3D-Druck vor dem Durchbruch zur Serientauglichkeit?
Die weltweit führende Messe für additive Fertigung und moderne industrielle Produktion „Formnext“ geht an den Start. Für die industriellen Anwender der neuen Technologie ist vor allem die Frage spannend, welche Serienreife der 3D-Druck inzwischen erreicht hat.
Die Messe findet vom 15. bis zum 18. November 2022 in Frankfurt/Main statt. Sie verzeichnet ein hohes Anmeldeergebnis und setzt gleichzeitig auch inhaltlich neue Maßstäbe. Mit rund 800 Ausstellern und einer gebuchten Bruttofläche von mehr als 50.000 Quadratmetern wurden bereits im September die Zahlen aus dem Vorjahr deutlich übertroffen. Das Rahmenprogramm berichtet über die aktuellen Themen und Innovationen der additiven Fertigung (Additive Manufacturing – AM ) von der Bauindustrie über die Luftfahrt bis hin zu Keramikanwendungen und Investitionen. Es soll diesmal so umfangreich und vielseitig wie nie zuvor sein – beste Gelegenheit, sich über die neuesten Trends und Chancen zu informieren.
Besonderes Kennzeichen: hohe Innovationsdichte der Aussteller
Die Messe fokussiert vom Design über die Herstellung bis zur Serie die effiziente Realisierung von Produktideen. Wie wichtig die Formnext für die Branche ist, zeigen die vielen Innovationen, die die Aussteller bereits angekündigt haben. Sie reichen von neuen Fertigungstechnologien und Anlagen bis zu Neuheiten aus der gesamten Prozesskette – vom Material bis zur Nachbearbeitung.
„Die hohe Innovationsdichte ist seit Jahren ein besonderes Markenzeichen der Formnext und sorgt immer wieder dafür, dass von hier aus Innovationen und Entwicklungen in der Industrie angestoßen und beschleunigt werden“, so Sascha F. Wenzler, Vice President Formnext, Mesago Messe Frankfurt. Zu den angemeldeten Ausstellern zählen die großen Namen der Branche wie 3D Systems, Arburg, BigRep, DMG Mori, EOS, Markforged, Materialise, SLM Solutions, Stratasys, Trumpf oder Voxeljet. Daneben zeigen zahlreiche namhafte internationale Konzerne ihre Lösungen entlang der gesamten Prozesskette, unter anderem BASF, Covestro, Henkel oder Sandvik.
Vielfältiges Rahmenprogramm mit Vorträgen und Sonderschauen
Das Angebot der „AM4U-Area“ wird deutlich ausgebaut. Es umfasst unter anderem die Themen Start-ups und Investments (Dienstag, 15.11.2022), dezentrale Fertigung, Partnerland Frankreich (Mittwoch, 16.11.), sowie AM in Ausbildung und Karriere (17.11.). Am Freitag, den 18.11.2022, wird der Einsatz von AM in Keramikanwendungen beleuchtet. Sämtliche Inhalte der AM4U-Bühne sowie Eindrücke, Stimmen und vieles mehr werden live im Formnext.TV gestreamt. Besucher können im Nachgang die Messeinhalte ansehen, die sie vor Ort verpasst haben.
Bereits zum achten Mal findet die „Start-up Challenge“ statt, die innovative und tragfähige Geschäftsideen junger Unternehmen auszeichnet. Der Ideenwettbewerb „purmundus challenge“ feiert sein 10. Jubiläum mit einer Sonderschau „Best of 10 Years“. Darüber hinaus wird auch 2022 das vom Content Partner TCT organisierte Konferenzprogramm aktuelle Trends und Entwicklungen von AM thematisieren. Hochrangige Redner diskutieren hier über moderne Entwicklungen in der Medizintechnik, der Aerospace- sowie der Automobilindustrie. Auch der VDMA engagiert sich: Er zeigt seine Sonderschau mit industriellen AM-Anwendungen und „Business Cases“ aus der Welt des Maschinenbaus und gibt mit Vorträgen auf der AM4U-Bühne weitere Einblicke.
Das für die gesamte AM-Industrie und für Anwender wichtige Feld der Normen und Standards wird auch in diesem Jahr wieder von Experten und Entscheidern aus der gesamten Welt auf dem renommierten „ASTM-Standards-Forum“ diskutiert, das bereits am Vortag, dem 14.11.2022 stattfindet. Neu im Rahmenprogramm ist zudem die Veranstaltung „Wohlers Report Live at Formnext 2022“ am gleichen Tag im Anschluss an das Standards-Forum, bei der die Teilnehmer einen Überblick über die AM-Industrie und viele wertvolle Einblicke in die Themen Materialien und Bauteilproduktion, die Zukunft von AM und vieles mehr erhalten.
Gehen 3D-Drucker nun in die industrielle Serienfertigung?
Die große Frage für die Besucher lautet: Ist die Additive Fertigung wirtschaftlich „auf Augenhöhe“ mit der konventionellen Fertigung? Trumpf, Ditzingen, möchte den Beweis erbringen und setzt für dieses Thema auf seine langjährige Maschinenbaukompetenz. „Sinkende Bauteilkosten bringen die additive Fertigung (AM) im Vergleich zur konventionellen Fertigung auch aus wirtschaftlicher Sicht zunehmend auf Gleichstand. Unsere Anlagen sind bereit für die industrielle Fertigung in hohen Stückzahlen“, sagt Richard Bannmüller, Vorsitzender der Geschäftsführung von Trumpf Lasertechnik Deutschland.
Das Unternehmen nutzt den 3D-Druck bereits in Serie für seine eigene Teilefertigung. „Die Vorteile der additiven Fertigung überwiegen bei einigen unserer Bauteile im Vergleich zu allen herkömmlichen Fertigungsverfahren. Für uns ist beispielsweise die TruPrint 3000 entscheidend für den Einsatz im eigenen Haus“, sagt Bannmüller. Bei dem Hochtechnologieunternehmen laufen die AM-Maschinen mit eigenen Serienbauteilen 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. 3D-Druck-Experten unterstützen dabei die anderen Fachbereiche beim Identifizieren und Entwickeln von AM-Applikationen und bei der Produktion. Zu den additiv gefertigten Serienbauteilen gehören Linsenhalter und Motorkühler für die Laser.
Einsatz in vielen Branchen möglich
Additive Fertigung von Serienteilen ist mittlerweile in vielen Branchen angekommen. „Unser Kunde Heraeus fertigt additiv beispielsweise Komponenten für Kopfhörer. Es gibt in der Industrie aber noch viel brach liegendes Potenzial, beispielsweise die Serienfertigung von Fahrradteilen mit Metalldruck. Denkbar ist auch eine Serienfertigung von AM-Teilen in der Automobilindustrie“, sagt Bannmüller. Konstrukteure können bei der additiven Fertigung das Design der Bauteile völlig neu denken und anderweitig nicht umsetzbare Geometrien drucken – beispielsweise Hohlräume.
Als Grundlage dient dem Unternehmen die jahrzehntelange Kompetenz in den Feldern Maschinenbau und Lasertechnik. „Unsere robusten Anlagen liefern wiederholgenaue Ergebnisse und sind damit in besonderem Maße industrietauglich. Hier hilft uns unsere Erfahrung“, sagt René Kreissl, Leiter Business Unit Additive Manufacturing. In den AM-Anlagen sind zum Beispiel die eigenen Laserquellen verbaut. Außerdem wird die Automatisierung der Maschinen vorangetrieben. „Unsere AM-Anlagen sind in teilautomatisierte Fertigungslinien integrierbar. Anders als unsere Wettbewerber haben wir offene Systeme, was Software und Pulver betrifft“, sagt Kreissl.
Viele spannende Themen auf der Formnext 2022
Das Hochtechnologieunternehmen bietet traditionell Fertigungslösungen in den Bereichen Werkzeugmaschinen und Lasertechnik. 2021/22 erwirtschaftete es mit rund 16.500 Mitarbeitern einen Umsatz von 4,2 Milliarden Euro. Produktionsstandorte befinden sich in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich und der Schweiz, in Polen, Tschechien, den USA, Mexiko und China. Bei den Anwenderbranchen für ihre AM-Lösungen fokussieren sich die Ditzinger auf die Raum- und Luftfahrt, die Medizintechnik und Dentalbranche sowie den Werkzeug- und Formenbau. „Bei AM-Anlagen für die Dentalbranche sind wir Marktführer. Diese Position wollen wir noch ausbauen“, sagt Kreissl. Dafür kommt zur Messe als Weltpremiere eine neue Maschinenvariante auf den Markt, die dreimal so produktiv sein soll wie die Vorgängervariante.
Außerdem präsentiert das Unternehmen auf der Leitmesse für die additive Fertigung eine überarbeitete Version der „TruPrint 5000“. Diese ist künftig auch mit einem grünen Laser erhältlich. Anwender können damit auch große Kupferbauteile drucken. Auch die Auswahl an Pulverlegierungen für die 3D-Druck-Anlagen wurde erweitert. Auf der Formnext sind neue Titan-, Aluminium-, Edelstahl- und Werkzeugstahllegierungen für die additive Fertigung zu sehen, die neue Applikationen erschließen oder bestehende Anwendungen mit neuen Pulvern verbessern.
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