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Emissionsfreie Lkw 25.06.2024, 12:00 Uhr

Schnelle Marktdiffusion durch sinkende Kosten

Eine Fraunhofer Studie analysierte die zukünftige Kostenentwicklung emissionsfreier Lkw. Ergebnisse zeigen, dass sinkende Kosten für Batterien und Brennstoffzellen eine schnelle Marktdiffusion ermöglichen und zur Erreichung von Klimazielen beitragen. Batterie-elektrische Lkw gelten dabei als vielversprechendste und kosteneffizienteste Technologie.

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Eine neue Studie des Fraunhofer ISI hat die zukünftige Kostenentwicklung emissionsfreier Lkw analysiert und dafür Kosten für Schlüsselkomponenten aus über 200 Quellen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass emissionsfreie Lkw von schnell sinkenden Kosten für Batterien und Brennstoffzellen profitieren werden.

Foto: PantherMedia / aa-w

Um die Treibhausgasemissionen im Straßengüterverkehr zu reduzieren, ist ein schneller Übergang zu emissionsfreien Lkw erforderlich. Wie schnell und mit welcher Technologie dieser Übergang erfolgen wird, bleibt jedoch unklar. Dies zeigt auch die laufende Debatte über die Rolle von batterie-elektrischen Lkw und Brennstoffzellen-Lkw, insbesondere im schweren Straßengüterverkehr. Gleichzeitig erfordern der Infrastrukturausbau, Netzerweiterungen, Anpassungen im Produktportfolio, Vorschriften zur CO2-Regulierung und mögliche Subventionen viel Zeit und Geld. Dennoch sollten solche Unsicherheiten weder Maßnahmen noch Investitionsentscheidungen in neue Technologien verzögern. Vor dem Hintergrund begrenzter öffentlicher Budgets stellt sich die Frage der Priorisierung vielversprechender Technologien, insbesondere beim Übergang von der Förderung von Forschung und Entwicklung hin zur Markteinführung, die mit deutlich höheren Ausgaben einhergeht.

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Kostenanalyse für emissionsfreie Lkw-Schlüsselkomponenten

Forscher:innen des Fraunhofer ISI haben in einer Studie die zukünftigen Kosten für Schlüsselkomponenten emissionsfreier Lkw, insbesondere Batterien und Brennstoffzellen, untersucht. Sie nutzten verschiedene Kostenentwicklungen aus der Literatur in einer Meta-Analyse und diskutierten diese hinsichtlich Robustheit, zeitlicher Stabilität und Ambitionsniveau. Die ermittelten Kosten wurden mit Zielkosten für den technologischen Durchbruch verglichen und in eine Gesamtkostenrechnung (TCO) eingebettet, um die Kosten von batterieelektrischen Lkw und Brennstoffzellen-Lkw gegenüber Diesel-Lkw für die Jahre 2020, 2030 und 2040 zu vergleichen.

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Schneller als erwartete Kostensenkungen

Die Ergebnisse zeigen, dass die Kosten für Batterie- und Brennstoffzellensysteme für schwere Lkw schneller sinken als in älteren Studien erwartet. Die Batteriesystemkosten könnten bald unter 200 EUR/kWh fallen und in den späten 2040er Jahren auf 100 EUR/kWh sinken. Die Kosten für Brennstoffzellensysteme könnten in den späten 2030er Jahren auf rund 150 EUR/kW sinken. Diese Prognosen sind jedoch unsicher aufgrund der geringeren kommerziellen Reife und Zweifel an der Realisierbarkeit der Zielkosten. Die Analyse betont die großen Herausforderungen, um sowohl die hohen Kostensenkungen als auch technischen Fortschritte für beide Technologien schnell und in der Praxis zu realisieren.

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Batterieelektrische Lkw als vielversprechendste Technologie

Nach heutigem Kenntnisstand sind batterieelektrische Lkw die vielversprechendste Technologie, um das Kostenniveau heutiger Diesel-Lkw zu erreichen. Sie benötigen weniger finanzielle Unterstützung als Brennstoffzellen-Lkw, die gegen Wasserstoffknappheit und hohe Preise kämpfen müssen. Batterieelektrische Lkw profitieren auch von einer schnelleren Verfügbarkeit der Technologie am Markt. Studien zeigen, dass sie technisch für die meisten Anwendungsfälle in der Logistik geeignet sind. Brennstoffzellen-Lkw könnten sich als ergänzende Technologie für schwer elektrifizierbare Bereiche oder Spezialtransporte erweisen, insbesondere wenn Wasserstoff in großem Umfang verfügbar ist. Öffentliche Förderung für Brennstoffzellen-Lkw bleibt für Forschung, Entwicklung und Erprobungen sinnvoll.

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Notwendige Investitionen

Investitionen in Produktionsanlagen und Ladeinfrastruktur sind notwendig, um die Marktdiffusion batterieelektrischer Lkw zu fördern. Steffen Link, Hauptautor der Studie, leitet aus diesen Ergebnissen die folgenden Politik-Empfehlungen ab: „Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass die Kosten für emissionsfreie Lkw erheblich und schneller als erwartet sinken werden. Dies erfordert den schnellen Aufbau von großskaligen Produktionsanlagen, um die Marktdiffusion dieser Fahrzeuge zu fördern. Unsere Analyse und der aktuelle Kenntnisstand zeigen, dass batterie-elektrische Lkw die techno-ökonomische Wettbewerbsfähigkeit mit heutigen Diesel-Lkw für die meisten Anwendungsfälle in absehbarer Zeit erreichen dürften. Die priorisierte Förderung von batterie-elektrischen Lkw stellt somit eine politische No-Regret-Option dar, die Unsicherheiten verringert, begrenzte öffentliche Budgets besser nutzt und richtungsweisend für den Logistikmarkt agiert. Dies ist für einen schnellen Übergang zu emissionsfreien Lkw unerlässlich. Dafür müssen die Stromnetze und Ladeinfrastruktur schnell ausgebaut werden, um Verzögerungen zu vermeiden. Dies erfordert jedoch sofortige Investitionen.“

Von Text: Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) / RMW