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Jahrespressekonferenz des VDW 22.01.2025, 07:36 Uhr

Verhalten optimistisch in der Krise

Die aktuelle wirtschaftliche Lage ist schwierig – auch für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie. Dennoch wollte Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des Vereins Deutscher Werkzeug-maschinenfabriken, bei der diesjährigen Jahrespressekonferenz am Montag in Frankfurt am Main nicht allzu schwarzmalen. Mittelfristig sieht er die Branche wieder im Aufwind.

VDW-Vorsitzender Franz-Xaver Bernhard (rechts) präsentierte gemeinsam mit Chefvolkswirt Bernhard Geis (links) und Geschäftsführer Dr. Markus Heering (Mitte) die aktuellen Branchenzahlen.

VDW-Vorsitzender Franz-Xaver Bernhard (rechts) präsentierte gemeinsam mit Chefvolkswirt Bernhard Geis (links) und Geschäftsführer Dr. Markus Heering (Mitte) die aktuellen Branchenzahlen.

In Deutschland ist die Produktion von Werkzeugmaschinen 2024 nach Schätzung von Oxford Economics, Prognosepartner des VDW, um 4 Prozent auf rund 14,8 Milliarden Euro gesunken. Ein Jahr zuvor konnte die Branche ihre Produktion in Deutschland hingegen noch um neun Prozent auf 15,4 Milliarden Euro ausweiten. Ergänzend dazu wuchs der Output in den ausländischen Produktionsstätten überproportional um 13 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Er machte damit ein Viertel der globalen Maschinenproduktion deutscher Hersteller aus.

Auch wenn sich die Nachfrage nach Werkzeugmaschinen 2025 stabilisiert und sich die Rahmen-bedingungen etwas verbessern, wird die Produktion deutlich zurückgehen. Der VDW erwartet ein Minus von 10 Prozent auf dann 13,3 Milliarden Euro.

Perspektiven für den Aufschwung

Das sind nur einige Zahlen aus dem aktuellen Jahresbericht, den Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken der Presse am Montag in Frankfurt am Main präsentierte. Der Bericht spiegelt das aktuell schwierige Marktumfeld für die Investitionsgüterbranche wider – zeigt aber auch eine immer noch sehr starke Marktposition und Perspektiven für eine wirtschaftliche Erholung auf.

2024 belegten die deutschen Hersteller in der Produktion Platz 2 hinter China und im Export Platz 1 gleichauf mit China. Und auch in schwierigen Zeiten investierten sie stabil rund 3 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Bis November 2024 hat die Industrie ihre Beschäftigung leicht ausgebaut, auf nun rund 65.300 Mitarbeitende. „Auf diesem Fundament können die Unternehmen Nachfrageschwankungen gut bewältigen. Das haben sie in früheren Schwächephasen oft genug bewiesen“, resümiert Bernhard.

Mutige Reformen gefordert

Dennoch brauchen sie Rückenwind aus der Politik. Die neue Regierung muss nach der Bundestagswahl Ende Februar die Weichen mit einem überzeugenden Plan für mehr Wirtschaftswachstum sehr zügig stellen, fordert der VDW-Vorsitzende. Bürokratie abbauen, Digitalisierung vorantreiben, Energiekosten und Steuern senken, Bildung verbessern und Infrastruktur sanieren, stehen ganz oben auf der Agenda. „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Corporate Social Responsibility Directive (CSRD), Cyber Resilience Act, europäische Entwaldungsverordnung und wer weiß, was noch, überfordert die Unternehmen“, beschreibt Bernhard die Lage. Je nach Unternehmensgröße müssen sie für die Dokumentation zwischen 1 und 3 Prozent ihres Umsatzes aufwenden, Geld, das für Investitionen fehlt.

Hoffen gemeinsam auf einen Aufschwung nach der Bundestagswahl: Chefvolkswirt Bernhard Geis (links), VDW-Vorsitzender Franz-Xaver Bernhard (Mitte) und Geschäftsführer Dr. Markus Heering (rechts).

Diversifizierung von Märkten und Kundenbranchen bietet Potenzial

Rund die Hälfte der deutschen Exporte gehen in die europäischen Nachbarländer. Mit 450 Millionen kaufkräftigen Konsumenten allein in der EU und einer beginnenden Erholung der Industrieinvestitionen bleibt Europa ein interessanter und attraktiver Absatzmarkt. Dort sind deutsche Hersteller bestens etabliert, genießen einen sehr guten Ruf und sind nahe beim Kunden. „Dieses Potenzial kann in Zukunft noch stärker ausgeschöpft werden“, empfiehlt der VDW-Vorsitzende.

Die EU-Kommission will den Aufbau wettbewerbsfähiger Industrien unterstützen, etwa im Digitalbereich. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung einer kreislauforientierten und krisenfesten Wirtschaft, die Forschung und Innovation in fokussiert. Impulse für die Fertigung entstehen durch Investitionen in Modernisierung und Ersatzbedarf.

Das europäische Investitionsgeschehen ist breit gefächert. Besonders dynamisch investieren Luftfahrt und Rüstungsindustrie in Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Investitionen in den Ausbau der Solarenergie sowie in die Wasserstoff- und Batteriefertigung fokussieren Spanien, Italien und Portugal. In Skandinavien, Großbritannien und den Niederlanden dominiert die Windenergie. In Italien werden weitere Steuergutschriften für Investitionen in der Industrie erwartet. Die Nachfrage sollte daher im laufenden Jahr wieder etwas anziehen.

https://vdw.de/

Von VDW/ Daniel Schilling