Nachhaltige Paketzustellung per Straßenbahn ist praxistauglich
Das Forschungsprojekt „LastMileTram“ der Frankfurt University of Applied Sciences hat gezeigt, dass der Einsatz von Güterstraßenbahnen, E-Transportern und Lastenrädern die städtische Paketzustellung effizienter und umweltfreundlicher gestalten kann. Erste Ergebnisse belegen eine Entlastung des Verkehrs und signifikante CO2-Einsparungen, während die abschließende Bewertung bis Ende 2024 erfolgt.
Die operative Phase des Forschungsprojekts „LastMileTram RheinMain V“ der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Zusammenarbeit mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main GmbH (VGF) und Amazon Logistics ist erfolgreich beendet worden. Im praktischen Einsatz wurde das Potenzial einer Güterstraßenbahn, unterstützt durch E-Transporter und elektrische Lastenräder, für die Paketzustellung in städtischen Ballungsräumen deutlich. Während der vierwöchigen Testphase konnte die Straßenbahn zur Entlastung des städtischen Verkehrs beitragen und die CO2-Emissionen durch lokal emissionsfreie Lieferungen erheblich senken. Die ersten Ergebnisse des Projekts wurden kürzlich vorgestellt, während die abschließende Bewertung der CO2-Einsparungen, die zuvor durch digitale Simulationen auf bis zu 56 % geschätzt wurden, nach der vollständigen Auswertung des Projekts bis Ende 2024 erfolgen soll.
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Schritt in die künftige urbane Logistik
Laut Kaweh Mansoori, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, stellt das Projekt einen wichtigen Schritt für die zukünftige städtische Logistik in Hessen dar. Er betont, dass innovative Verkehrskonzepte nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis funktionieren. Zudem sei es für Hessen von großer Bedeutung, solche nachhaltigen Lösungen zu fördern, um die Städte zukunftsfähig zu gestalten. Mansoori sieht das Modell als potenzielles Vorbild für eine emissionsarme Logistik, nicht nur in Hessen, sondern auch bundesweit.
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Onlinehandel ist Haupttreiber des Güterverkehrs
Wolfgang Siefert, Mobilitätsdezernent der Stadt Frankfurt, sieht im Onlinehandel einen Haupttreiber des Güterverkehrs und hebt hervor, dass die Gütertram eine innovative Möglichkeit bietet, Teile der Paketdienste zu ersetzen, den städtischen Verkehr zu entlasten und die Umwelt zu schonen. Er erläutert, dass das Projekt Teil des Logistikkonzepts der Stadt Frankfurt ist, das die Wirtschaftsförderung mit der Verringerung des Logistikverkehrs kombiniert. Er zeigt sich erfreut über die ersten sichtbaren Ergebnisse, die unter anderem eine lokale CO2-Einsparung von 26,8 kg pro Liefertag und eine Reduzierung der Lärmbelastung um 32 bis 35 Dezibel umfassen.
Laut Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke, Projektleiter und Präsident der Frankfurt UAS, zeigen die bisherigen Ergebnisse, dass multimodale Logistikkonzepte wie die Integration von Güterstraßenbahnen einen Mehrwert für die urbane Lieferkette bieten. Er hebt die Steigerung von Effizienz und Nachhaltigkeit durch die Zusammenarbeit verschiedener Verkehrsträger hervor.
Forschungsprojekt zur „LastMileTram“ gestartet
Öffentlicher Nahverkehr wird zum wichtigen Bestandteil der Logistik
Auch die Geschäftsführung der VGF hebt hervor, dass der Einsatz der Gütertram den öffentlichen Nahverkehr zu einem wichtigen Bestandteil der Logistik macht, da der Transport von Paketen auf bestehenden Strecken sowohl die Straßen entlastet als auch die Umweltbelastung reduziert. Zudem eröffnen sich durch diese Nutzung neue Perspektiven für die bestehende Infrastruktur. Andre Lütgeharm, Regional Director Operations Amazon Logistics, weist darauf hin, dass die Dekarbonisierung des Logistiknetzwerks entscheidend ist, um das Klimaversprechen von Amazon, bis 2040 CO2-neutral zu werden, zu erfüllen. Er betont, dass Amazon weiterhin in diesen Bereich investiert und die Erkenntnisse aus dem Projekt in Zusammenarbeit mit der VGF und der Frankfurt UAS nutzen wird.
Partnerschaft für die transparente CO2-Reduktion in der Logistik
Trameinsatz ist effizient
Der Einsatz der Gütertram im Rahmen des dreistufigen Transportprozesses erwies sich als effizient. Die Pakete wurden zunächst mit E-Transportern zur Tram gebracht, die diese dann in die Frankfurter Innenstadt transportierte. Dort übernahmen elektrische Lastenräder die Zustellung der Pakete an die Haustüren. Die Gütertram konnte pro Fahrt maximal 600 Pakete befördern, wobei während des Pilotprojekts durchschnittlich 4,8 Lastenrad-Touren mit etwa 67 Paketen pro Tour durchgeführt wurden. Der gesamte Prozess verlief nahezu emissionsfrei und konnte die simulierten Abläufe aus dem digitalen Zwilling im Realbetrieb umsetzen.
Trotz des Erfolgs der Testphase gab es auch Verbesserungspotenziale, etwa bei den Wartezeiten bei der Entladung der Tram und der Beladung der Lastenräder. Zudem wird geprüft, inwiefern das System auch für sperrige Güter geeignet ist. Für die Zukunft wird die Einrichtung von zentralen City Hubs und die breitere Anwendung des Konzepts untersucht.