Digitalisierung als Wegbereiter der Nachhaltigkeit in der Produktion
In den letzten Jahrzehnten war die Produktionstechnik bestrebt, Prozesse, Unternehmen und Geschäftsmodelle im Hinblick auf hohe Qualität, schnelle Durchlaufzeiten und niedrige Kosten kontinuierlich zu verbessern. In der jüngsten Vergangenheit rückte zusätzlich das Thema der Nachhaltigkeit in den Vordergrund der Unternehmensziele.
Zur Erreichung der Klimaziele und der damit einhergehenden Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 °C überdenken viele Menschen ihren Lebensstil. Die Unterstützung lokaler Unternehmen zur Vermeidung von Transportwegen und die besondere Beachtung von Nachhaltigkeit bei der Produktion und Entsorgung von Gütern rücken verstärkt in den Fokus und bestimmen immer mehr unser Konsumverhalten. Gleichzeitig fördern die zunehmend strengeren regulatorischen Anforderungen und die immer noch volatilen Lieferketten einen bewussten Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Die produzierende Industrie trägt signifikant zum weltweiten Energie- und Ressourcenverbrauch bei und steht deshalb in der Verantwortung, den Wandel in Richtung Nachhaltigkeit zu vollziehen. Ein Schlüssel für die erfolgreiche Gestaltung dieser Transformation liegt in der Minimierung des gesamten Ressourceneinsatzes. Für Unternehmen wird es notwendig sein, die gesellschaftlich sinnvolle Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen mit einem minimalen Ressourceneinsatz zu bedienen, um eine bedarfsgerechte Produktion zu etablieren. Durch eine optimierte Nutzung des Potenzials der bereits vorhandenen Produkte kann die gegenwärtige Nachfrage auch mit einer geringeren Anzahl von Produkten befriedigt werden.
Doch wie lassen sich die formulierten Ziele zur Steigerung der Nachhaltigkeit aus Sicht produzierender Unternehmen konkret angehen? Eine Antwort liefert die Transformation in eine digitalisierte, transparente Produktion: Die durchgängige Digitalisierung und Vernetzung von Entitäten innerhalb der Wertschöpfungsnetzwerke erlaubt die Erfassung von detaillierten Informationen entlang des gesamten Produktlebenszyklus. Durch die Analyse dieser Daten können Unternehmen Werkstoffe und Energie sparen, den Verschleiß an Werkzeugen und Maschinen reduzieren und gleichzeitig ihre Produkte und Prozesse hinsichtlich der tatsächlichen Anforderungen der Kunden optimieren. Dies ist möglich, indem erfasste Daten über die Bedarfe, die Entwicklung, die Produktion und die Nutzung von Gütern direkt in die Produktgestaltung und die Produktions- beziehungsweise Prozessplanung einfließen. Diese neuartige Transparenz bietet uns die Möglichkeit, Produktion und Produkt effizient sowie ökonomisch zu gestalten und in Hinblick auf verlängerte Nutzungsphasen, bedarfsgerechten Einsatz und Einführung einer Kreislaufwirtschaft zu optimieren.
In der aktuellen Ausgabe 5-2023 der wt Werkstattstechnik online sind vor diesem Hintergrund einige zielführende Ansätze zur Beherrschung der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für die Produktionstechnik aufgezeigt.
Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher ist Inhaber des Lehrstuhls für Werkzeugmaschinen und Mitglied des Direktoriums des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen sowie des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie. Foto: WZL