„KI wird zum aktiv handelnden Partner des Menschen“
Unter dem Motto „Logistics goes AI – Lernen, was wir nicht verstehen“ drehte sich beim „Zukunftskongress Logistik – 41. Dortmunder Gespräche“ alles um Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Bedeutung für die Logistik. Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft sind sich einig: Mit KI steuern wir auf eine neue Arbeitswelt zu.
Künstliche Intelligenz wird unseren Alltag und vor allem unsere Arbeitswelt grundlegend verändern – darin waren sich Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft bereits am Vormittag des ersten Kongresstages einig. Die Eröffnung des Kongresses übernahm Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML. „Die Zukunft der KI in der Logistik ist triangulär und führt Daten, Wissen und Kontext zusammen. Dabei wird sie mehr und mehr zu einem aktiv handelnden Partner des Menschen. Es entsteht eine Social Networked Industry, in der Künstliche Intelligenz nicht nur Auskunft gibt, sondern aktiv steuert, verhandelt oder plant. Wir werden mit KI neue und bessere Lösungen für so manches komplexe Problem finden – ohne dass wir im Detail nachvollziehen können, wie die KI die Lösung erlernte. Wir steuern damit auch auf ein neues Paradigma des Lernens zu und werden vieles ‘Lernen, was wir nicht verstehen‘ “, betonte ten Hompel in seinem Vortrag.
Anschließend folgten Keynotes von Stefan Hohm (Dachser) zur Künstlichen Intelligenz im Stückgutnetzwerk und von Christa Koenen (DB Schenker) zur Künstlichen Intelligenz im globalen Supply Chain Management. Die Chancen, die sich der Logistikbranche durch KI eröffnen, diskutierten alle drei Referenten des ersten Themenslots in der Talkrunde „Logistics goes AI“.
Im Themenblock „Trade Ecosystem goes AI – via IoT“ erörterte anschließend Prof. Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer IML, gemeinsam mit Vertretern von TSystems International und der Commerzbank die Potenziale von KI für die Finanzwirtschaft. Am Nachmittag ging es dann mit Prof. Uwe Clausen, ebenfalls Institutsleiter am Fraunhofer IML, um „KI und nachhaltige, multimodale Logistik“.
„AI-Plenum“ hatte Premiere
Das Fraunhofer-Symposium am zweiten Kongresstag startete am Morgen erstmals mit einem „AI-Plenum“: Vortragende waren Prof. Stefan Wrobel (Institutsleiter Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS), Markus Hacker (NVIDIA) und Prof. Eva Schmidt (TU Dortmund). Im Anschluss ging es dann in vier parallele themenspezifische Sequenzen mit Impulsvorträgen, Workshops und weiteren Formaten. Themen der Sequenzen waren in diesem Jahr „Resilienz und Nachhaltigkeit in Lieferketten“, „Open Source und Open Innovation“, „Bildverarbeitung mit Künstlicher Intelligenz“ und „Digitalisierung multimodaler Transportketten“.
Erstmals waren 2023 neben den Veranstaltern Fraunhofer IML und Digital Hub Logistics auch das Lamarr-Institut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz sowie die Open Logistics Foundation Veranstaltungspartner des Kongresses.
Digital Logistics Award 2023
Zum 6. Mal wurde jetzt während des „Zukunftskongress Logistik – 41. Dortmunder Gespräche“ der Digital Logistics Award verliehen. Die feierliche Preisverleihung fand während der Abendveranstaltung der Stadt Dortmund in den Hallen der Kunstausstellung „Phoenix des Lumières“ statt.
Gewonnen hat das Aachener Start-up Mansio mit seinem softwarebasierten Transportsystem für den Straßengüterverkehr. Mit ihrer Idee konnte Mansio sowohl das Publikum, als auch die Expertenjury überzeugen und sich somit den ersten Platz sichern, der mit 15 000 Euro dotiert ist und Zugang zum Netzwerk von Europas besten Digital Innovation Hubs (DIH) bietet. Das System des Start-ups basiert auf dem Konzept des Begegnungsverkehrs: Während eines Transports übergibt ein Lkw seinen Sattelauflieger an einen anderen Lkw. Dies ermöglicht eine hocheffiziente Nutzung der Ressourcen und trägt zur Optimierung der Lieferketten bei.
Der zweite Platz ging in den Norden: Das Hamburger Start-up CO2OPT stellte auf dem Zukunftskongress Logistik eine intelligente Methode zur Reifenoptimierung für Fahrzeugflotten vor. Durch den Abgleich von Fahrzeugprofilen mit den optimalen Reifenoptionen ermöglicht das System eine effektive Reduzierung von Emissionen und Kosten im Flottenmanagement. Der zweite Platz ist mit 6 000 Euro dotiert.
Ein zweites Start-Up aus Aachen konnte Publikum und Jury ebenfalls überzeugen: Die Konsortialinitiative bobbie for 1Lieferschein präsentierte das innovative Konzept des digitalen Lieferscheinformats „1Lieferschein“ und sicherte sich den 3. Platz beim Digital Logistics Award. Das Preisgeld für den dritten Platz beträgt 3 000 Euro. Das Ziel des Start-ups ist, eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der Logistikkette zu ermöglichen. Die Vision dieser Initiative geht über die eigenen Geschäfte hinaus: Sie will den digitalen Lieferschein als Standard innerhalb und außerhalb der Baubranche etablieren.