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Transportmarkt 17.04.2025, 10:00 Uhr

Transportbarometer Q1/2025: Bedeutungszuwachs des Spotmarkts durch sinkende Kapazitäten

Das Timocom Transportbarometer Q1/2025 zeigt: Der Spotmarkt gewinnt durch rückläufige Laderaumkapazitäten deutlich an Bedeutung. Steigende Frachtnachfrage, volatile Transportpreise und Unsicherheiten durch Zölle prägen den europäischen Logistikmarkt – mit spürbaren Folgen für Deutschland und Österreich.

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Der europäische Transportmarkt ist weiterhin unausgeglichen. Das TIMOCOM Transportbarometer, das das Verhältnis von Frachtangeboten zu Laderaumangeboten widerspiegelt, bewegt sich nach wie vor deutlich über einem ausgeglichenen Niveau von 50:50.

Foto: PantherMedia / mmphoto-art

Der europäische Transportmarkt bleibt auch im ersten Quartal 2025 stark unausgeglichen. Laut dem aktuellen Timocom Transportbarometer, das das Verhältnis von Fracht- zu Laderaumangeboten analysiert, liegt der Markt weiterhin deutlich über einem ausgeglichenen Wert von 50:50. Nach einem besonders frachtstarken Januar mit einem Frachtanteil von 75 % sank dieser im saisonal schwachen Februar auf 66 % – ein Wert, der trotz Rückgangs über dem Niveau der Vorjahre liegt. Im März stieg der Anteil nur leicht auf 68 % und blieb damit unter dem Vorjahreswert von 73 %. Ausschlaggebend für diese Entwicklung dürfte auch das späte Osterfest sein. 2024 fiel es früher, was das saisonale Transportgeschäft zeitiger einläutete.

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Unternehmen setzen verstärkt auf Spotmarkttransporte

Im Vergleich zum Vorjahresquartal verzeichnete das Transportbarometer europaweit ein Plus von 30 % bei den Frachteingaben. Für den deutschen Markt ergab sich im ersten Quartal 2025 ein Zuwachs von 17 % (Januar +46 %, Februar +23 %, März –4 %). Die verstärkte Aktivität im Timocom-Spotmarkt zeigt: Viele Unternehmen decken ihren kurzfristigen Transportbedarf bevorzugt über flexible Marktplätze.

Ein Grund dafür ist der Kapazitätsabbau bei zahlreichen Speditionen in Zentraleuropa, insbesondere in Deutschland. Diese Spediteure reduzieren ihre eigenen Flotten, müssen jedoch weiterhin ihren vertraglichen Verpflichtungen aus Jahresvereinbarungen nachkommen. Investitionszurückhaltung ist spürbar: Laut SCI-Logistikbarometer planen lediglich 7 % der befragten deutschen Unternehmen die Anschaffung neuer Fernverkehrsfahrzeuge. Angesichts konjunktureller Unsicherheit und rückläufiger Investitionsbereitschaft erscheint dieser Trend nachvollziehbar.

Der Frachtanteil in Europa im Jahresüberblick im Vergleich mit Vorjahren. Grafik: Timocom

Frachtaufkommen in Österreich wächst überdurchschnittlich

Auch in Österreich verläuft die Entwicklung des Frachtmarkts ähnlich wie in Deutschland, allerdings mit einem stärkeren Anstieg: Im ersten Quartal 2025 wurden dort 24 % mehr Frachtangebote registriert als im Vorjahreszeitraum. Während Januar (+72 %) und Februar (+34 %) deutliche Zuwächse zeigten, ergab sich im März ein Rückgang um 4 % – ebenfalls beeinflusst durch den späten Ostereffekt.

Deutschland bleibt weiterhin das bedeutendste Zielland für aus Österreich versendete Waren, gefolgt von Italien und dem Binnenmarkt. Umgekehrt rangieren Transporte von Deutschland nach Österreich an dritter Stelle, hinter Frankreich und Polen, und vor Italien.

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Laderaumverfügbarkeit rückläufig – minus 32 % gegenüber 2023

Während sich die Laderaumangebote im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahr nur leicht verringerten, ist im Vergleich zu 2023 ein signifikanter Rückgang von 32 % festzustellen. „Aufgrund der hohen Nachfrage nach Frachtraum sind die Frachtführer anscheinend ausreichend ausgelastet und müssen ihre freien Kapazitäten nicht in dem Maße aktiv am Markt anbieten“, erklärt Gunnar Gburek, Head of Business Affairs bei Timocom.

Allerdings bestehen weiterhin strukturelle Ungleichgewichte auf Relationen mit niedrigem Frachtanteil. „Es gibt aber nach wie vor Relationen, auf denen der Frachtanteil weit unter 50 % liegt und es schwerfällt, passende Rückladungen zu finden. Zum Beispiel gibt es deutlich weniger Transportaufträge von Rumänien nach Deutschland als andersherum.“

Gegenüber 2023 sind die angebotenen Transportkapazitäten um 32% gesunken. Grafik: Timocom

Transportpreise im Q1/2025: Schwankungen und Differenzen zwischen Angebot und Vorschlag

Die Transportpreise für Standardverkehre – etwa mit Curtainsidern oder Tautlinern – schwankten im ersten Quartal spürbar. Auf internationalen Routen in Europa lagen die durchschnittlichen Angebotspreise zwischen 1,34 €/km und 1,55 €/km, innerhalb Deutschlands zwischen 1,46 €/km und 1,76 €/km.

Dem gegenüber standen die Preisvorschläge der Transportdienstleister: In Deutschland bewegten sie sich zwischen 1,53 €/km und 1,86 €/km, europaweit zwischen 1,38 €/km und 1,54 €/km. Die Preise folgten dabei der Marktdynamik – nach einem Tiefpunkt im Februar stiegen sie im März wieder leicht an. In der Spitze lagen Frachtpreise in Deutschland bis zu 10 % höher als im Vorjahr, europaweit waren es bis zu 8,4 %.

Ein Blick auf die Mittelwerte verdeutlicht die Spanne: Europaweit lagen Angebotspreise bei durchschnittlich 1,44 €/km, während Preisvorschläge im Mittel bei 1,46 €/km lagen. In Deutschland betrug der Unterschied fast 8 Cent pro Kilometer (1,61 €/km vs. 1,69 €/km). „Auch wenn die hier berücksichtigten Preise nicht zwangsläufig den tatsächlich vereinbarten Transportpreisen entsprechen müssen, wird doch deutlich, dass das Preisniveau in Deutschland deutlich über den europäischen Mittelwerten liegt“, analysiert Gunnar Gburek.

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Wirtschaftsausblick bleibt gedämpft – Zollrisiken erhöhen Unsicherheit

Die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone bleibt im Jahr 2025 heterogen. Während das aggregierte Wachstum in Europa ein leichtes Plus zeigt, stagnieren die Prognosen für Deutschland und Österreich. Besonders Österreich meldet laut Wirtschaftsanalysen einen Produktionsrückgang auf dem Niveau des Corona-Jahres 2020. Neben der Industrie sind auch die Bauwirtschaft und der Tourismus betroffen.

Neue Unsicherheiten gehen von der US-Zollpolitik aus. Laut ifo-Institut könnte eine von Donald Trump angekündigte Zollerhöhung auf europäische Produkte die deutschen Exporte in die USA um bis zu 2,4 % verringern, sofern die EU keine Gegenmaßnahmen einleitet. „Vor allem in Deutschland und Österreich, wo der Export eine besonders große Rolle spielt, sind die Folgen nicht absehbar“, warnt Gunnar Gburek. „Für uns folgt daraus, dass wir die Prognose für die Entwicklung des Transportbarometers unterhalb der Vorjahreswerte angesetzt haben.“

Prognosen: Nominales Wachstum – realer Rückgang

Auch der Jahresbericht der Logistikweisen spiegelt diese Entwicklung wider: Trotz prognostiziertem nominalem Wachstum von 1,3 % rechnen die Experten 2025 real mit einem Minus von 0,1 %. Verschiebungen in den internationalen Handelsbeziehungen zeichnen sich ab – insbesondere durch sinkende Bedeutung der Handelspartner USA und China. Künftig dürften sich europäische und globale Märkte stärker regionalisiert entwickeln.

Von Text: Timocom / RMW