Assistenzsystem bringt Mensch und Maschine in der Fertigung zusammen
Zwei Marktführer intensivieren ihre Partnerschaft, um die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) in allen Branchen voranzutreiben. Erster Ansatz ist der „Industrial Copilot“: Der Assistent mit generativer KI soll die Produktivität und Kollaboration von Mensch und Maschine optimieren. Weitere Copiloten für diverse Branchen sind in Planung.
Microsoft, der US-amerikanische, international tätige Hard- und Softwareentwickler, und das deutsche Technologieunternehmen Siemens vertiefen ihre Kooperation. Das gemeinsame Ziel lautet, die Vorteile generativer KI in zahlreichen Branchen sowie auf der ganzen Welt zugänglich zu machen. Als ersten Schritt stellen die beiden Unternehmen den „Siemens Industrial Copilot“ vor. Der führende Automobilzulieferer Schaeffler AG agiert dabei als Vorreiter: Er gilt als einer der ersten industriellen Nutzer.
Fachwissen zweier Marktführer in einer Lösung vereint
Der gemeinsam entwickelte, KI-unterstützte Assistent dient der Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine in der Fertigung. Darüber hinaus soll die Integration zwischen der „Teamcenter“-Software von Siemens, die das Product Lifecycle Management (PLM) unterstützt, sowie von „Microsoft Teams“ den Weg zum industriellen Metaversum weiter ebnen. Außerdem wird dadurch die funktionsübergreifende, virtuelle Zusammenarbeit von Entwicklungsingenieuren, Mitarbeitenden im Kundenservice und anderen Teams vereinfacht.
„Mit dieser nächsten KI-Generation haben wir die einmalige Chance, Innovationen im gesamten Industriesektor zu beschleunigen“, sagt Satya Nadella, Chairman und CEO von Microsoft. „Wir bauen auf unserer langjährigen Zusammenarbeit mit Siemens auf und kombinieren KI-Fortschritte in der Microsoft Cloud mit dem industriellen Fachwissen von Siemens, um sowohl Frontline- als auch Knowledge-Worker mit neuen, KI-gestützten Tools zu begleiten.“
„Die gemeinsame Vision von Siemens und Microsoft ist es, Kunden die breite Nutzung von generativer KI zu ermöglichen“, sagt Roland Busch, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. „Die Technologie hat das Potenzial, zu revolutionieren, wie Unternehmen designen, entwickeln, fertigen – letztlich den ganzen Betrieb. Durch eine einfachere Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine können Ingenieure Software schneller entwickeln, Innovationen gefördert und der Fachkräftemangel bewältigt werden.“
Über die Kooperationspartner
Die Microsoft Deutschland GmbH wurde im Jahr 1983 als Niederlassung der Microsoft Corporation (ansässig in Redmond, USA) gegründet. In Deutschland sind über 3.000 Mitarbeiter*innen an sieben Standorten (Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Walldorf) beschäftigt. Gemeinsam mit 30.000 Partnern in Deutschland unterstützt der Softwarespezialist Unternehmen durch innovative Lösungen für die intelligente Cloud und das Intelligent Edge, damit sie erfolgreich für die digitale Transformation aufgestellt sind. Daneben ist Microsoft ein weltweit führender Anbieter in vielen weiteren Bereichen – wie produktive Softwarelösungen, IT-Sicherheit oder innovative Hardware und Entwicklungsplattformen, die auch auf der „Open-Source“-Technologie basieren.
Die Siemens AG (Berlin und München) ist ein Technologieunternehmen mit Fokus auf die Felder Industrie, Infrastruktur, Mobilität und Gesundheit. Im Fokus stehen ressourceneffiziente Fabriken, widerstandsfähige Lieferketten, intelligente Gebäude und Stromnetze, emissionsarme und komfortable Züge sowie eine fortschrittliche Gesundheitsversorgung (als mehrheitlicher Eigentümer des börsennotierten Unternehmens „Siemens Healthineers“). Durch die Kombination der „realen und digitalen Welten“ sollen Kunden in die Lage versetzt werden, ihre Industrien und Märkte zu transformieren. Im Geschäftsjahr 2022 (bis 30. September 2022) erzielte der Konzern einen Umsatz von 72,0 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit rund 311.000 Menschen.
Ein neues Zeitalter der Kollaboration zwischen Mensch und Maschine
Der Industrial Copilot wurde entwickelt, um den Anwendenden zu befähigen, komplexe Programmiercodes für die Automatisierung zügig zu generieren, zu optimieren und Fehler zu beseitigen. Ein weiterer Vorteil: Simulationszeiten lassen sich erheblich verkürzen. Ein mehrere Wochen dauernder Prozess wird so auf wenige Minuten reduziert. Der Copilot beinhaltet die auf „Xcelerator“ – der offenen digitalen Business-Plattform von Siemens – bereitgestellte Automatisierungs- und Prozesssimulationstechnologie. Diese wird nun um „Azure OpenAI Service“ von Microsoft erweitert. Kunden behalten dabei jederzeit die vollständige Kontrolle über ihre Daten. Wichtig für die User: Diese firmeneigenen Daten werden nicht zum Training der zugrunde liegenden KI-Modelle genutzt.
Der entwickelte Assistent zielt darauf ab, die Produktivität und Effizienz über den gesamten industriellen Lebenszyklus hinweg zu steigern. Wartungspersonal wird mittels natürlicher Sprache und detaillierten Reparaturanweisungen unterstützt, während Ingenieure einen schnellen Zugang zu Simulationstools erhalten.
Die Vision: Copiloten für alle Branchen generieren
Siemens und Microsoft teilen die Vision, dass Copiloten künftig Beschäftigte verschiedenster Branchen – einschließlich der Bereiche Fertigung, Infrastruktur, Transport und Healthcare – bei ihrer Arbeit unterstützen können. Im Fertigungsbereich, beispielsweise in der Automobil-, Konsumgüter- oder Maschinenbaubranche, sind bereits verschiedene Copiloten in Planung. Die Schaeffler AG ist eines der ersten Unternehmen in der Automobilindustrie, bei dem generative KI in der Engineering-Phase zum Einsatz kommt. Damit hilft sie ihren Ingenieuren, einen zuverlässigen Code zur Programmierung industrieller Automatisierungssysteme (beispielsweise Industrieroboter) zu generieren. Schaeffler plant darüber hinaus, den Copiloten auch im Betrieb einzuführen, um so die Ausfallzeiten für ihre Kunden wesentlich zu reduzieren.
„Mit diesem gemeinsamen Pilotprojekt treten wir in ein neues Zeitalter der Produktivität und Innovation ein. Die neue Lösung wird die Zahl der Routineaufgaben reduzieren und dazu beitragen, die Effizienz unseres Teams zu steigern und die Kreativität zu fördern. Wir freuen uns sehr, mit den beiden renommierten Partnern bei diesem Projekt zusammenarbeiten zu dürfen“, resümiert Klaus Rosenfeld, CEO der Schaeffler Group.
Generative KI erleichtert die virtuelle Kooperation
Um die teamübergreifende virtuelle Zusammenarbeit weiter voranzutreiben, wird ab Dezember 2023 die Teamcenter-App für Microsoft Teams bereitgestellt. Diese neue App vernetzt unterschiedliche Funktionen mithilfe fortschrittlicher generativer KI, beispielsweise Mitarbeitende im Kundenservice mit den Teams in der Produktentwicklung. Zudem wird sie Beschäftigten in Fabriken und im Außendienst den Zugriff auf Daten erleichtern, indem die branchenführende Teamcenter-Software für PLM mit der führenden Kollaborationsplattform Microsoft Teams verbunden wird. Millionen von Beschäftigten, die aktuell keinen Zugriff auf PLM-Tools haben, wird auf diese Weise die Beteiligung am Design- und Fertigungsprozess im Arbeitsalltag erleichtert.
Weitere Details zum Siemens Industrial Copilot werden auf der Messe „SPS“ in Nürnberg (14. bis 16. November 2023) bekannt gegeben. Die SPS – Smart Production Solutions (vormals „SPS IPC Drives“) ist eine der größten internationalen Fachmessen für elektrische Automatisierungstechnik.
Das könnte Sie auch interessieren:
Vier „Augen“ sehen mehr als zwei: Pressteile automatisiert handhaben
Was gibt es Neues in der Automatisierungstechnik?
Maschinensicherheit: Europäische Anforderungen entwickeln sich weiter
Wireless-Kommunikation in der Produktion – Schlüssel für nachhaltige Prozesse