Wasserstofftechnologie: Im Duisburger Hafen entsteht das erste klimaneutrale Containerterminal Europas
Im Verbundvorhaben „enerPort II“ wird ein Konzept zur vollständigen energetischen Transformation des Terminals realisiert. Die ehemalige Kohleninsel im Hafen Duisburg wird so mit dem größten Hinterland-Hub Europas zum Modellprojekt für die Zukunft der Logistik.
Im Duisburger Hafen entsteht nicht nur das größte Containerterminal im europäischen Hinterland. Es ist darüber hinaus auch das erste Terminal, das mit dem Einsatz von Wasserstoff komplett klimaneutral betrieben wird, intelligent vernetzt ist und sogar benachbarte Quartiere mit Energie versorgen kann. Auf dem Gelände der ehemaligen Kohleninsel errichtet duisport bis 2023 gemeinsam mit den internationalen Partnern Cosco Shipping Logistics, Hupac SA und der HTS Group das trimodale Duisburg Gateway Terminal (DGT).
Um die vollständige energetische Transformation umzusetzen, haben duisport und das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik „Umsicht“ für den größten Hinterland-Hub Europas bereits innerhalb des Projekts „enerPort“ innovative Technologien analysiert und maßgeschneiderte Modelle entwickelt. Im Anschlussvorhaben „enerPort II“ (Förderkennzeichen: 03EN3046) wird nun im nächsten Schritt im DGT ein nachhaltiges Energiesystem installiert, welches Energiespeicher, erneuerbare Energien, Verbraucher und verschiedene Wasserstofftechnologien miteinander koppelt. Schlüsselkomponenten dafür sind Brennstoffzellen-Systeme, Wasserstoffmotoren zur Stromerzeugung und Batteriespeicher.
Erstes Umsetzungsprojekt zum Thema Wasserstoff im Duisburger Hafen
„Im Duisburg Gateway Terminal werden wir nicht nur hochmodern, digital und effizient arbeiten, sondern auch zu 100 % klimaneutral. Das größte Entwicklungsprojekt seit ‚logport I‘ vor 22 Jahren ist ein Modellprojekt mit Strahlkraft weit über den Duisburger Hafen hinaus. Es zeigt, wie die Logistik und Energieversorgung von morgen aussieht“, sagt duisport-CEO Markus Bangen.
Weitere Partner des ersten im Duisburger Hafen umgesetzten Wasserstoff-Projekts sind die Westenergie Netzservice GmbH, der Rolls-Royce-Geschäftsbereich Power Systems, die Stadtwerke Duisburg und die Stadtwerke Duisburg Energiehandel GmbH. Das Projekt wird im Rahmen der „Technologieoffensive Wasserstoff“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz für einen Zeitraum von vier Jahren gefördert.
Duisburg Gateway Terminal wird so autark wie möglich betrieben
„Konkret werden wir ein nachhaltiges, wasserstoffnutzendes Energiekonzept umsetzen, das einen hohen Autarkiegrad anstrebt“, sagt Alexander Garbar, stellvertretender Leiter der Unternehmensentwicklung und Manager Sustainability bei duisport. „Ein intelligentes lokales Energienetz koppelt und steuert erneuerbare Energien in Gestalt von Photovoltaik- und wasserstoffbasierten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit elektrischen, thermischen Energiespeichern sowie Wasserstoffspeichern und Verbrauchern wie Landstrom, Ladesäulen und Krananlagen. Auch eine zukünftige Versorgung angrenzender Quartiere soll theoretisch betrachtet werden.“
„Binnenhäfen sind besondere Stadtquartiere mit eigenen energetischen Anforderungen“, sagt Dr. Anna Grevé, Leiterin der Abteilung Elektrochemische Energiespeicher am Fraunhofer „Umsicht“. „Sie bieten sowohl dem nationalen wie internationalen Gütertransport als auch weiteren Industrien und Gewerben eine Heimat und liegen zudem häufig in der Nähe von Wohngebieten. Ihre Weiterentwicklung muss folglich wirtschaftlichen Anforderungen ebenso wie Klima- und Umweltschutzanforderungen gerecht werden.“
Modularer Aufbau ermöglicht weitere Folgeprojekte
Eine Besonderheit des Projektes „enerPort II“ ist der modulare Aufbau. Es schafft Voraussetzungen für eine kontinuierliche Fortsetzung des Transformationsprozesses, da Folge- oder Satellitenprojekte ohne Probleme angekoppelt werden können. Zum Beispiel Elektrolyseure oder wasserstoffbetriebene Lokomotiven. „Auf diese Weise wird das Terminal zum Ankerpunkt und zur Keimzelle für den Transformationsprozess des gesamten Duisburger Hafens“, sagt Alexander Garbar.
Im Endausbau nach zwei Baustufen soll auf dem DGT ein Modal Split gelten, der 40 % Transporte per Bahn, 40 % per Binnenschiff – und lediglich 20 % Lkw-Verkehr auf der Straße vorsieht. Dafür stehen auf 240.000 m² Terminalfläche sechs Portalkrananlagen, zwölf Ganzzuggleise mit 730 m Länge und mehrere Liegeplätze für Binnenschiffe zur Verfügung.
Kapazität für China-Züge wächst auf 100 Einheiten pro Woche
Auf dem DGT sollen zukünftig Rangierlokomotiven mit Wasserstoffantrieb eingesetzt werden. Reach-Stacker (Greifstapler) gibt es nicht – alle Güterbewegungen werden digital gesteuert. Für jedes Binnenschiff am Kai steht ein Landstromanschluss bereit, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu minimieren.
Das neue Großterminal gilt schon heute als Testfeld und Modell für klimaneutrale Binnenhäfen weltweit. Mit dem DGT wächst zudem duisports Abfertigungskapazität z. B. für China-Züge auf bis zu 100 Einheiten pro Woche.
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