Belgien wird Energiedrehscheibe für Deutschland und Europa
Kürzlich hat die belgische Regierung ihre überarbeitete föderale Wasserstoffstrategie vorgestellt. Das Land will sich unter anderem als Importhub und Transitdrehscheibe für grünen Wasserstoff für Deutschland und Europa positionieren. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem gerade erst fusionierten Port of Antwerp-Bruges zu.
Belgien verfügt über alle Voraussetzungen, um zur Wasserstoffdrehscheibe Westeuropas zu werden. Darunter strategisch gelegene Häfen, das notwendige Know-how in Form von innovativen Unternehmen, Forschungszentren und Bildungseinrichtungen sowie bereits vorhandene Infrastruktur und Industrie. Als Welthafen sieht sich der Port of Antwerp-Bruges dabei in einer Schlüsselrolle für den Import, die lokale Herstellung, die Verarbeitung und den Transport von grünem Wasserstoff und Wasserstoffträgern wie Ammoniak und Methanol ins Binnenland.
Der digitale Lieferschein kommt
Europäische Importdrehscheibe für grünen Wasserstoff
Da die meisten europäischen Länder nicht über ausreichend eigene Ressourcen verfügen, um die erforderlichen Mengen an grünem Wasserstoff selbst herzustellen, muss die lokale Produktion durch Importe von grünem Wasserstoff und Wasserstoffträgern aus Regionen mit viel Sonne, Wind und ausreichend Platz ergänzt werden. Bereits ab 2026 wird der Port of Antwerp-Bruges nach dem Ausbau seiner bestehenden Kapazitäten die ersten grünen Wasserstoffmoleküle auf seiner Plattform empfangen. Um diese Entwicklung voranzutreiben, hat der Hafen gemeinsam mit fünf großen Industrieunternehmen und öffentlichen Akteuren – Deme, Engie, Exmar, Fluxys und WaterstofNet – eine Wasserstoffimport-Koalition gegründet. Darüber hinaus wurden Kooperationen mit verschiedenen Exportregionen geschlossen, um die Wasserstoffkette in Gang zu bringen. Mehrere belgische Unternehmen entwickeln zudem weltweit Projekte für den Export von Wasserstoff.
Nach Deutschland sollen der Wasserstoff und die Wasserstoffträger dann ab Antwerpen über verschiedene Transportmittel wie Pipelines, Eisenbahn und Binnenschiff gelangen. Dabei ist die Infrastruktur, wie zum Beispiel frei zugängliche Wasserstoffpipelines und -terminals, von entscheidender Bedeutung. Zu diesem Zweck wird an den beiden Hafenstandorten Antwerpen und Zeebrügge die Terminalkapazität für bestehende und neue Wasserstoffträger erweitert. Darüber hinaus finanziert die belgische Regierung ein Netz von Wasserstoffpipelines, das die Häfen ab 2028 mit belgischen Industriegebieten und Deutschland verbinden soll.
ZustellerInnen ächzen unter der wachsenden Arbeitslast
Lokale Herstellung von grünem Wasserstoff
Zusätzlich soll an den Hafenplattformen in Zeebrügge und Antwerpen eine lokale Produktion stattfinden. Das Vorhandensein von Windparks und Erdgasinfrastruktur macht Zeebrügge zum idealen Standort für eine Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Fluxys und Eoly sind für den Bau dieser Fabrik namens HyoffWind verantwortlich. Darüber hinaus wird das US Unternehmen Plug in Antwerpen eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff im NextGen District errichten, einem Hotspot der Kreislaufwirtschaft. Die Lage in der Nähe des größten Chemie-Clusters Europas spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Jacques Vandermeiren, CEO Port of Antwerp-Bruges: „Gemeinsam mit unseren Partnern, unter anderen der Wasserstoffimport-Koalition und den wichtigen Akteuren unserer Hafenplattform, investieren wir in Infrastruktur und Projekte, um den Import, den Transport und die Herstellung von grünem Wasserstoff zu beschleunigen. Dabei ist die Zusammenarbeit mit der Regierung und deren angemessene Unterstützung entscheidend. Somit begrüße ich diese überarbeitete Strategie, die eine konkrete Richtung vorgibt und den Import als eine Säule unserer Energie- und Rohstoffversorgung anerkennt. Ferner geht daraus hervor, dass wir gemeinsam mit der Industrie Lösungen für potenzielle Herausforderungen entwickeln möchten, auf die wir künftig stoßen können.“
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Alexander De Croo, Premierminister Belgien: „Gemeinsam mit allen Stakeholdern aus Regierung und Industrie haben wir eine zielgerichtete Strategie entwickelt, die auf dem gesammelten Know-how aufbaut, das Belgien in den vergangenen Jahrzehnten erworben hat. Wir wollen dieses Potenzial nutzen, um im Bereich Wasserstoff führend in Europa zu werden. Dazu wollen wir bis zur zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts die Wasserstoffversorgung gewährleisten können, unsere technologische Führungsposition weiter ausbauen, einen Wasserstoffmarkt entwickeln sowie Belgien zu einem führenden kontinentalen Drehkreuz für Wasserstoff machen. Wir sind überzeugt, dass Wasserstoff eine Schlüsselrolle bei unserem Bestreben spielen wird, die Energieversorgung unseres gesamten Kontinents nach den Geschehnissen in der Ukraine neu zu gestalten.“