Wie spezialisierte Finanzierungen für Nachhaltigkeit in schwierigen Zeiten sorgen
Es gibt eine Reihe von Gründen, warum Hersteller auf Nachhaltigkeit setzen. Doch hat dieses Thema in einer Zeit, die von schlechten Nachrichten und den Nachwirkungen der Pandemie geprägt ist, weiterhin Priorität? Und wie lässt sich das Vorhaben trotz knapper Kassen umsetzen?
Es gibt eine Reihe von Gründen, warum Hersteller auf Nachhaltigkeit setzen: um Marke und Image zu stärken, öffentliches Vertrauen aufzubauen und somit neue Kunden anzusprechen und den Wettbewerbsvorteil auszubauen. Des Weiteren kann die betriebliche Effizienz durch die Reduzierung von Kosten und Abfall gesteigert werden, und so gleichzeitig auf regulatorische Zwänge und Möglichkeiten eingegangen werden [1]. Erläutert wird, warum dieses ökologische Thema eine Top-Priorität für Hersteller sein sollte – und wie intelligente Finanzierung den Unternehmen in der Fertigung Momentum verschaffen kann.
Nachhaltig Wirtschaften – zum Beispiel zum Schutz des Wassers
Manche mögen in nachhaltiger Produktion einen „moralischen Kreuzzug“ sehen [2]. In Wahrheit fokussieren sich Analysten längst auf wirtschaftliche Aspekte von Nachhaltigkeit. Ein Mangel an ökologischer Glaubwürdigkeit dürfte zudem die weitere Unternehmensentwicklung behindern. So existiert in Europa bereits ein Vorschlag, die Lieferketten weltweit zu bereinigen und nachhaltiges Wirtschaften zu fördern [3]. Eine Missachtung des Themas kann die künftige Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Siemens hat deshalb eine Reihe von Maßnahmen identifiziert, auf die sich Hersteller kurzfristig konzentrieren können.
Die Industrie verursacht weltweit 40 Prozent der in Gewässer eingeleiteten Abfälle, wobei die verbrauchsintensiven Sektoren von der Stahlproduktion bis zur Lebensmittel- und Getränkeherstellung reichen. Wenn der Bedarf an Süßwasser hier nicht radikal sinkt, wird der Verbrauch im Zuge von Verstädterung und Industrialisierung weltweit voraussichtlich drastisch ansteigen [4]. Die Vereinten Nationen fordern deshalb weltweit eine effizientere Wassernutzung in der Industrie [5]. Die Neugestaltung von Prozessen (auch mithilfe von „Digitalen Zwillingen“) trägt zu erheblichen Einsparungen bei – diese betragen teilweise bis zu 60 Prozent[6]. Auch das Recycling von Wasser in geschlossenen Kreisläufen (zum Beispiel unter Ausnutzung der Wärme von Kühlprozessen [7]), die Trockenbearbeitung oder die chemische Trocknung [8] liefern positive Beiträge.
Reduzierung von Rohstoffen
Die Neugestaltung von Herstellungsprozessen kann auch den Rohstoffbedarf deutlich reduzieren. Mehr als jedes achte Barrel Öl fließt in den petrochemischen Sektor, wo mehr als 173 Millionen Tonnen Primärkunststoffe entstehen – das größte Produkt im chemischen Sektor [9]. Zudem reduziert additive Fertigung den Metallgehalt vieler mechanischer Komponenten [10]. Daher bieten neue Produkte und Prozesse zur Verringerung des Kunststoffeinsatzes ein großes Potenzial, das angesichts unsicherer Rohölversorgung an Bedeutung gewinnt [11].
Nachrüstung und Sanierung
In einer aktuellen Studie über nachhaltige Fertigung unterstreicht das Consulting-Haus Deloitte die Bedeutung der Nachrüstung bestehender Produktionslinien sowie der Überholung alter Anlagen und Maschinen, die auf moderne, digitalisierte Standards gebracht werden [12]. Schlüsselelemente der älteren Ausrüstung können so weiterverwendet werden, was den Fertigungs- und Energiebedarf erheblich senkt – vor allem bei Komponenten aus Metall.
Beobachter gehen jedoch davon aus, dass Unternehmen weiterhin zögern werden, Eigenkapital für Investitionen in Anlagen und Technologien einzusetzen. Daher dürfte eine „intelligente“ Finanzierung durch Dritte eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, die Technologie-, Maschinen- und Software-Upgrades zu anzustoßen, die eine nachhaltige Produktion Wirklichkeit werden lassen. Denn sie sollte eine wichtige Rolle im gesamten Produktionszyklus spielen: von der Anschaffung über die Aufrüstung/das Retrofit bis hin zu Wiederverwendung/Recycling.
Positive Aspekte einer flexiblen Finanzierung
Wo kann die passende Finanzierung Herstellern dabei helfen, ihre konkreten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?
- Flexible Finanzierungen für Investitionen in nachhaltige Technologie: Weitsichtige Hersteller haben erkannt, wie wichtig der richtige Finanzierungsmix in Zeiten von Unsicherheit, Volatilität und Krisen ist. Die Erfahrungen zeigen, dass so Investitionen in Nachhaltigkeit – und gleichzeitig oft auch in Digitalisierung – möglich sind, die selbst finanziell nachhaltig sind. Den Weg dorthin ebnen flexible Finanzierungen, die den erwarteten Mehrwert aus den Investitionen berücksichtigen.
- Finanzierung für reibungslosen Cashflow: Vereinbarungen können so strukturiert werden, dass sie die zeitliche Entwicklung der Produktion (inklusive der Einnahmen daraus) und Effizienz berücksichtigen. Ebenso können die Zahlungen auf die erwarteten Ergebnisse abgestimmt oder saisonal variiert werden. So wird der Übergang zu nachhaltigen Plattformen nachhaltig beschleunigt.
- Finanzierung, die Transformation erschwinglich macht: Wichtig ist, dass intelligente Finanzierungen alle Kosten für den Übergang zu nachhaltigeren Systemen abdecken – Ausrüstung, Software, Wartung und Service, Installation, Tests, Schulungen und, sofern erforderlich, sogar neues Personal.
- Finanzierung, mit der Anbieter nachhaltiger Technologien ihren Kunden helfen: Wenn die Lieferanten hinterherhinken, wirkt sich dies auf die Fähigkeit eines Herstellers aus, die gewünschte nachhaltige Technologielösung zu schaffen. Wenn ein Technologie- oder Maschinenanbieter intelligente Finanzierung in sein Gesamtangebot integriert, wird der Erwerb nachhaltigerer Lösungen vereinfacht.
- Die Finanzierung kann dabei nicht nur flexible Laufzeiten und Bedingungen bieten und die nachhaltige Technologie oder Maschine für den Hersteller erschwinglich machen. Sie kann auch die beste verfügbare Lösung zugänglich machen. Ebenso helfen intelligente Finanzierungsinstrumente dem OEM, den eigenen Cashflow zu managen und Kosten und Erträge durch Vereinbarungen für verlängerte Zahlungsfristen in Einklang zu bringen.
Über intelligente Finanzierungslösungen und die Reihe der unterstützten Nachhaltigkeitsmaßnahmen informiert die Studie: www.siemens.com/de/de/produkte/finanzierung/studien/whitepaper-nachhaltig-finanzieren.html
Jetzt die Kreislaufwirtschaft realisieren
Spezialisierte Finanzierungen haben in früheren Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit vielfach ihren Wert bewiesen. Daher spricht alles dafür, dass intelligente Lösungen auch angesichts der gegenwärtigen geopolitischen, pandemiebedingten und wirtschaftlichen Herausforderungen eine zentrale Rolle spielen werden. Sie gestatten die Nutzung von Technologien, die Abfälle sowie den Ressourcen- und Energieverbrauch minimieren, die Produktivität steigern und weniger Rohstoffe verbrauchen. Da außerdem die Aufarbeitung, Wiederverwendung und das Re-Marketing von Anlagen und Komponenten unterstützt wird, erlaubt sie die Kreislaufwirtschaft in der Produktion.
Literatur
- EPA, Sustainable Manufacturing, (Stand: 13. Februar 2023). https://www.epa.gov/sustainability/sustainable-manufacturing. [31. Januar 2022].
- The Manufacturer, Sustainability should be the right choice morally, not just commercially (Stand: 13. Februar 2023). https://www.themanufacturer.com/articles/sustainability-right-choice-morally-not-just-commercially/. [14. April 2021].
- Oxfam, New EU proposal on sustainable business needs fixing to work for people and the planet (Stand: 13. Februar 2023). https://www.oxfam.org/en/press-releases/new-eu-proposal-sustainable-business-needs-fixing-work-people-and-planet. [23. Februar 2022].
- NPJ Clean Water, Reassessing the projections of the World Water Development Report (Stand: 13. Februar 2023). https://www.nature.com/articles/s41545–019–0039–9. [Juli 2019].
- United Nations, Progress on Water-Use Efficiency – 2021 Update (Stand: 13. Februar 2023). https://www.unwater.org/publications/progress-water-use-efficiency-2021-update. [23. August 2021].
- Siemens, National Halmstad (Stand: 13. Februar 2023). https://new.siemens.com/global/en/products/financing/references/national-halmstad.html.
- Water Technology, Industrial water conservation and management. In: production processes (Stand: 13. Februar 2023). https://www.watertechonline.com/water-reuse/article/15550680/industrial-water-conservation-and-management-in-production-processes. [2. August 2018].
- Manufacturing Tomorrow, How to Conserve Water in Your Manufacturing Process (Stand: 13. Februar 2023). https://www.manufacturingtomorrow.com/story/2021/11/how-to-conserve-water-in-your-manufacturing-process/17829/. [15. November 2021].
- International Energy Agency, Energy Efficiency 2021 (Stand: 13. Februar 2023). https://www.iea.org/reports/energy-efficiency-2021. [November 2021].
- Materials & Design (202), Wire and arc additive manufacturing: Opportunities and challenges to control the quality and
- accuracy of manufactured parts (Stand: 13. Februar 2023). https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0264127521000241. [April 2021].
- The Economist, Three big uncertainties cloud the oil market (Stand: 13. Februar 2023). https://www.economist.com/finance-and-economics/three-big-uncertainties-cloud-the-oil-market/21808307. [26. März 2022].
- Deloitte, Sustainable Manufacturing – From vision to action (Stand: 13. Februar 2023). https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/ch/Documents/manufacturing/deloitte-ch-en-sustainable-manufacturing-2021.pdf. [5.Juli 2021].
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Klaus Meyer ist Leiter des Commercial-Finance-Geschäfts von Siemens Financial Services in Deutschland und Vorsitzender der Geschäftsführung der Siemens Finance & Leasing GmbH. Foto: Siemens