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Synergien in der digitalen Wirtschaft heben 16.09.2024, 11:16 Uhr

Twin Transformation: Symbiose aus Digitalisierung und Nachhaltigkeitsmanagement

In der heutigen – äußerst schnelllebigen – digitalen Welt müssen Unternehmen dauerhaft anpassungsfähig und innovativ sein, um ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten. Während die Digitalisierung lange Zeit im Vordergrund stand, gewinnt nun auch die Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung.

Ohne Digitalisierung ist auch in Fertigungsunternehmen keine umweltbewusste Geschäftsausrichtung möglich. Grafik: Panthermedia

Ohne Digitalisierung ist auch in Fertigungsunternehmen keine umweltbewusste Geschäftsausrichtung möglich. Grafik: Panthermedia

Beide Themen sind jedoch eng miteinander verbunden, denn oft schafft erst die digitale Transformation die Grundlage für ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement, während Nachhaltigkeit der Digitalisierung eine klare Ausrichtung und Sinn verleiht. Kurzum: Ohne Digitalisierung keine umweltbewusste Geschäftsausrichtung. Um einen konzertierten Übergang zu einer nachhaltigen und digitalen Wirtschaft – der Synergien schafft – umzusetzen, wurde das Konzept der sogenannten Twin Transformation erarbeitet. Dieser strategische Ansatz ermöglicht es Unternehmen, durch die Integration von Technologien wie AI (Artificial Intelligence), IoT (Internet of Things) und Big Data Analytics ihren digitalen und ökologischen Wandel gleichzeitig voranzutreiben.

Twin Transformation sorgt für mehr betriebliche Effizienz

Durch die Optimierung von Geschäftsprozessen und der Ressourcennutzung können Unternehmen ihre Produktivität erhöhen, Betriebskosten senken und so die Rentabilität steigern. Auch mit begrenzten Ressourcen bleiben sie flexibel gegenüber Marktveränderungen. Zudem ermöglicht die Analyse großer Datenmengen eine fundierte, datengestützte Entscheidungsfindung. Das übergeordnete Ziel der Twin-Transformation ist demnach die Steigerung der betrieblichen Effizienz.

Der Twin-Transformation-Kompass zeigt im Überblick die zahl­reichen Handlungsfelder im Unternehmen. Grafik: proalpha

Ein elementarer Teilaspekt ist dabei die Stärkung nachhaltigen Wirtschaftens. Unternehmen werden befähigt, gesetzliche Regularien wie beispielsweise die CSRD-Richtlinie [1] zu erfüllen und gleichzeitig den sich permanent verändernden Kundenanforderungen im globalen Markt gerecht zu werden. Denn Konsumenten legen zunehmend Wert auf nachhaltige Geschäftspraktiken und bevorzugen Unternehmen, die Umweltstandards einhalten und soziale Verantwortung übernehmen. Die Integration nachhaltiger Praktiken stärkt deshalb sowohl das Markenimage als auch die Vertrauensbildung bei den Verbrauchern und damit gleichzeitig auch die Marktposition.

Auch die Integration moderner Technologien und die Nutzung von Big Data Analytics trägt zu einer verbesserten Kundenbindung bei, da Unternehmen so ein tieferes Verständnis für deren Bedürfnisse und Wünsche gewinnen. Das ermöglicht personalisierte Angebote und Dienstleistungen, die die Kundenzufriedenheit steigern. Insgesamt stärkt die Umstellung auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell durch eine Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks mithilfe energieeffizienterer Prozesse und die Nutzung erneuerbarer Ressourcen die Position von Unternehmen am Markt langfristig. Denn insbesondere die Fähigkeit, eine steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen bedienen zu können, ist ein zentraler Faktor, um sich positiv von Marktbegleitern abzuheben.

ERP als Herzstück der Twin Transformation in der Fertigungsindustrie

Die Implementierung der Twin Transformation in Fertigungsunternehmen erfordert eine sorgfältige Planung und Durchführung. Dabei spielt das im Betrieb genutzte ERP-System, wie etwa von proalpha, eine entscheidende Rolle, indem es die Verbindung zwischen digitaler Transformation und Nachhaltigkeit sicherstellt. Die folgenden Schritte verdeutlichen, wie ERP (Enterprise Resource Planning)-Systeme Unternehmen maßgeblich dabei unterstützen, die Twin Transformation als strategischen Imperativ erfolgreich umzusetzen. In sechs Steps wird deutlich, welche spezifischen Aufgaben sie in den jeweiligen Phasen übernehmen.

Die Methodik schöpft Synergien aus der digitalen Transformation und der Nachhaltigkeitstransformation. Grafik: proalpha

1. Ist-Analyse und Zielsetzung:

In der Anfangsphase wird ein umfassendes Audit des aktuellen digitalen und nachhaltigen Reifegrades des Unternehmens durchgeführt. Hier helfen ERP-Systeme, indem sie eine zentrale Datenquelle bieten, die alle relevanten Informationen zur Unternehmensleistung in Bezug auf digitale und nachhaltige Kriterien bereitstellt. Auf Basis dieser Daten können präzise Ziele für die Digitalisierung und Nachhaltigkeit gesetzt werden.

2. Strategieentwicklung:

Die Entwicklung einer integrativen Unternehmensstrategie, die sowohl digitale Technologien wie IoT oder AI als auch nachhaltige Praktiken wie Ressourceneffizienz und CO2-Reduktion umfasst, ist der nächste Schritt. ERP-Systeme unterstützen diese Strategieentwicklung, indem sie eine Plattform bieten, die technologische Innovationen und ökologische Verantwortung strategisch miteinander verknüpft. Dadurch wird eine ganzheitliche und effektive Transformationsstrategie ermöglicht.

3. Technologie-Implementierung:

In dieser Phase erfolgt die Einführung fortschrittlicher Technologien wie digitaler Zwillinge, Automatisierung und Datenanalyse zur Optimierung der Produktion. ERP-Systeme spielen hierbei eine zentrale Rolle, indem sie als Rückgrat für die Integration dieser Technologien fungieren und so sicherstellen, dass die neuen digitalen Prozesse nahtlos in die bestehenden Unternehmensstrukturen integriert werden.

4. Nachhaltigkeitsmaßnahmen:

Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen wie Energieeffizienzprogramme, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Lieferketten sind eng mit dem ERP-System verknüpft. Durch die Integration von Lösungen in das ERP-System, etwa für das CO2– und Energiemanagement oder ein nachhaltiges Beschaffungswesen [2], kann die Energieeffizienz verbessert, die Ressourcennutzung optimiert und die Lieferkette resilienter werden. Dies ermöglicht eine transparente und effiziente Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele.

5. Change Management:

ERP-Systeme unterstützen den Change-Prozess im Zuge der Twin Transformation, indem sie als Single Source of Truth für alle relevanten Daten und Prozesse fungieren und so die Integration digitaler und nachhaltiger Maßnahmen vereinfachen. Dadurch gestaltet sich der Wandel effizienter und transparenter, es wird schneller ein höheres Akzeptanzlevel innerhalb der Belegschaft erreicht und damit die Um- und Durchsetzung einer neuen Prozesskultur erleichtert.

6. Überwachung und Optimierung:

Schließlich müssen die implementierten Maßnahmen kontinuierlich überwacht und optimiert werden. ERP-Systeme analysieren dabei relevante Daten in Echtzeit und geben Handlungsempfehlungen, wo notwendige Anpassungen vorzunehmen sind. Dies gewährleistet, dass Unternehmen sowohl technologisch als auch ökologisch stets Up-to-date sind und die gesteckten Ziele effektiv erreicht werden.

Fazit und Ausblick

Die Twin Transformation – als Konzept zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen mittels Digitalisierung – ermöglicht es Unternehmen, ihre Effizienz zu steigern und gleichzeitig ökologische Verantwortung zu übernehmen. ERP-Systeme bilden dabei das Herzstück bei der Orchestrierung und Optimierung dieser Transformation. Da das Thema Nachhaltigkeit – insbesondere aufgrund immer weitreichenderer Regularien, einem veränderten Bewusstsein der Konsumenten und indirekter Reportingpflichten innerhalb großer Lieferketten – für Unternehmen auch mittlerer Größe eine immer wichtigere und erfolgsentscheidende Rolle einnimmt, wird ihre Bedeutung bei der Integration neuer Technologien und nachhaltiger Praktiken zukünftig noch weiterwachsen.

Literatur

  1. https://www.csr-in-deutschland.de/DE/CSR-Allgemein/CSR-Politik/CSR-in-der-EU/Corporate-Sustainability-Reporting-Directive/corporate-sustainability-reporting-directive-art.html
  2. https://enit.io/de/

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