet ihre Produkte dabei stets an den Anforderungen der Kunden aus. So begann die Firmengeschichte mit der Herstellung von feinmechanischen Zulieferteilen für die florierende Schwarzwälder Uhrenindustrie. Die Präzisionsteile kamen vor allem in Kuckucksuhren zum Einsatz. In der Nachkriegszeit lag der Bedarf woanders: So fertigte man fortan Produkte zur Sicherung der Grundversorgung, wie Tabakhäckselmaschinen, Sturmfeuerzeuge und Nudelmaschinen.
Mit dem Generationenwechsel in den Siebzigern widmete man sich neuen Produktsparten und fertigte Tachoantriebe für Zweiräder oder kundenspezifische Zeichnungsteile für die Kfz-Industrie. Es folgte die systematische Entwicklung, Konstruktion und Fertigung von Verzahnungsteilen und kundenspezifischen Antriebslösungen. Heute ist GSC Schwörer Spezialist für Getriebe und Getriebemotoren, die zum Beispiel in der Fördertechnik, in Textilmaschinen oder in der Gebäude- und Medizintechnik zum Einsatz kommen. Außerdem fertigt das Unternehmen Getriebe für Profiwerkzeuge und ist Zulieferer im Bereich der Elektromobilität und Verfahrenstechnik.
Kunden benötigen individuelle Lösungen
„Individuelle Kundenbedürfnisse fordern individuelle Produktlösungen“, sagt Stefanie Fricke, die bei GSC Schwörer für die Arbeitsvorbereitung und Kalkulation zuständig ist. Individuell ist im Unternehmen deswegen auch die Angebotskalkulation: „Dabei setzte man lange auf manuell ausgefüllte Kalkulationsbögen. Die Laufzeit der Maschinen musste da beispielsweise jedes Mal neu berechnet und die Werte händisch übertragen werden“, beschreibt Stefanie Fricke den Prozess vor Einführung der Kalkulationssoftware. Dabei war auch nicht transparent, mit welchen Schnittwerten gerechnet wurde: Lediglich das Ergebnis wurde festgehalten. Die daraus resultierende Fehleranfälligkeit, geringe Nachvollziehbarkeit und mangelnde Übertragbarkeit der Aufgaben an Kollegen, etwa im Krankheitsfall, sollten mit der Suche nach einer geeigneten Softwarelösung der Vergangenheit angehören.
Flexibilität als Anforderung an die Kalkulation
Im Zentrum der Lösungssuche stand die Adaptierbarkeit an das sich stetig im Wandel befindliche Produktportfolio. An die Angebotskalkulation wurden demzufolge auch flexible Anforderungen gestellt. „Die Software sollte unsere Fertigung abbilden: Unsere Maschinenparameter und Schnittdaten mussten sich in der Lösung wiederfinden. Wir wollten eine exakte und schnelle Kalkulation einführen und besonders verlässliche Zeiten und Kosten erreichen“, erläutert Stefanie Fricke.
Dabei bestand eine Anforderung in der Nachvollziehbarkeit, mit welchen Parametern gerechnet wurde: Die Berechnungen sollten reproduzierbar werden. Die Entscheidung fiel nach einer Marktanalyse auf die HSi GmbH aus Erfurt, einen Softwarespezialist für Kalkulation und Arbeitsplanung in der Fertigung (www.hsi4m.com). „Mit der Angebotskalkulation mit dem Namen ,HSkalk‘ können wir schnell Angebote auf Basis der technischen Randbedingungen erstellen und direkt an unsere Kunden versenden. Das bedeutet eine enorme Zeitersparnis“, so Stefanie Fricke.
Datensatz an unternehmensspezifische Besonderheiten anpassbar
Mit HSkalk können Anwender exakte Angebote und Kalkulationen zeiteffizient erstellen. Bei der Berechnung lässt sich auf Erfahrungswerte zurückgreifen und Sollzeiten können mithilfe der HSi-Technologiebasis ermittelt werden. Dieser vordefinierte Datensatz besteht aus Verfahrensbausteinen für nahezu alle mechanischen Bearbeitungsprozesse. Dabei sind die Werte und Regeln flexibel an unternehmensspezifische Besonderheiten adaptierbar. So bildet die Lösung die Prozesse der Angebotskalkulation bei GSC Schwörer exakt ab. Die Planzeitberechnung erfolgt durch Abarbeitung des Regelwerks in der HSi-Technologiebasis.
Die ermittelten Planzeiten bilden dann die Grundlage für die Vor- und Angebotskalkulation. Sie liegen bei einer Beauftragung der Arbeitsvorbereitung unmittelbar vor. Die Software unterstützt zudem die Bildung von Kalkulationsvarianten, sodass im Vergleich die optimale Variante ausgewählt werden kann. Die Kalkulationen lassen sich auch optisch an das Corporate Design des Unternehmens und den benötigten Angebotsaufbau anpassen. Nach Abschluss der Kalkulation kann die Erstellung des Kundenschreibens aktiviert werden. Automatisch generiert das System dann das Anschreiben sowie die Textpassagen zum Angebot, die in Deutsch und Englisch bereits hinterlegt sind. Eine integrierte Adressverwaltung unterstützt den Versand.
Hoher Vorfertigungsgrad sorgt für kurze Einführungszeit
Bei GSC Schwörer kommen die HSi-Verfahrensbausteine für Räumen und Stoßen sowie Sägen, Verzahnen, Schleifen, Bohren, Fräsen und Drehen zum Einsatz. Sie lassen sich flexibel modifizieren und an die Besonderheiten im Unternehmen anpassen. Dazu werden sie während der Einführungsphase mit unternehmensspezifischen Technologiedaten und Regelwerken versehen und in der Folge kontinuierlich gepflegt- An die fertigungstechnischen Veränderungen bezüglich Maschinen, Werkzeugen und Werkstoffen lassen sie sich gut anpassen.
Der hohe „Vorfertigungsgrad“ dieser Verfahrensbausteine sorgte für eine kurze Einführungszeit der Lösung bei GSC Schwörer. „Der Aufbau von HSkalk ist sehr intuitiv. Hat man einen Baustein verstanden, sind auch die anderen klar“, so Stefanie Fricke.
Programmieren, was Fertigung und Kalkulation weiterbringt
„Wir schätzen sehr die Freiheit, mit einer flexiblen Lösung viel selber anpassen zu können. Mit anderen Anbietern hatten wir die Erfahrung gemacht, dass für jede Adaption der Hersteller ins Boot geholt werden musste“, so Stefanie Fricke weiter. Da sei immer viel Zeit ins Land gestrichen, bis Angebote und Termine abgestimmt waren. So überlege man bei GSC Schwörer fortlaufend, was Fertigung und Kalkulation weiterbringe und nutze gerne die Möglichkeiten der Lösung, eigenständig Berechnungsschritte zu programmieren.
Jüngster Wurf war dabei die automatisierte Berücksichtigung des Energiekostenzuschlags, welchen angesichts der politischen Entwicklungen aktuell nahezu jeder Lohnbearbeiter veranschlagt „Auch einen ganzen Lohnarbeitsgang haben wir schon selber programmiert, oder auch die Werkzeugkosten pro Teil beim Räumen“, fügt Stefanie Fricke hinzu. Dank seiner Adaptierbarkeit bildet die Lösung stets die aktuell zur Verfügung stehenden Fertigungstechnologien im Unternehmen ab. Einen weiteren Vorteil sieht Stefanie Fricke darin, dass alle Berechnungsschritte in einer Software abgebildet sind. So entfallen für GSC Schwörer aufwendige Systemsprünge. Auch kunden- und zeitraumbezogene Auswertungen sowie eine Angebotssuchfunktion nach frei definierbaren Kriterien bietet die Lösung.
Vom Schwarzwald ins Erzgebirge: Weil Innovation Tradition hat
In einem Unternehmen, in dem Innovation Tradition hat, und dass sich stetig an die sich wandelnden Kundenbedürfnisse anpasst, kann eine starre Softwarelösung den Anforderungen nicht genügen. Als 1993 ein weiteres Wachstum am Standort im Schwarzwald nicht mehr realisierbar war, gründete man kurzerhand die B&S Metallbe- und -verarbeitungs GmbH im sächsischen Zwönitz, die heute rund 80 Mitarbeiter zählt. Das Unternehmen im Erzgebirge fertigt hochpräzise Zerspanungsteile auf 5300 Quadratmetern.
HSkalk soll nun auch dort zum Einsatz kommen. Da ist es gut, mit HSi einen flexiblen Softwarepartner an der Seite zu haben. Und Stefanie Fricke genießt auch bei der Einführung von HSkalk beim Tochterunternehmen die Freiheit, selber zu programmieren: „Im Zuge der Einführung gehen wir mit den Kollegen in wöchentlichen, virtuellen Terminen alle Verfahren durch und passen die Datenbasis an die Werte der dort eingesetzten Maschinen und Arbeitsgänge an“, erläutert sie die neue Ausbaustufe. Das nehme zwar viel Zeit in Anspruch, aber für sie steht fest: „Man lernt dabei auch sehr viel von beiden Standorten und wir bekommen ein besseres Verständnis füreinander. So ergeben sich wiederum Optimierungspotenziale: Unsere Kalkulation kann noch genauer werden. So können wir mittelfristig auch mehr Aufträge abarbeiten, weil unsere Kalkulationen passgenauer das abbilden, was realistisch in der Fertigung auf uns zukommt.“
Stets auf Empfang bleibt dabei das offene Ohr der Softwareexperten aus Erfurt: Stefanie Fricke fühlt sich somit bei jeder Anpassung kompetent begleitet.
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Silvia Funke ist freie Fachjournalistin aus Leipzig. Foto: Autorin