40. Deutscher Logistik-Kongress

„Als Bundesvereinigung Logistik verbinden wir Menschen in einem einzigartigen Netzwerk. Dieses wird auf dem Deutschen Logistik-Kongress in besonderer Weise spürbar: Gemeinsam gestalten wir dort die Logistik der Zukunft“, kündigt der BVL-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer im Vorfeld des 40. Deutschen Logistik-Kongresses an. „Think Networks.“ laute daher der diesjährige Leitgedanke.

Obschon der Kongress in seinem Jubiläumsjahr geprägt ist von Kontinuität und Innovation, wird es einige Veränderungen geben. Dafür wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer früherer Kongresse befragt, was sie sich Neues wünschen. Das Ergebnis: Der Ausstellungsbereich wird verändert. Ein integriertes Forum und interaktive Workshops schaffen Raum für Wissensaustausch. Unter anderem mit Masterclasses, Content-to-go-Formaten, Briefing-Sessions sowie zusätzlichen Netzwerkformaten wird der Wunsch nach kürzeren Einheiten aufgegriffen.

Das Tagungsmotto: „Think networks.“

Netzwerke bestehen aus intelligenten Verbindungen zwischen mehreren Punkten. Direkte Wege sind möglich – ihre Stärken spielen Netzwerke aber dann aus, wenn es zu Störungen kommt und neue Wege nötig werden. Wimmer: „Durch die aktuellen geopolitischen Verschiebungen kommt Netzwerken eine ganz neue Bedeutung zu. Reale und digitale Netze sind wichtig, weil sie Transparenz und Agilität ermöglichen – innerhalb von Unternehmen und in der gesamten Lieferkette.“ Komplexe Verbindungen zwischen Produzenten, Händlern, Lieferanten, Dienstleistern und Kunden, mit Auftraggebern und Auftragnehmern, würden die Basis allen Wirtschaftens bilden. Sie funktioniere in besonderer Weise als persönliche, menschliche Netzwerke. „Wir alle haben die gleichen Herausforderungen zu meistern – Dekarbonisierung, Digitalisierung

und KI, Fachkräftemangel, Resilienz in den Lieferketten. Durch Fachvorträge und Diskussionen, durch Wissens- und Erfahrungsaustausch während der offiziellen Programmpunkte, dazwischen und danach lernen wir voneinander, knüpfen neue Kontakte und können viele berufliche

Aufgaben besser bewältigen“, sagt der BVL-Vorstandsvorsitzende. Deutschland rutsche im Logistik-Ranking von Gold auf Bronze, Industrieunternehmen drohten mit Abwanderung, der desolate Zustand der Infrastruktur sei ein Dauerthema: „Wir reden uns selbst schlecht und müssen aufpassen, keine Self-Fulfilling Prophecy zu generieren. Lassen wir die ideologisch geprägte Diskussion hinter uns und schauen, wie wir es gemeinsam besser machen können, um die globale „Zeitenwende“ zu unseren Gunsten zu gestalten – Wirtschaft im Schulterschluss mit Politik und Gesellschaft. Dazu brauchen wir Offenheit, Vertrauen und die Bereitschaft, über den Tellerrand des eigenen Unternehmens zu blicken.“

Netzwerke schlagen Einzellösungen

Ilse Henne, CTO und Vorstandsmitglied

thyssenkrupp Materials Services, Essen, und Vorstandsmitglied der BVL, wird in Ihrem Vortrag über das Thema „Mit Kollaboration zu Flexibilität und Transparenz in Lieferketten“ referieren. „Der Werkstoffhandel und die Gestaltung von globalen Lieferketten durchlaufen eine tiefgreifende Transformation. In einer Welt, die von Ungewissheit, Zielkonflikten und dynamischer Komplexität geprägt ist, gilt es, mithilfe von digitalen Lösungen Entscheidungsgrundlagen und Transparenz zu schaffen, um gleichzeitig flexibel, effizient und nachhaltig zu handeln. Die Herausforderungen lassen sich dabei nur in einem kollaborativen Netzwerkansatz mit allen Spielern entlang der gesamten Wertschöpfungskette lösen“, sagt Ilse Henne. Prof. Michael ten Hompel spricht in seinem Vortrag über den „Aufbruch ins digitale Kontinuum“. „Mit großen Sprachmodellen wie ChatGPT erobern Verfahren Künstlicher Intelligenz die Logistik. KI wird zum täglichen Handwerkszeug und schließt autonome Prozessketten. Es entsteht ein „Digitales Kontinuum“, in dem KI nicht nur Auskunft gibt, sondern aktiv

steuert, verhandelt oder plant. Diese Entwicklung war absehbar – dennoch überrascht die Geschwindigkeit, in der sich der Wandel vollzieht. Die Logistik steht einmal mehr vor einer Zäsur und vor einem Aufbruch in ein digitales Kontinuum“, sagt der geschäftsführende Institutsleiter des Fraunhofer IML, Ordinarius des FLW der TU Dortmund, Direktor des Lamarr-Instituts für Maschinelles Lernen und KI, Dortmund und Wissenschaftlicher Beirat im BVL.

Zu den weiteren RednerInnen zählen unter anderem: Nicolas F. Steinbacher, Head of Strategy and Program, Northvolt AB, Hamburg / Heide / Stockholm – Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, Berlin – Stefan Paul, CEO, Kühne + Nagel International AG, Schindellegi, Schweiz – Hanno Brümmer, EVP, Head of Supply Chain & Logistics EMEA and Latin America, Covestro Deutschland AG, Leverkusen – Prof. Dr. Gabi Dreo Rodosek, Inhaberin des Lehrstuhls für Kommunikationssysteme und Netzsicherheit, Universität der Bundeswehr München – Andrew Bell, VP Product Management, Kinaxis, Ottawa, Canada und Carina Lebsack, Head of Corporate Sustainability & Circularity, Würth Group, Künzelsau.

Human Resources: Viel mehr als Arbeitskraft

Personalengpässe und Fachkräftemangel behindern die Unternehmen im Wirtschaftsbereich Logistik massiv: Unbesetzte Stellen bremsen Innovationen, Investitionen in neue Technologien und das Wachstum für kommende Generationen. Noch mehr als heute sind erfolgreiche Unternehmen künftig jene, die ihre Beschäftigten begeistern und als attraktive Arbeitgeber bestehen. Beim Kongress vermitteln spannende Persönlichkeiten, wie das gelingen kann: Nach einer Plenumsdiskussion mit Anette Matre (AutoStore), Dr. Martina Fohr (Spencer Stuart & Associates) sowie Paul von Preußen (Digital8.ai) werden Fragen zu neuer Führung, den Besonderheiten vom KMU oder der Wertschätzung gegenüber der Belegschaft am Mittwoch in einer Fachsequenz im Stil eines World Café aus vier Perspektiven beleuchtet und besprochen. Unter anderem diskutieren Christine Mezger-Behan (Kion Group), Fabienne Wohlt (Festo), Julia Jocher (Group7) sowie Alexandra Barber (Frontline Sidekicks).

Must-haves der nachhaltigen Logistik

Die Anforderungen in Sachen nachhaltige Logistik steigen. Immer öfter werden in Ausschreibungen Emissionsbilanzen gefordert, und die Verpflichtung zum Nachhaltigkeits-Reporting gilt für immer mehr und vor allem kleinere Unternehmen. Die EU-Taxonomie-Verordnung und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) werden schrittweise auf den gesamten Wirtschaftsbereich zukommen. Es ist jetzt an der Zeit, sich den Aufgaben zu widmen und von anderen zu lernen Dazu bietet eine dreigeteilte Fachsequenz Gelegenheit, in der auch die Logistikpotenziale in der Circular Economy aufgezeigt und diskutiert werden. Unter den Expertinnen und Experten sind Dr. Nadine Kiratli-Schneider (Schaeffler), Andrea Goeman (JAS Forwarding), Carina Lebsack (Würth) sowie Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt (TH Würzburg-Schweinfurt und Sprecher des BVL Themenkreises Nachhaltig gestalten).

Die Energiewende aktiv gestalten

Gleich zwei Fachsequenzen beschäftigen sich mit der Frage, wie die Energiewende in Deutschland und Europa bewältigt werden kann. Steigende Kosten, übermäßige Regulierung und die Notwendigkeit eines nachhaltigen Wirtschaftssystems wirken sich stark auf den europäischen Chemie- und Pharmasektor aus. Die industrielle Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel. Welche Ansätze gibt es, um dieser Herausforderung gerecht zu werden? Darüber diskutieren am Donnerstag unter anderem Ralf Busche (BASF), Dr. Andreas Brockmeyer (Infraserv Logistics), Hanno Brümmer (Covestro Deutschland), Prof. Dr.-Ing. Przemyslaw Komarnicki (Fraunhofer IFF) sowie Thomas Panzer (Bayer AG).

Die neuesten Entwicklungen und Fortschritte bei der Energieeffizienz von Logistikstandorten stehen im Fokus einer zweiten Sequenz am Freitag. Die Potenziale für die Energieerzeugung und -einsparung an Logistikstandorten sind enorm. Die Initiative „Power of Logistics“, die als Teil des BVL Themenkreises Logistikimmobilien ins Leben gerufen wurde, hat diese Potenziale identifiziert und arbeitet daran, die Realisierung an möglichst vielen Standorten voranzutreiben. Es diskutieren unter anderem Kuno Neumeier (Logivest Gruppe und Sprecher des BVL-Themenkreises Logistikimmobilien), Richard Schneider (fabrikon) sowie Volker Rügheimer (Volkswagen Group After Sales).