Vorteile eines integrierten CAQ-Systems für den Mittelstand
Qualität auf allen Unternehmensebenen „zu leben“, umschreibt die Kunst, auf geeignete Instrumente zu setzen und sich in Zeiten zunehmenden Wettbewerbs auf die Kundenzufriedenheit zu konzentrieren. Die eingesetzten Lösungen werden aktuellen Herausforderungen jedoch nur dann gerecht, wenn sie eine enge Prozessvernetzung erlauben sowie offen für die Integration mit Lieferanten und Kunden sind.
Was spricht nun genau für ein integriertes CAQ-System und welcher Nutzen kommt Unternehmen zugute, wenn sie bei ihrem Qualitätsmanagement einen ganzheitlichen Systemeinsatz verfolgen?
Mittelständische Unternehmen agieren häufig als Zulieferer für große Hersteller. Wegen des deutlichen Überangebots auf dem Markt entwickelt sich die Qualität zunehmend zu einem ausschlaggebenden Unterscheidungsmerkmal. Viele Auftraggeber übertragen zudem gesetzliche Normen und Richtlinien an ihre mittelständischen Zulieferer, welche die strengen Qualitätsanforderungen erfüllen müssen, Bild 1. Infolgedessen steigt auch automatisch der Stellenwert von Qualitätsmanagement (QM)-Systemen.
Steigende Qualitäts- und Sicherheitsforderungen an Mittelständler
Seitdem das Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG) im Jahr 2004 in Kraft getreten ist – inzwischen ersetzt durch das Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) –, stiegen die gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf die Produktsicherheit. Zusätzliche Normen und die Umwandlung europäischer Richtlinien über die allgemeine Produktsicherheit in nationales Recht setzen ein hohes Maß an die Produktqualität voraus – von der Automotive-Branche bis hin zur Medizintechnik. So fordert beispielsweise die Automobilindustrie von ihren Zulieferern die Zertifizierung nach automobilspezifischen Standards und die Einhaltung zahlreicher Normen wie DIN EN ISO 9001, VDA 6.1 oder ISO/TS 16949. Halten Unternehmen die hohen Qualitätsstandards nicht ein, kommt es oft zu gravierenden Auswirkungen – wie Rückrufaktionen, aufwendiger Nacharbeit, Imageverlust oder juristischen Auseinandersetzungen. Um den stetig wachsenden Qualitätsanforderungen gerecht zu werden, setzen viele Unternehmen auf QM-Software. Die rechnergestützten Systeme stellen den Herstellern verschiedene Werkzeuge und Methoden zur Planung und Durchführung der Qualitätssicherung zur Verfügung.
CAQ-Systeme in der Praxis
Es gibt zahlreiche CAQ-Lösungen auf dem Markt. Die meisten davon bringen ein hohes Leistungsspektrum an Funktionalitäten und Instrumenten mit, um die Planung und Durchführung der Qualitätssicherung in Unternehmen zu unterstützen und diese zu erleichtern. Integrierte QM-Systeme kommen abteilungsübergreifend hauptsächlich in den Bereichen Produktion, Bild 2, Einkauf und Service zum Einsatz. Der Schwerpunkt ihrer Nutzung hängt meist von der Fertigungstiefe des jeweiligen Unternehmens ab.
Betriebe mit geringer Fertigungstiefe – ohne eigene Produktion – legen ihr Augenmerk meist auf die Wareneingangsprüfung. Ebenso ist hier der Kundenservice wesentlich. Dies setzt naturgemäß voraus, dass Prozesse in einem hohen Maß kontrolliert und bewertet werden. Hierfür bieten CAQ-Systeme oft Standardinstrumente. So unterstützen beispielsweise Funktionen zur Verwaltung von Prüfplänen und Prüfmitteln, Lieferantenbewertung und Durchführung von Audits sowie Automatismen zur Abwicklung des Reklamationsmanagements die Unternehmen bei der Umsetzung und Sicherung ihrer Qualitätsnormen.
Bei einer hohen Fertigungstiefe kommt es auf Funktionalitäten des QM-Systems an, welche produzierenden Unternehmen helfen, sich im gesamten Produktlebenszyklus – von der Entwicklung bis hin zur Endfertigung – an die Qualitätsnormen zu halten. Fehleranalysen sowie eine laufende Bewertung von Risiken und fertigungsbegleitende Prüfungen sind nur wenige Beispiele vieler Prozesse, die in den produzierenden Betrieben täglich durchgeführt werden müssen. Diesen Unternehmen stellen CAQ-Lösungen eine Reihe von Werkzeugen bereit, die sie zur Produkt- und Prozessoptimierung sowie für verschiedenartige Auswertungen nutzen können. Klassischerweise sind es Tools wie Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse (FMEA), statistische Prozesslenkung (SPC) oder Fehlersammelkarten zur Analyse von Fehlern.
Nutzen integrierter CAQ-Systeme
Die zunehmende Komplexität von Prozessen und Produkten verlangt eine hohe Transparenz und Flexibilität in der IT (Informationstechnologie)-Unterstützung. Eine heterogene IT-Landschaft führt in dieser Situation meist zu Ineffizienzen, weil verschiedene, über Schnittstellen verbundene Insellösungen einen hohen (unnötigen) organisatorischen, zeitlichen sowie monetären Aufwand verursachen. Bei vollständig integrierten Software-Lösungen, die nativ auch ein CAQ-Programm enthalten, fallen dagegen Schnittstellen und Mehrfachtätigkeiten in verschiedenen Systemen weg. Dies reduziert den Pflegeaufwand und die Wartungskosten.
Bei einem integrierten CAQ-System ist für die Anwender von großem Vorteil, dass die Benutzungsoberfläche sowie das Bedienkonzept identisch sind und ein einfaches Arbeiten gestatten. Im Bereich der Systemadministration müssen mehrere Einzellösungen nicht in die bestehende Systemlandschaft des Unternehmens eingebunden werden. Damit entfallen zusätzliche Anpassungen von Oberflächen und Anwenderschulungen in mehreren verschiedenartigen Programmen. Diese Vereinheitlichung hat auch einen positiven Effekt auf die Akzeptanz der IT-Lösung bei der Belegschaft.
Darüber hinaus sind die streng regulierten Qualitätsstandards und Normen mit einem integrierten QM-System leichter zu realisieren und einzuhalten. Fehlerpotentiale und Risiken können einfacher durchleuchtet, schneller entdeckt und auf ihre Ursachen hin untersucht werden. Diese beschleunigte Reaktionsfähigkeit der Unternehmen treibt ihre Qualitätssicherung voran und reduziert potentielle Fehlerkosten redundanter oder fehlender Datensätze. Zudem erlaubt ein einheitliches System eine effektive Prozessüberwachung sowie unkomplizierte Analyse von Produkt- und Qualitätsdaten.
Wird das Qualitätsmanagement als eine Spezial-Software in die vorhandene IT-Umgebung eingegliedert, ist der Informationsfluss nicht automatisch gewährleistet. Bei einem unternehmensübergreifenden Software-Ansatz dagegen lassen sich Informationen ohne Medienbrüche effizienter verwalten. Sie stehen für den Zugriff durch berechtigte Mitarbeiter in ihrem vollen Umfang zur Verfügung und können schnell verteilt und eingeholt werden. Bei integrierten Lösungen werden die Qualitätsdaten zentral gesteuert und zur weiteren Prozessbearbeitung an andere Bereiche wie Einkauf, Produktion oder Materialwirtschaft weitergegeben, Bild 3.
So lassen sich beispielsweise bei einer Reklamationsbearbeitung auch Kunden- und Lieferantendaten in den ganzheitlichen Qualitätsprozess einbinden. Wird diese Integrationsphilosophie in den Unternehmen aktiv „gelebt“, vermindert sich das Risiko fehlerhafter Mehrfacheingaben und inkonsistenter Daten, die in der Praxis häufig zu Qualitätsverlusten führen.
Mehr Qualität durch Transparenz
Transparenz in den Produktanforderungen und ein prozessorientiertes Gesamtsystem gehören heutzutage für viele mittelständische Unternehmen zu einer wichtigen Strategie. Für sie kann ein CAQ-System, das nahtlos in die zentrale Unternehmenssoftware integriert ist, eine große Stütze sein: Es gestattet eine abteilungsübergreifende Prozessabwicklung und unterstützt das Qualitätsmanagement dabei, die Produktqualität nachhaltig zu sichern.
MBA, Dipl.-Betriebswirtin (DH) Anna Seel ist PR-Managerin und Pressesprecherin // Dipl.-Wirtsch.-Inf. Man Kit Li ist ERP-Consultant bei Industrial Application Software in Karlsruhe.