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Prognosen in wechselhaften Zeiten 07.01.2021, 13:00 Uhr

Diese 5 Trends werden die Logistikbranche 2021 beschäftigen

Das letzte Jahr hat die Wirtschaft weltweit vor eine enorme Herausforderung gestellt – das betraf insbesondere auch die Logistik. Bedingt durch die Corona-Pandemie wurden länderübergreifend Grenzen geschlossen und ganze Produktionen mussten stoppen. Nun steht der Impfstoff gegen das Covid-19-Virus auf der Agenda und die nächsten Hürden sind zu meistern. In diesem Jahr wird für die Logistik nicht nur die soziale Verantwortung ein Thema sein, sondern auch Nachhaltigkeit sowie Innovationen an sich.

In diesem Jahr wird für die Logistik nicht nur die soziale Verantwortung ein Thema sein, sondern auch Nachhaltigkeit sowie Innovationen an sich. Matthias Friese, Managing Partner bei dem Company-Builder Xpress Ventures, erklärt, welche Trends die Logistikbranche 2021 ganz besonders beschäftigen werden. Foto: panthermedia.net/litchima

In diesem Jahr wird für die Logistik nicht nur die soziale Verantwortung ein Thema sein, sondern auch Nachhaltigkeit sowie Innovationen an sich. Matthias Friese, Managing Partner bei dem Company-Builder Xpress Ventures, erklärt, welche Trends die Logistikbranche 2021 ganz besonders beschäftigen werden.

Foto: panthermedia.net/litchima

Trend 1: Bessere Arbeitsbedingungen durch Technologie

Für 2021 steht auf der Agenda, die Arbeitsbedingungen für alle Angestellten in der Logistik zu verbessern. Die Branche ist verhältnismäßig anfällig für Unfälle. Zudem ist das schwere Heben auf Dauer sehr belastend für den Körper. Speziell entwickelte technologische Lösungen, wie beispielsweise Exoskelette, schaffen Abhilfe. Durch sie wird die Last gleichermaßen auf den Körper verteilt, was die Strapazierung für den Rücken reduziert. Dieser Trend hin zur engeren Interaktion von Mensch und Maschine entlastet das Personal nicht nur körperlich, sondern sorgt auch für eine verbesserte Produktivität und höhere Zufriedenheit der Mitarbeiter.

Trend 2: Mit Green Logistics den ökologischen Fußabdruck verringern

Nachhaltigkeit zählt für Unternehmen längst nicht mehr zu den Nischenthemen. Die meisten Branchen haben das bereits erkannt und stecken sich immer höhere Ziele, um ihren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Hinzu kommt, dass Ende des letzten Jahres von der Europäischen Union neue Klimaziele festgelegt wurden. Darin heißt es, dass alle EU-Mitgliedsstaaten ihren CO2-Ausstoß um 55 % zu reduzieren haben. Das Enddatum? 2030. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auch die Logistikbranche diesem Thema vermehrt annimmt, um ihre Prozesse entsprechend ressourcenschonend und CO2-neutral umzustellen. Um dieses Ziel zu erreichen, kommen nicht nur regenerative Kraftstoffe zum Einsatz. Auch Touren werden effizienter geplant. Außerdem wird das Flottenmanagement immer ökologischer. Dabei besonders wichtig: Sustainability-Reportings. So behalten die Firmen nicht nur ihre Strategie im Auge, sondern können diese auch stetig entsprechend anpassen, falls nötig.

Trend 3: Ultrakalte Lieferketten sicherstellen

Langanhaltende und ultrakalte Kühlketten werden 2021 ein großes Thema sein. Für die Pharmaindustrie hat sich dieser Aspekt aufgrund der Corona-Pandemie und der Impfstoff-Lieferung zu einem essenziellen Thema erhoben. Bereits die ersten Chargen des Impfstoffes müssen bei einem Transport bei mindestens -70 C° gelagert und transportiert werden. Dabei müssen die Impfstoffe zum Teil hunderte von Kilometern zurücklegen. Das ist neu, denn für bisher zugelassene Impfstoffe sind derart ultrakalt haltende Verpackungssysteme nicht nötig. Die Logistik sieht sich bezüglich der Temperaturen in diesem Jahr also vor eine besondere Herausforderung gestellt. Denn zusätzlich zu den Transportsystemen, die diese Minusgrade sicherstellen müssen, muss sich die Gradzahl auch dauerhaft halten werden können. Entsprechende Softwarelösungen kontrollieren die Temperatur während des Transports. Dieser ganz neue Trend wird zu neuen Geschäftsmodellen und damit zu bisher nicht bedachten Produkten und Services führen.

Trend 4: Die letzte Meile wird immer wichtiger

Die Lieferung zur Haustür des Endkunden, also die “letzte Meile”, wird unter dem Begriff Last Mile Logistik gefasst. Dieser Transport ist für Logistik und Innenstädte besonders herausfordernd, denn die Tourenplanung sowie die Paketzustellung muss weiterhin ökonomisch sein. Gleichzeitig steigen die Anforderungen seitens der Kunden enorm. Das Konsumentenverhalten wird nicht nur durch die Corona-Pandemie immer digitaler. Gerade in Zeiten den Lock-Downs und der Quarantäne sind Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs besonders beliebt bei den Bestellenden. So ist es an der Logistik dafür zu sorgen, dass die einzelnen Warensendungen derart zusammengefasst werden, dass kurze, schnelle und effiziente Touren möglich sind, die weiterhin die Good Distribution Practices erfüllen. Nur so sind die Zustellkosten und -qualität verbesserbar. Erste Versuche in diese Richtung? Paketshops oder Amazon Paketschließfächer. Und 2021 wird die Last Mile Logistik besonders gefragt sein, denn der Trend geht hin zur Lebensmittellieferung in nur wenigen Minuten nach Bestelleingang. In Zeiten nach der Krise wird sich dies allerdings auch auf pharmazeutische Produkte erweitern. Der Bedarf nach Schnelltests oder Medikamenten für Risikogruppen wird in der nächsten Zeit nicht abreißen. 365 Tage im Jahr kann dann bestellt und geliefert werden.

Trend 5: Daten sind das A und O

Wie viele andere Unternehmen sind auch Firmen in der Logistik auf Daten angewiesen. Diese entstehen durch den Gebrauch digitaler Lösungen, werden aber meist noch wenig ausreichend genutzt. Doch nur, wenn diese Daten auch verwendet werden, können Unternehmen entsprechende Learnings daraus ziehen und sich weiterentwickeln. Zwei wichtige Stichworte in diesem Zusammenhang: Automatisierung und Vernetzung. Waren beide Bereiche vor wenigen Jahren noch nahezu gar nicht entwickelt, stehen wir heute verhältnismäßig gut da. Nichtsdestotrotz zeigt die 13. Ausgabe des Hermes-Barometers „Transparenz in der Supply Chain“ auf, dass die Logistik auch hier noch Nachholbedarf hat: Lediglich 32 % der Befragten können eine digitale Echtzeit-Lieferkette vorweisen. 50 % geben gleichzeitig an, dass transparente Lieferketten – auch durch die Corona-Pandemie – maßgeblich werden. In diesem Zusammenhang wird die Blockchain-Technologie eine entscheidende Rolle für die Entwicklung neuer Lösungen spielen. Durch sie wird es möglich, Daten nicht nur sicher, sondern auch nicht veränderbar zu archivieren. Zu diesem Zwecke werden die Daten verschlüsselt, wobei alle Verantwortlichen auf einer Plattform transparente Einsicht erhalten. Somit können künftig Lieferketten überwacht werden – und das weltweit.

Fazit

Das turbulente Jahr 2020 hat sich dem Ende geneigt. Doch auch in 2021 werden die Nachwehen noch zu spüren sein. Für die Logistikbranche bleibt es also spannend. Die Trends reichen von einer verbesserten Nachhaltigkeit und Ultrakalt-Ketten über Last Mile-Lösungen bis hin zu der effektiven Nutzung von Daten. 2020 hat der Wirtschaft verdeutlicht, wie wichtig der Einsatz neuer Technologien ist, um zukunftsfähig zu bleiben – und das insbesondere für die Logistik.

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Von Matthias Friese

Matthias Friese
Managing Partner beim Company-Builder Xpress Ventures