Produktportfolio durch strategische Akquisition abrunden
Eine Großinvestition ist im Bereich der hochpräzisen Bauteilbearbeitung und dem Maschinenequipment für dieses Segment angekündigt worden: Die Schweizer United Grinding Group beabsichtigt die Übernahme der GF Machining Solutions Division, einem Geschäftsbereich der Georg Fischer AG.
Mit dem Ziel, sich im Markt noch schlagkräftiger aufzustellen und ihre weltweiten Kunden künftig mit noch umfassenderen Lösungen zu bedienen, gab die United Grinding Group (UG) kürzlich die Unterzeichnung einer Vereinbarung mit der Georg Fischer AG (GF) aus Schaffhausen/Schweiz zum Erwerb ihres Geschäftszweigs GF Machining Solutions Division (GFMS) bekannt. Gemeinsam wollen UG und GFMS ihre Kräfte bündeln. Das Ziel ist, zu einem globalen Leader im Maschinenbau für die Ultrapräzisionsbearbeitung zu werden. Der Wert der Transaktion soll zwischen 630 und 650 Millionen Schweizer Franken liegen. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste oder zweite Quartal 2025 erwartet, vorbehaltlich der Genehmigung durch die Behörden.
GF hatte zeitgleich angekündigt, seinen Fokus mehr auf den Geschäftszweig „Water and Flow Solutions“ zu legen. Hierzu zählte die Übernahme von Uponor (heute: GF Building Flow Solutions) Ende 2023, wodurch sich GF als einer der global führenden Anbieter im Bereich nachhaltiger Systeme für diesen Bereich positioniert hat. Im Fokus stehen hierbei Lösungen für anspruchsvolle industrielle Prozessanwendungen, nachhaltiges Wassermanagement in Siedlungsgebieten sowie Energieeffizienz in Gebäuden.
Globaler Marktführer mit breitem Angebot
United Grinding, Bern/CH, ist weltweit einer der führenden Hersteller von Schleifmaschinen, Erodiermaschinen, Lasermaschinen, Messmaschinen sowie Werkzeugmaschinen für die additive Fertigung. Mit über 2.000 Mitarbeitenden an mehr als 20 Produktions-, Service- und Vertriebsstandorten ist die Unternehmensgruppe kundennah und leistungsfähig aufgestellt. Zu ihren hoch erfolgreichen Marken zählen Mägerle, Blohm, Jung (Flach- und Profilschleifen), Studer, Schaudt, Mikrosa (Rundschleifen), Walter, Ewag (Werkzeugbearbeitung) und IRPD (Additive Fertigung). Ergänzt durch die Kompetenzzentren in Amerika und Asien, bietet UG ein breites Applikationswissen, ein großes Produktportfolio und Dienstleistungssortiment für die Fertigung hochpräziser Bauteile.
Mehrheitsaktionärin von United Grinding ist die Schweizer Patinex AG von Martin und Rosmarie Ebner.
Anlässlich der Messe „GrindingHub“ 2024 hatte Stephan Nell, CEO, in einer Pressekonferenz Einblicke in den Geschäftsverlauf gegeben: „Das zurückliegende Jahr war eines der drei besten seit Bestehen unserer Gruppe“, überraschte er dabei das Publikum. Trotz des schwierigen wirtschaftlichen und geopolitischen Umfelds konnte sich die Gruppe in 2023 nicht nur behaupten, sondern ihre führende Marktstellung ausbauen. „Wie die gesamte Werkzeugmaschinenbranche, müssen auch wir zwar im laufenden Jahr mit einem Umsatzrückgang rechnen. Je nach Region und Abnehmerindustrie gibt es unterschiedliche Dynamiken, was die Prognose zusätzlich erschwert. Doch so, wie wir unterwegs sind, sehe ich der Zukunft optimistisch entgegen. Und nur eine starke Gruppe kann ihrem übergeordneten Ziel gerecht werden: ihre Kunden noch erfolgreicher zu machen.“ Hierzu tragen jedes Jahr viele technologische Neuerungen und beispielsweise auch die ausgefeilten digitalen Lösungen bei.
Über Georg Fischer und GF Machining Solutions
GF bietet mit seinen vier Divisionen GF Piping Systems, GF Building Flow Solutions, GF Casting Solutions und GF Machining Solutions Produkte und Lösungen für den sicheren Transport von Flüssigkeiten und Gasen, leichte Gusskomponenten sowie Hochpräzisions-Fertigungstechnologien an. Mit einer führenden Position bei Nachhaltigkeit und Innovation strebt GF profitables Wachstum an und bietet seinen Kunden seit über 200 Jahren hohen Mehrwert. Das 1802 gegründete Industrieunternehmen hat seinen Hauptsitz in der Schweiz und betreibt in 45 Ländern 187 Gesellschaften, davon 76 Produktionsfirmen mit 105 Standorten. Die rund 19.800 Mitarbeitenden haben im Jahr 2023 einen Umsatz von 4.026 Millionen Schweizer Franken erwirtschaftet.
GF Machining Solutions wurde 1861 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Biel, Schweiz. Es ist heute einer der weltweit führenden Anbieter von Komplettlösungen für Hersteller von Präzisionsteilen und -werkzeugen sowie den Formenbau. Das Portfolio umfasst Maschinen für das Fräsen, Erodieren, Lasertexturieren, die Lasermikrobearbeitung und die additive Fertigung. Darüber hinaus bietet GFMS Spindeln sowie Lösungen für Automation und Digitalisierung an. Es verfügt über Produktionszentren in der Schweiz und in China, Vertriebsunternehmen weltweit, Anwendungszentren für Schulungen sowie Kompetenzzentren, die Lösungen für spezifische Industriesegmente anbieten. Die Gruppe beschäftigt heute rund 3500 Mitarbeitende an über 40 globalen Standorten. Der deutsche Sitz, der auch einen großen Showroom beherbergt, befindet sich in Schorndorf.
Digitale Lösungen sind hoch erfolgreich
Doch zurück zu United Grinding: Um gemäß der Unternehmensphilosophie Kunden noch erfolgreicher zu machen, analysiert UG die Abläufe auf allen Ebenen des Produktionsumfelds und erprobt dies an den eigenen Standorten. Dies schließt zum Beispiel auch die einfache und sichere Vernetzung unterschiedlicher und auch älterer Maschinen mittels „umati“ ein. Diese Initiative wurde kürzlich anlässlich der Messe „AMB“ vorgestellt. Hintergrund: Die Kunden sind so vielfältig wie die Gruppe selber und reichen vom Kleinbetrieb bis hin zum Großkonzern, von der Einzelfertigung bis hin zur Massenproduktion und von der Automobilindustrie über die Luft- und Raumfahrt, den Werkzeug- und Formenbau bis hin zur Feinmechanik. Für die Herstellung komplexer und anspruchsvoller Teile kommen dabei meist nicht nur Schleif-, Erodier- oder Messmaschinen der Gruppe zum Einsatz, sondern auch andere Technologien und somit Maschinen dritter Hersteller (beispielsweise Fräs- oder Drehmaschinen). Wertvolle Daten für die Optimierung der Produktion aus diesem heterogenen Maschinenpark zu aggregieren, kann umständlich und aufwendig sein. Bei der Anwendung von umati (Universal Machine Technology Interface), dem inzwischen weltweiten Schnittstellenstandard für Werkzeugmaschinen, ist dies hingegen einfach möglich.
Die einfache Vernetzung verschiedener Maschinen von unterschiedlichen Herstellern und Baujahren konnte in der Produktion von Studer, dem Rundschleifmaschinen-Spezialisten der Gruppe aus Thun/CH, unter Beweis gestellt werden. Nebst eigenen Maschinen wurden Werkzeugmaschinen von DMG Mori sowie Waldrich Coburg mittels umati vernetzt. Die Daten wurden anschließend im „Production Monitor“ der UG Digital Solutions zusammengeführt. Die Anbindung hat gezeigt, dass umati nicht nur für Neumaschinen angewendet werden kann, sondern auch problemlos für ältere, bereits installierte Maschinen.
Nicht zuletzt war das auch ein spannendes Projekt für einen Lernenden: Christian Breitenbaumer (viertes Lehrjahr Automatiker) nahm sich Teilen der Aufgabe an, analysierte den Aufbau, die Funktionsweise und das Elektroschema einer bereits älteren Waldrich-Maschine und unterstützte bei der Evaluierung eines geeigneten, umati-kompatiblen und kostengünstigen IoT-Device für die Schnittstellenkommunikation. Dieses wurde von ihm verdrahtet und parametrisiert. Die Einbindung in den Production Monitor war danach nur noch „Formsache“. Die Produktivitätskennzahlen der Maschine lassen sich somit, zusammen mit den Daten der übrigen Fertigungsanlagen, in Echtzeit auf dem Shopfloor anzeigen.
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