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Klimafreundliche Nutzfahrzeuge 17.04.2025, 12:00 Uhr

Positive Bilanz für Emissionsminderung im Straßengüterverkehr

Die staatliche Förderung klimafreundlicher Nutzfahrzeuge zeigt Wirkung: Über 6 600 emissionsfreie Lkw und 2 500 Ladepunkte wurden gefördert – mit deutlicher CO2-Reduktion im Straßengüterverkehr. Die Evaluation des Programms liefert klare Empfehlungen für künftige Förderstrategien und den Ausbau der Ladeinfrastruktur.

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Die Evaluation des vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderten Programms zur Anschaffung klimafreundlicher Nutzfahrzeuge zeigt: Die Investitionen in alternative Antriebe und Ladeinfrastruktur haben einen deutlichen Beitrag zur Minderung der Treibhausgasemissionen im Straßengüterverkehr geleistet.

Foto: PantherMedia / Dzinnik Darius

Die Evaluation des Förderprogramms für klimafreundliche Nutzfahrzeuge, initiiert durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), zeigt deutlich: Die staatlichen Mittel zur Anschaffung alternativer Antriebe und zur Ladeinfrastruktur haben einen substanziellen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Straßengüterverkehr geleistet. Zwischen 2021 und 2024 stieg nicht nur die Anzahl zugelassener Zero-Emission-Lkw, sondern auch die Bereitschaft der Unternehmen, in klimafreundliche Technologien zu investieren. Gleichzeitig machen die Evaluatoren – das Öko-Institut, das Fraunhofer ISI sowie aproxima – deutlich, dass es für einen erfolgreichen Markthochlauf weiterhin gezielte Förderung, schnelleren Infrastrukturausbau und langfristige Anreize braucht, insbesondere mit Blick auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

Über 6 600 emissionsfreie Lkw gefördert – und signifikante CO2-Einsparung erzielt

Im Förderzeitraum von 2021 bis 2024 wurden mehr als 6 600 klimafreundliche Lkw sowie rund 2 500 Ladepunkte durch das KsNI-Programm (KsNI = Klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur) gefördert. Das bewilligte Fördervolumen lag bei etwa 919 Mio. €. Nach Modellrechnungen führen die unterstützten Fahrzeuge über ihre angenommene Lebensdauer von zwölf Jahren zur Einsparung von rund 586 000 t CO2.

Zugleich konnte ein signifikanter Anstieg bei den Neuzulassungen von emissionsfreien Nutzfahrzeugen verzeichnet werden: Während im Jahr 2020 noch unter 9 500 Fahrzeuge jährlich zugelassen wurden, waren es 2023 bereits 23 637. Besonders im Segment der schweren Lkw über 12 t Gesamtgewicht wurde der stärkste Förderimpuls sichtbar – hier basierten über 50 % der Neuzulassungen auf KsNI-geförderten Fahrzeugen.

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Herstellerangebot wächst – Förderbedingungen weitgehend angemessen

Parallel zur staatlichen Unterstützung hat sich auch das Modellangebot an emissionsarmen Fahrzeugen, insbesondere im Bereich batterieelektrischer Lkw, ausgeweitet. Diese Entwicklung ist jedoch maßgeblich auf die europäischen CO2-Flottenregulierungen zurückzuführen, die die Hersteller langfristig zur Umstellung auf emissionsfreie Modelle verpflichten.

Die Rückmeldungen aus den Unternehmen zur Förderausgestaltung sind überwiegend positiv. Kritisch angemerkt wurden allerdings hohe bürokratische Hürden sowie lange Bearbeitungszeiten im Antragsverfahren.

Die Förderquote von 80 % der Mehrkosten erwies sich vor allem für schwere Lkw der Klasse N3 als wirtschaftlich sinnvoll. Hier konnten die Fahrzeuge preislich mit Diesel-Lkw konkurrieren. Für leichtere Nutzfahrzeuge der Klassen N1 und N2 war die Förderung tendenziell zu hoch, während sie für brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge nicht ausreichte, um marktfähige Kostenstrukturen zu erzielen.

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Bewertung und Handlungsempfehlungen für künftige Förderinstrumente

In ihrer Gesamtbewertung heben die Gutachter*innen den Leuchtturmcharakter des Förderprogramms auf europäischer Ebene hervor. Die KsNI-Förderung habe zur frühen Marktentwicklung von E-Lkw in Deutschland beigetragen. Die vorzeitige Beendigung des Programms – ursprünglich bis 2026 geplant, jedoch bereits Ende 2024 gestoppt – habe jedoch verunsichernde Effekte auf den Markt gehabt.

Für kommende Programme empfehlen die Expert*innen eine stärkere Zielgruppendifferenzierung und technologiespezifische Ausrichtung. Die Förderung solle sich künftig auf schwere Nutzfahrzeuge über 12 t konzentrieren. Da batterieelektrische und brennstoffzellenbetriebene Lkw unterschiedliche Reifegrade aufweisen, sollten sie getrennt gefördert werden.

Besonderes Augenmerk sei auf den Infrastrukturausbau zu legen – etwa durch Förderung von Netzanschlüssen oder stationären Stromspeichern, um die Ladeinfrastruktur zukunftssicher auszubauen.

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Kleine und mittlere Unternehmen gezielt unterstützen

Auch KMU sollten gezielter eingebunden werden. Die Expert*innen empfehlen unter anderem:

  • Restwertgarantien, um Investitionsrisiken zu verringern
  • vereinfachte Förderprozesse, um Zugangshürden zu senken
  • maßgeschneiderte Fördermodelle, abgestimmt auf Unternehmensgröße und Fuhrparkstruktur

Langfristig angelegte und verlässlich finanzierte Anreize, wie etwa eine Mautbefreiung für emissionsfreie Nutzfahrzeuge über das Jahr 2025 hinaus, könnten Planungssicherheit für Unternehmen schaffen.

Neue Förderinstrumente sollten zudem mit bestehenden regulatorischen Rahmenbedingungen wie den CO2-Flottengrenzwerten und der CO2-Bepreisung verzahnt werden, um ihre Wirkung gezielt zu verstärken.

Von Text: Öko-Institut e.V. / RMW