Digitalisieren von Geschäftsprozessen richtig angehen
Effizienter, analytischer und intelligenter digitalisieren möchten viele Unternehmen – doch zu welchem Preis? Der Digitalisierung verschiedener Wirtschaftszweige wie dem verarbeitenden Gewerbe stehen steigende Energiemengen und -kosten gegenüber.
Diesen Trend belegt auch eine aktuelle Studie der Georg-August-Universität Göttingen und des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim (ZEW). Muss das Thema unter diesem Aspekt „neu unter die Lupe genommen werden“ und welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Ein Experte für mechanische Bauelemente und Automatisierungstechnik stellt seine Einschätzung vor.
Ist die Technologie Stromsparer oder Stromfresser?
Die Digitalisierung eröffnet (Fertigungs-)Betrieben auf den ersten Blick viele Vorteile: Wiederkehrende Abläufe können mithilfe passender Anwendungen so automatisiert werden, dass Experten nur noch zum Überprüfen und Korrigieren benötigt werden. Die dadurch frei gewordene Arbeitszeit können Unternehmen dann besser anderweitig einsetzen, etwa zum Weiterentwickeln des Geschäfts.
Neben dem Einsparen menschlicher Arbeitszeit lassen sich Prozesse mithilfe digitaler Technologien zudem effizienter und transparenter gestalten, was wiederum Zeit und Geld spart. Auch das Überbrücken räumlicher und zeitlicher Grenzen wird für das geschäftliche Zusammenarbeiten zunehmend wichtiger. Via „Remote-Work-Tools“ gelingt abgestimmtes Arbeiten immer besser – egal, ob vom Büro, von unterwegs, aus dem Home-Office oder über verschiedene Betriebsstandorte hinweg.
Maschinen, Daten- und Energieströme korrekt einschätzen
Zur Produktionsunterstützung setzen verarbeitende Unternehmen immer häufiger ausgereifte Maschinen ein. Damit verbrauchen sie mehr Strom und stoßen einen Großteil der weltweiten CO2-Emissionen aus: In 2020 verantworteten produzierende Unternehmen etwa 38 Prozent des Energieverbrauchs und 26 Prozent der CO2-Emissionen auf der Erde. Auch der Einsatz kollaborativer Roboter (Cobots), von End-to-Ende-Monitoring-Lösungen, von Remote-Work- und Predictive-Maintenance-Tools erzeugen stetig wachsende Daten- und Energieströme. Gespeichert, sortiert und geleitet werden die Daten häufig in großen Rechenzentren, die für ihren Betrieb wiederum sehr viel Strom benötigen. Die eigene ökologische Bilanz zu verbessern, ist daher eine wichtige und langfristige Aufgabe für das verarbeitende Gewerbe.
Engineering-Prozesse zugunsten des Klimaschutzes umgestalten
Um diese Aufgabe zu bewältigen und Prozesse nachhaltiger zu gestalten, bedienen sich Produktionsbetriebe häufig des ingenieurtechnischen Verfahrens „Green Engineering“. Im Fokus stehen dabei das ganzheitliche Analysieren, Entwickeln und Bewerten energie- und stoffwirtschaftlicher Prozesse zum Schutz natürlicher Ressourcen.
Digitalisierungstechnologien wie Sensoren und Datenanalysen erlauben es, Ressourcenverbräuche zu untersuchen, zu steuern und zu minimieren. Neben sinkenden Energieverbräuchen und Emissionen lässt sich durch den vernetzten Einsatz umweltfreundlicher Technik auch die Produktivität des verarbeitenden Gewerbes erhöhen. Doch je mehr Prozesse digitalisiert werden, desto mehr digitale Geräte setzen Unternehmen ein und umso mehr negative Umweltwirkungen treten auf.
Technologien versus absolute Einsparungen
Eine aktuelle Studie von reichelt elektronik, Sande, zeigt, dass für die große Mehrzahl der befragten Unternehmen ein „Trade-off“ existiert: und zwar zwischen dem Einsatz digitaler Technologien und den absoluten Energieeinsparungen. Mit steigendem Einsatz digitaler Technologien steigt die verbrauchte Energie binnen eines Jahres um 1,03 Prozent, der Stromverbrauch sogar um 1,34 Prozent. Die zur Stromerzeugung verbrauchte Energie aus fossilen Brennstoffen ändert sich dagegen kaum. Daraus folgt, dass der Gesamtanstieg des Energieverbrauchs hauptsächlich durch den höheren Stromverbrauch der digitalen Technologien verursacht wird. Deshalb ist es für Betriebe äußerst sinnvoll, diese permanent auf dem neuesten Stand zu halten – und zudem kontinuierlich nach energieeffizienten Alternativen zu suchen.
Durchdacht handeln und die Verbräuche senken
Produzierende Betriebe müssen gut überlegt digitalisieren und ihre Stromverbräuche nachhaltig senken. Dafür integrieren immer mehr verarbeitende Betriebe etwa Photovoltaikanlagen auf den Dächern ihrer Produktions- und Fertigungshallen. Zudem verbessern sie das Erfassen ihrer Energiedaten und optimieren ihre Maschinenauslastungen mit KI (Künstliche Intelligenz)-Lösungen. Auch das Kennzeichnen energieeffizienter Soft- und Hardware durch das Siegel „Blauer Engel“ trägt zum nachhaltigen Digitalisieren bei.
Damit die Maßnahmen langfristig wirken, gilt es, stets auf dem aktuellen Stand der technologischen Entwicklung zu bleiben und neue Lösungen – sinnvoll vernetzt – im Produktionsbetrieb zu verankern. Dabei können qualifizierte Zuliefer Unterstützung bieten: Die Experten aus Sande (www.reichelt.de) zählen beispielsweise zu den bekanntesten europäischen Online-Distributoren für Elektronik und IT-Technologie und vertreiben weltweit mehr als 130.000 Produkte. Dies umfasst Bauelemente, Entwicklerboards sowie Single-Board-Computer, Sicherheitstechnik, außerdem Komponenten für die Licht- und Messtechnik, PC- und Netzwerktechnik sowie für die Stromversorgung.
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Tobias Thelemann ist Produktmanager Mechanische Bauelemente und Automatisierungstechnik bei reichelt elektronik in Sande. Foto: reichelt elektronik