Inhalte der Online-Ausgabe 7/8-2020
Verfügbarkeitssteigerung durch gezielte Datenanalyse
E. Uhlmann – Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF), Technische Universität Berlin (Editorial)
Die Weiterentwicklung der digitalisierten Produktion ist eine wesentliche Voraussetzung zur Realisierung der Smart Factory. Die Individualisierung einzelner Produkte lässt sich mit höherer Produktivität und verbesserter Ressourceneffizienz bis zu einer Losgröße von 1 verwirklichen. Cyber-Physische-Systeme bilden in der Smart Factory die Basis zur Vernetzung von Maschinen und Anlagen, die mit ihrer Umwelt kommunizieren. Durch die Erfassung und Analyse sensorischer Daten sowie gezielter Soll-Ist-Wert-Vergleiche können die Produktionsprozesse in Echtzeit gesteuert und dadurch sich stetig ändernde Produktanforderungen erfüllt werden. S. 461
Fräsen von Wolframkarbid-basierten MMC-Werkstoffen*
E. Uhlmann, C. Hein, J. Polte, C. Jahnke; M. Polte – Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK), Berlin; IWF; Berlin
Die Herstellung von Kunststoffkomponenten mittels Spritzguss ist weit verbreitet. Spritzgusswerkzeuge, welche statt aus Stahl aus NE-Metallen und durch Fräsen gefertigt werden, können die Wirtschaftlichkeit steigern. Um den Belastungen beim Spritzgießen gerecht zu werden, können diese Werkezuge durch das Einbringen von Hartpartikel in ihre Oberfläche gegen Verschleiß verstärkt werden. Gegenstand dieses Beitrages ist das Mikrofräsen solcher Verschleißschutzschichten (Metal-Matrix-Composites). Dafür wurde polykristalliner Diamant ohne Bindephase als Schneidstoff qualifiziert. S. 462
Einsatz eines naturanalogen Algorithmus*
E. Uhlmann, J. Streckenbach, M. Osmanovic; M. Polte, J. Börnstein – IWF, Berlin; Fraunhofer IPK, Berlin
Dieser Beitrag stellt die Ergebnisse zur Untersuchung der Reproduzierbarkeit des Optimierungsverfahrens Evolutionsstrategie (ES) am Beispiel des funkenerosiven Bohrens vor. Dazu wurden zwei ES-Typen untersucht. Als Elektrodenwerkstoffe kamen Messing für das Werkzeug und für das Werkstück gehärteter Stahl zum Einsatz. Im Ergebnis konnte die Erosionsdauer reproduzierbar um 37 % verringert werden. Dieser Nachweis bildet die Grundlage für den industriellen Einsatz der Evolutionsstrategie beim funkenerosiven Bohren. S. 467
Dornhonen mit induzierten Schwingungen*
E. Uhlmann, S. Zimmermann, J. Thalau – IWF, Berlin
Die Dornhonbearbeitung wird eingesetzt, wenn hohe Form- und Maßgenauigkeiten bei der Bearbeitung von Zylinderinnenflächen gefordert sind. Durch den Einsatz induzierter Schwingungen können die Prozesskenngrößen und Arbeitsergebnisse gezielt beeinflusst werden. In diesem Beitrag werden kinematische Grundlagen verschiedener Schwingungsparameter analysiert und deren Auswirkungen bei der Dornhonbearbeitung ermittelt. S. 471
Dynamik beim Bürstspanen*
A. Hoyer, E. Uhlmann – IWF, Berlin
In dieser Forschungsarbeit wurde untersucht, unter welchen Bedingungen beim Einsatz von Rundbürsten dynamisches Werkzeugverhalten auftritt und ob es gezielt eingestellt oder sogar zur Steigerung von Materialabtrennungsrate und Produktivität eingesetzt werden kann. Stellgrößen, die für das Auftreten von Dynamik entscheidend sind, wurden mit einer Mehrkörpersimulation für einzelne Schleiffilamente ermittelt und anhand von technologischen Untersuchungen mit Rundbürstwerkzeugen validiert. S. 478
Detektion des Vorspannungsverlusts in Kugelgewindetrieben*
M. Veith; A. Zimmerman; J. Hillenbrand, J. Fleischer – ifm diagnostic gmbh, Rosenheim; August Steinmeyer GmbH, Albstadt; Karlsruher Institut für Technologie (KIT), wbk Institut für Produktionstechnik
Ziel der Instandhaltung von Werkzeugmaschinen ist die Verfügbarkeitsabsicherung, um hohe Bauteilqualität und Produktivität zu gewährleisten. Die Kenntnis des Vorschubachsenzustandes, im Besonderen des Kugelgewindetriebs, ist daher von enormer Wichtigkeit. Das „Guard-Plus“-System, eine Entwicklung der August Steinmeyer GmbH und der ifm diagnostics GmbH, ermöglicht dies durch Detektion des Vorspannungsverlustes aufgrund von Verschleiß. Untersuchungen zur Systemfunktion wurden in diesem Beitrag durch das wbk Institut für Produktionstechnik durchgeführt. S. 485
Industrie-4.0-Nachrüstkit für Werkzeugmaschinen*
D. Barton, J. Fleischer; S. Mergler; R. Stamm; C. Bardenhagen – KIT wbk, Karlsruhe; Schaeffler Technologies AG & Co. KG, Schweinfurt; Heidelberger Druckmaschinen AG, Wiesloch; Siemens AG, Stuttgart
Industrie 4.0 verspricht ein hohes wirtschaftliches Potenzial für produzierende Unternehmen. Allerdings wird dieses in bestehenden Werkzeugmaschinen bisher nur wenig ausgeschöpft. Um das Ausrollen von Funktionen für die zustandsorientierte Instandhaltung und die Überwachung des Bearbeitungsprozesses zu ermöglichen, wurde ein modulares Nachrüstkit entwickelt. Mit dem Kit können Maschinen individuell um Hardware- und Softwarebausteine erweitert werden. S. 491
Predictive Maintenance für Schutzabdeckungen
F. Hoffmann, B. Brockhaus, J. Metternich, M. Weigold – Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen PTW, Darmstadt
Predictive Maintenance ist eines der bestimmenden Themen im Kontext von Industrie 4.0. Ein Blick in heutige Produktionsstätten zeigt jedoch, dass die Voraussetzungen zur Umsetzung dieser Technologie für den überwiegenden Teil der Industrieanwendungen bisher nicht gegeben sind. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den notwendigen Schritten – vom Geschäftsmodell zur Anwendung in der industriellen Praxis – am Beispiel einer Schutzabdeckung für Werkzeugmaschinen. S. 496
Frühzeitige Detektion von Oberflächenzerrüttungen*
T. Schlagenhauf, P. Ruppelt, J. Fleischer – KIT wbk, Karlsruhe
Die Zustandsüberwachung von Anlagen, Maschinen und deren Bauteilen ist eine zentrale Thematik von Industrie 4.0. Unvorhergesehene Ausfälle von Werkzeugmaschinen sind häufig auf den Verschleiß und das daraus resultierende Versagen von Kugelgewindetrieben zurückzuführen. Aufgabe dieser Arbeit ist die frühzeitige Detektion von Oberflächenschäden auf der Kugelgewindetriebspindel mit einem elektromechanischen Kamerasystem in Kombination mit Deep-Learning-basierten Modellen, um entsprechende Wartungsmaßnahmen abzuleiten. S. 501
Autonomes Oberflächenschleifen von Aluminium-Anbauteilen*
J.-O. Brassel, S. Hönle; J. Fleischer; H. Pulli – Audi AG, Neckarsulm; wbk KIT, Karlsruhe; Audi Planung GmbH, Neckarsulm
Zum Erfüllen der hohen Anforderungen an fehlerfreie Blechteiloberflächen werden häufig manuelle Aufwendungen in die Fertigstellung der Bauteile investiert. Mit Blick auf Produktivität und Wiederholgenauigkeit sollen Teilumfänge der Fertigstellung automatisiert werden. Inhalt dieses Beitrags ist die Konzeption einer Prozesskette zum autonomen Schleifen von Karosseriebauoberflächen sowie die Betrachtung eines Algorithmus zur Berechnung der Bearbeitungsreihenfolge. S. 507
Optimierung geklebter Stahl-Keramik-Verbunde*
M. Stroka, S. Stribick, M. Raab – Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart
Der Beitrag beschreibt, wie sich die Festigkeiten geklebter Stahl-Keramik-Verbunde durch eine Laserstrukturierung der Oberflächen gezielt beeinflussen lassen. Dabei wurden unterschiedliche Strukturierungsmuster aufgebracht und Laserparameter wie Leistung und Frequenz variiert und deren Auswirkungen auf die Klebfestigkeit untersucht. S. 511
Hybrides Rotational-Moulding-Verfahren*
P. Ruhland, J. Nieschlag, S. Coutandin, J. Fleischer – KIT wbk, Kalsruhe
Hybride Faserverbund-Metall-Bauteile für Anwendungen als Antriebswellen, Achsen oder Zug-Druck-Stangen besitzen aufgrund ihres hohen Leichtbaugrades ein enormes Potenzial in den unterschiedlichsten Branchen. In diesem Beitrag wird das Rotational-Moulding-Verfahren vorgestellt, mit welchem derartige Bauteile schnell und kostengünstig hergestellt werden können. S. 517
Produktivitätssteigerung durch Hybridisierung im 3D-Druck*
M. Baranowski, M. Netzer, S. Coutandin, J. Fleischer – KIT wbk, Karlsruhe
Die additive Fertigung erlaubt eine standortunabhängige sowie de facto individualisierte Produktion von Bauteilen mit nahezu beliebiger Komplexität. Für die flexible Herstellung von hochfunktionalen Hybridbauteilen fehlt es allerdings an entsprechenden Maschinenkonzepten sowie Automatisierungslösungen. Durch ein hier vorgestelltes Anlagenkonzept sollen Funktionskomponenten in den additiven Herstellungsprozess integriert und neue Möglichkeiten der Bauteilhybridisierung erforscht werden. S. 521
Additive Fertigung multi-funktionaler Bauteile*
T. Braun; C. Kiener – Technische Universität Berlin; Siemens AG, München
Bauteile mit hoher Geometriekomplexität sind wirtschaftlich attraktiv für die Herstellung mit additiven Fertigungsverfahren. Der Einsatz des V-Modells nach dem Model Based Systems Engineering (MBSE) erlaubt die Beherrschung dieser Komplexität im Entwicklungsprozess. Eine Fallstudie einer mit Laser-Strahlschmelzen (L-PBF) gefertigten Heatpipe demonstriert diese Komplexität: Wärmetransport, Nutzung des Kapillareffekts sowie eine Vakuumisolierung sind in einem monolithischen Bauteil kombiniert. S. 526
Datengetriebene Steigerung der Verfügbarkeit*
R. Dumitrescu, M. Meyer; E. Uhlmann, D. Simsek; J. Polte – Heinz Nixdorf Institut, Universität Paderborn; IWF, Berlin; Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM, Paderborn
Die Zuverlässigkeit von Werkzeugmaschinen ist ein kritischer Faktor für den Erfolg produzierender Unternehmen. Durch die Analyse von Daten in der Produktplanung können Maschinenhersteller Ausfallursachen eliminieren und Maschinen systematisch verbessern. Jedoch stellt eine umfassende Datenanalyse viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Die in diesem Beitrag vorgestellte Methodik adressiert diese Problematik und unterstützt Unternehmen bei der zielgerichteten Datenanalyse. S. 532
3D-Evaluation hybrider Lösungsansätze
C. Köhler, T. Mahl; D. Lins, D. Arnold, C. Prinz; K. Herrmann – Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, WI Institut; Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Produktionssysteme; Festo Lernzentrum Saar GmbH, St. Ingbert
Der Beitrag beschreibt einen quantitativen und qualitativen Bewertungsansatz für Ideen beziehungsweise Konzepte hybrider Wertschöpfung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) unter Berücksichtigung existierender Fähigkeiten, erwarteter Erfolgspotenziale sowie dem Hybridisierungsgrad. S. 536
Smart Services in Produktionsnetzwerken modellieren*
F. Stamer, G. Leschinski, B. Häfner, G. Lanza; A. Korczok – KIT wbk, Karlsruhe; 4flow AG, Berlin
Für produzierende Unternehmen nehmen Smart Services weiter an Bedeutung zu. Daher ist eine einheitliche Methode wichtig, um diese Services im Umfeld von Produktionsnetzwerken zu entwerfen sowie Geschäftsmodelle für netzwerkbasierte Smart Services aufstellen zu können. Es wird ein Vorgehen vorgestellt, um Smart Services im Kontext von Produktionsnetzwerken zu modellieren. Der Ansatz soll helfen, Geschäftsmodelle für diese Services aufzustellen. S. 541
Vernetzung und Interaktionsarbeit in Smarten Technischen Services
J. Abel, P. Ittermann, T. Wienzek; S. Kaczmarek, H. Middendorf – Sozialforschungsstelle Fakultät Sozialwissenschaften Technische Universität Dortmund; Lehrstuhl für Unternehmenslogistik, Technische Universität Dortmund
Mit fortschreitender Digitalisierung und Vernetzung der Produktion gewinnen Technische Services zunehmend an Bedeutung. Diese Services sind durch eine enge Vernetzung und Interaktion zwischen Produktionsausrüstern, Dienstleistern und Anwenderunternehmen gekennzeichnet, sichern die Anlagenverfügbarkeit und erlauben die Entwicklung von Geschäftsmodellen zu lösungsorientierten Produkt-Service-Systemen. Insbesondere der aus der Zunahme smarter Technischer Services resultierende Wandel wird sich auf die Instandhaltungsarbeit auswirken. Der Beitrag skizziert mögliche Veränderungen und deren Folgen, die im BMBF-Projekt „Visits“ untersucht werden. Auf der Basis einer Typologie von Interaktionsarbeit in Technischen Services werden Kriterien Guter Interaktionsarbeit zwischen Dienstleister und Kunden abgeleitet. S. 545
3Dsupply – Ersatzteilversorgung aus dem 3D-Drucker
L. Schott, S. T. Kaysser, C.-A. Keun – CompriseTec GmbH, Hamburg
Um den disruptiven Risiken der additiven Fertigungstechnologie für die Logistikbranche zu begegnen, wird ein Logistikdienstleister dazu befähigt, die Technologie in seinem Dienstleistungsportfolio einzugliedern. Die Besetzung der Schnittstelle zwischen Kunden und Produzenten ermöglicht es wertschöpfende Elemente in die Prozesskette des Logistikdienstleisters zu integrieren, indem dieser sich als Experte zur technischen und wirtschaftlichen Bewertung von additiven Bauteilen etabliert. S. 551
Lean Production Leader*
T. Saßmannshausen, P. Burggräf, J. Wagner, P. Weßel – Universität Siegen, Lehrstuhl International Production Engineering and Management (IPEM), Siegen (Open Access-Beitrag)
Die Sicherung und Steigerung der Produktivität ist eine Kernanforderung an Unternehmen, um auf dem Marktwettbewerbsfähig zu bleiben. Daran anknüpfend stellt dieser Beitrag den Lean Production Leader vor, ein Führungsnavigator, der Verschwendungen der Leitungsebene in Produktionsbetrieben aufdeckt und diese systematisch abbaut. Dazu wird die Einflussstärke von Führungsaktivitäten und -fähigkeiten auf die Leistung und damit die Produktivität der Produktionsmitarbeiter untersucht. S. 556
Systematische Navigation für die Reihenfolgeplanung
E. Weber, E. Schenke, L. Dorotic, N. Gronau – Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Prozesse und Systeme, Universität Potsdam
Dieser Beitrag stellt einen Algorithmus für das Job-shop-Scheduling-Problem vor, welcher den Lösungsraum indexiert und eine systematische Navigation zur Lösungssuche durchführt. Durch diese problemadäquate Aufbereitung wird der Lösungsraum nach bestimmten Kriterien vorzustrukturiert. Diese Problemrepräsentation wird formal beschrieben, sodass ihre Anwendung als Grundlage für ein navigationsorientiertes Suchverfahren dienen kann. Ein vergleichender Test mit anderen Optimierungsansätzen zeigt die Effizienz dieser Lösungsraumnavigation. S. 563
Neue Wege zur Qualifikation
M. Bues, T. Schultze – Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Stuttgart
Top-qualifiziertes Personal in Produktion und Service ist bereits heute eine knappe Ressource. Training und Weiterbildung sind jedoch oftmals teuer, und die Schulung an Produkt oder Produktionsanlage ist oft nur sehr eingeschränkt möglich. Virtual Reality (VR) ist ein entscheidender Baustein zur Lösung dieser Probleme: Service- und Produktionsprozesse werden realistisch am virtuellen 1:1-Objekt trainiert, mit und ohne Unterstützung durch einen erfahrenen Instruktor und an beliebigen Orten. Letzteres ist gerade in der durch das Corona-Virus bedingten Situation des Jahres 2020 von besonderer Bedeutung. S. 572
* Bei den mit einem Stern gekennzeichneten Beiträgen handelt es sich um Fachaufsätze, die von Experten auf diesem Gebiet wissenschaftlich begutachtet und freigegeben wurden (peer-reviewed).