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Studie zur Arbeitsergonomie 02.03.2022, 07:30 Uhr

Gestaltung industrieller Arbeitsplätze in den Fokus rücken

Wie ergonomisch arbeiten Unternehmen in der manuellen Produktion? Mehr Leistung und weniger Fehlzeiten erzielen durch optimierte Arbeitsplätze – diesen Aspekt sollten die Verantwortlichen in den Industriebetrieben nicht aus dem Auge verlieren.

Ein Spezialist bei Systembaukästen für industrielle Anwendungen untersuchte in seiner neuesten Studie, wie ergonomisch Unternehmen in der manuellen Produktion arbeiten. Foto: item

Ein Spezialist bei Systembaukästen für industrielle Anwendungen untersuchte in seiner neuesten Studie, wie ergonomisch Unternehmen in der manuellen Produktion arbeiten.

Foto: item

Mittlerweile werden auch bei der Gestaltung von Industriearbeitsplätzen häufig ergonomische Gesichtspunkte berücksichtigt, wie eine Studie zeigt. Allerdings beziehen sich diese meist nur auf die Verwendung höhenverstellbarer Arbeitstische und -stühle, eine ganzheitliche Betrachtung des Themas findet oft nicht statt. So ist auch die Mehrheit der Studienteilnehmer der Ansicht, dass die Folgen und Risiken fehlender Ergonomie am Industriearbeitsplatz immer noch unterschätzt werden.

Ergonomie am Arbeitsplatz – mehr als Bürostuhl und Arbeitstisch

Wie viel Ergonomie die Mitarbeitenden in der manuellen Produktion unterstützt, dieser Frage ging die item Industrietechnik in ihrer neuesten Studie nach. Diese wurde in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Innofact erstellt. Die Ergebnisse basieren auf einer Online-Befragung von Unternehmen mit manuellen Produktionsabläufen. Die Befragten sind Entscheider oder Mitentscheider bei der Auswahl und Konfiguration von Arbeitsplatzsystemen.

Zusätzlich führte item eine Befragung derjenigen Kunden durch, die ihren Mitarbeitern bereits ergonomisch optimierte Industriearbeitsplätze zur Verfügung stellen. Auch die Erkenntnisse aus Gesprächen mit Experten aus Wirtschaft und Forschung flossen in die Studie ein. Darüber hinaus wurden Entscheider aus mittleren und kleinen Unternehmen befragt, die ihre manuellen Produktionsabläufe bereits ergonomisch optimiert haben.

Die Mehrheit der Betriebe ist sich der Verantwortung bewusst

Mittlerweile ist den Entscheidern in vielen Unternehmen deutlich geworden, dass nicht nur der Büroarbeitsplatz, sondern auch der Industriearbeitsplatz ergonomisch optimiert sein sollte. In 83 Prozent der befragten Unternehmen sind ergonomische Arbeitsplatzsysteme in der manuellen Produktion vorhanden. 55 Prozent bestätigen, dass Investitionen mit ergonomischem Hintergrund einen besonders hohen Stellenwert im Unternehmen haben. Wenn sich Unternehmen gegen ergonomische Industriearbeitsplätze entscheiden, liegt dies vor allem an den erwarteten Kosten für die Anschaffung und Umgestaltung der Arbeitsplätze sowie dem Zeitaufwand für die Implementierung.

In der Mehrzahl der befragten Unternehmen sind ergonomische Arbeitsplatzsysteme in der manuellen Produktion bereits vorhanden – jedoch weitere wichtige Hilfestellungen fehlen. Grafik: item

Verbindung von Lean Production und Ergonomie

Meist setzen sich die Fachkräfte für Arbeitssicherheit in den Unternehmen, die Mitarbeiter selbst oder der Betriebsrat für ergonomische Arbeitsplätze ein. Nach Einschätzung der Experten sind nicht selten ein Arbeitsunfall oder der drohende längere Ausfall einer Arbeitskraft Beweggründe für ein entsprechendes Handeln. Die Kundenumfrage ergab außerdem, dass vor allem auch den Lean-Experten eine besondere Bedeutung zukommt. Prof. Dr.-Ing. Ahrens, Studiengangsleiter Bachelor of Science Wirtschaftsingenieurwesen an der Nordakademie Elmshorn, beschreibt die Vorteile der Verbindung von Lean Production und ergonomisch optimierten Industriearbeitsplätzen: „Durch entsprechende Maßnahmen lässt sich die Arbeitseffizienz optimieren und die ergonomische Verschwendung vermeiden. Dies wird allerdings noch zu wenig beachtet.“

Vorteile ergonomisch optimierter Arbeitsplätze

Der Studie zufolge gibt es zwei hauptsächliche Entscheidungsfaktoren für die Implementierung von ergonomischen Arbeitsplatzsystemen: die Reduktion von Fehlzeiten sowie eine Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit. Auch die Erhöhung der Arbeitseffizienz wird als wichtiges Argument genannt.

Es hat sich erwiesen: Zufriedene Mitarbeiter bleiben im Unternehmen, und eine Fluktuation von Arbeitskräften kann so vermieden werden. Das wirkt sich positiv auf die Produktivität und Arbeitseffizienz aus. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Wirkung auf Arbeitsuchende und junge Arbeitskräfte: Indem ein Unternehmen mit optimalen Arbeitsbedingungen wirbt, erhöht es seine Attraktivität als Arbeitgeber.

Mitarbeiter frühzeitig einbinden

Aus Expertensicht ist es von großer Bedeutung, den Einsatz von ergonomischen Arbeitsplatzsystemen als strategische Entscheidung für das gesamte Unternehmen zu sehen. Alle Hierarchie-Ebenen müssen die Notwendigkeit und den Nutzen dieser Systeme einsehen und verstehen. Soll die Ergonomie einen entsprechenden Stellenwert in der Unternehmenskultur erreichen, ist es essenziell, die Mitarbeiter frühzeitig zu informieren und in den gesamten Prozess einzubinden. Einzelne Mitarbeiter können die Funktion eines Multiplikators übernehmen: Sie werden für das Thema sensibilisiert und geschult mit dem Ziel, den Kollegen die Vorteile sowie den Nutzen der ergonomisch optimierten Systeme zu erläutern. Diese sogenannten Ergo-Scouts sind dann intern verantwortlich für die Einweisung in ergonomische Arbeitsplatzsysteme, stehen bei Fragen der Mitarbeiter in der manuellen Produktion zur Verfügung und kommunizieren mit den Kollegen auf Augenhöhe.

Auch Hebehilfen, Licht und Greifraumoptimierung beachten

Verhältnisergonomische Lösungen beinhalten weit mehr als verstellbare Arbeitsstühle und höhenverstellbare Arbeitstische. Hebehilfen, auf die individuellen Anforderungen einstellbares Licht, Fußmatten, Fuß- und Armstützen oder Systeme zur Greifraumoptimierung führen ebenso zur Optimierung von Arbeitsplätzen, kommen aber derzeit nur in wenigen Bereichen mit manueller Produktion zum Einsatz. Dabei sollte die Wirkung dieser Komponenten nicht unterschätzt werden. Fehlt beispielsweise eine auf den Greifraum des Mitarbeiters angepasste Materialbereitstellung, kann es trotz höhenverstellbarem Stuhl und Tisch zu einer Fehlbelastung kommen.

Verhältnisergonomische Lösungen beinhalten weit mehr als verstellbare Arbeitsstühle und höhenverstellbare Arbeitstische. So wirken sich auch Systeme zur Greifraumoptimierung positiv aus, sie werden aber derzeit noch wenig in Bereichen mit manueller Produktion eingesetzt. Grafik: item

Günstige Ergonomielösungen „von der Stange“ sind nicht zielführend. Vielmehr muss eine ganzheitliche Betrachtung stattfinden – mit zahlreichen ineinandergreifenden Maßnahmen und unter Einbeziehung der persönlichen Anforderungen an die Produktionsumgebung. So sind beispielsweise ein optimaler Lärmschutz, passende Arbeitszeitmodelle, regelmäßige Pausen, die Möglichkeit der Job-Rotation sowie die finanzielle Unterstützung bei der Teilnahme an Rückenkursen wichtige und zu berücksichtigende Aspekte, damit die Mitarbeiter dauerhaft ihre volle Leistungsfähigkeit einbringen können.

Lösungen aus dem Baukasten

item Industrietechnik – mit Hauptsitz in Solingen und internationalen Tochterfirmen – gilt als Pionier bei Systembaukästen für industrielle Anwendungen und ist ein Partner der Fertigungsindustrie in der ganzen Welt. Das Produktportfolio umfasst mehr als 4.000 hochwertige Komponenten zur Konstruktion von Maschinengestellen, Arbeitsplätzen, Automationslösungen und Lean-Production-Anwendungen. Für die Produkte mit richtungsweisendem Industriedesign und durchgängiger Ergonomie gab es vielfach Auszeichnungen. Als Vorreiter im Digital Engineering treibt der Betrieb auch die Digitalisierung von Konstruktionsprozessen mit eigenentwickelten Softwaretools voran. Rund 900 Mitarbeiter entwickeln weltweit innovative Lösungen und Dienstleistungen.

Die Studie „Wie ergonomisch arbeiten Unternehmen in der manuellen Produktion?“ steht zum Download bereit unter https://welcome.item24.de/studie-ergonomie-am-industriearbeitsplatz.

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Von item / Birgit Etmanski