Horn-Gruppe trauert um ihren langjährigen Unternehmenslenker
Die herausragende Unternehmerpersönlichkeit Lothar Horn ist gestorben. Die Maschinenbaubranche verliert damit einen Pionier und Visionär, der sich weit über den Bereich der Werkzeugtechnologie hinaus verdient gemacht hat.
Der Unternehmer Lothar Horn ist am 5. Februar 2023 nach langer, schwerer Krankheit im Alter von nur 66 Jahren gestorben. Der langjährige Geschäftsführer der Paul Horn GmbH in Tübingen formte die Horn-Gruppe in seiner Schaffenszeit zu einem international erfolgreichen Hersteller für Präzisionswerkzeuge mit Produktionsstandorten in England, Italien, Tschechien und den USA. Hinzu kommen Vertriebsstandorte in Frankreich, Ungarn, China, Mexiko, Türkei und Thailand. Das Unternehmen ist heute der größte gewerbliche Arbeitgeber in Tübingen. Als Vorsitzender des VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge war Lothar Horn von 2009 bis 2019 „Sprachrohr“ seiner Branche.
Sein Sohn Markus, seit 2018 Geschäftsführer der Paul Horn GmbH, wird das Unternehmen in der dritten Generation weiterführen, gemeinsam mit Matthias Rommel, ebenfalls Geschäftsführer.
Rückblende
Der technologiebegeisterte Betriebswirt Lothar Horn trat 1991 in das elterliche Unternehmen ein. Zuvor sammelte er Erfahrungen in der Informationstechnik-Branche und in Unternehmensberatungen. Am 1. Januar 1995 wurde er Geschäftsführer. Sein Schaffen war durch stetige, überdurchschnittliche Investitionen in die Infrastruktur und die Technologie geprägt. 1999 schuf er am Tübinger Stammwerk neue Produktions- und Verwaltungsstätten sowie ein Vorführ-, Forschungs- und Entwicklungszentrum. Der Neubau vereinte damit erstmals alle Geschäftsprozesse an einem Standort, einschließlich eines Beschichtungszentrums.
Um die Spitzenposition auf dem Weltmarkt weiter auszubauen, entstand neben dem Tübinger Stammhaus ein weiteres Fertigungsgebäude. Das Unternehmen verdoppelte damit die Produktionsfläche. Seit der Fertigstellung 2016 ist es das größte industriell genutzte Gebäude in Tübingen.
Ein Highlight im Tübinger Werk sind stets die „Horn-Technologietage“, bei denen das Unternehmen seine Türen für Kunden und Geschäftspartner öffnet und besonders intensive Einblicke bietet. Fachvorträge, praktische Anwendungen, Exponate, eine „Produktion unter Strom“, verschiedene Partneraussteller sowie persönliche Gespräche sind der Kern der Veranstaltung. Zur letzten Austragung im Jahr 2019 kamen 4700 Interessenten; für 2023 ist die Fortsetzung geplant.
Vertrauen in Technologie und Menschen
„Technologie bestimmt die Kosten“, – dieser Satz steht für Lothar Horns innovative Triebkraft, mit Hochpräzisionswerkzeugen am Weltmarkt erfolgreich zu sein. Beim Ausbau von Produktions- und Verwaltungsgebäuden ging es stets auch um die Neuorganisation von Prozessen. Daneben nahmen auch die Themen Qualifikation und Kundenschulungen bei der Paul Horn GmbH unter seiner Regie eine immer größer werdende Bedeutung und Fläche ein. Die „Horn Akademie“ gilt als Investition in Menschen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie bietet neben internen und externen Schulungen auch Ausbildung, duales Studium, Umschulung und Weiterbildung an. Es besteht eine Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW).
Die Ausbildung von (Nachwuchs)-Fachkräften hat stets einen großen Stellenwert. So starten jedes Jahr über 20 „Azubis“ in den Ausbildungswerkstätten der Akademie in ihr Berufsleben, unter anderem als Industriemechaniker. In Summe sind es rund rund 75 Ausbildungsplätze. Bei nationalen und internationalen Wettbewerben erringen die Azubis regelmäßig Auszeichnungen – beispielsweise wurde Tom Schmid im Sommer 2022 deutscher Meister im CNC-Fräsen. Nach ihrem Abschluss bleiben sie dem Unternehmen als hochqualifizierte Mitarbeitende treu.
Es komme auf die richtigen Leute im Unternehmen an, war stets Lothar Horns Überzeugung. Er setzte dabei auf Freiräume, Vertrauen und eine Kultur, die ebenso Fehler zulässt, wie die Chance, aus diesen zu lernen. Menschen waren für Lothar Horn ebenso wichtig, wie Technologie oder moderne Prozesse. „Seine Wertschätzung galt sowohl unseren Kunden als auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, beschreibt Nachfolger Markus Horn seinen Vater.
„Kein Auto fährt, kein Flugzeug fliegt (…) ohne Präzisionswerkzeuge“
Zehn Jahre lang war Lothar Horn neben seinem unternehmerischen Schaffen Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt/Main. 2019 endete seine Rolle als offizieller Vertreter der Fachorganisation. „Kein Auto fährt, kein Flugzeug fliegt und kein künstliches Gelenk können Ärzte einsetzen, ohne dass Präzisionswerkzeuge zum Einsatz kommen“, war eine von Lothar Horns zentralen Aussagen. Die Paul Horn GmbH ist ein wichtiger und sichtbarer Player in der Branche: Die Halle 10 der Stuttgarter Messe trägt ihren Namen.
Eine Fachjury verlieh Lothar Horn 2021 auf der Messe „Moulding Expo“ in Stuttgart die Werkzeug- und Formenbau-Ehrenmedaille. Sie ehrt Persönlichkeiten, die als Pioniere und Visionäre wegweisende Signale gesetzt haben und eine Vorbildfunktion haben. Über Lothar Horn heißt es aus der Jury: „Auch wenn er in der Branche ein richtig großes Unternehmen lenkt und leitet, ist er sich in all den Jahren treu geblieben, ansprechbar für jeden, nahbar eben. Ein Mensch.“
Engagiert für die Menschen in Tübingen
Treu verbunden blieb der international aktive Unternehmenslenker Lothar Horn dem Standort Tübingen. Die Horn-Gruppe bietet Arbeits- und Ausbildungsplätze für 950 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Stammsitz und 1.500 weltweit. In Tübingen ist sie damit der größte gewerbliche Arbeitgeber. Treu verbunden war Lothar Horn auch den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt. Die Paul Horn GmbH unterstützt soziale Einrichtungen sowie die Jugend- und Nachwuchsarbeit, beispielsweise von Sportvereinen. Sichtbares Zeichen dafür ist die Paul Horn Arena für Leistungs-, Breiten-, und Schulsport in Tübingen.
Die gesamte Horn-Gruppe trauert mit der Familie.
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