Wirtschaft 25.05.2022, 17:28 Uhr

Alles im Aufwärtstrend: Marktzahlen von Gartner

Die Analysten von Gartner haben sich verschiedene Marktzahlen für das laufende Jahr angesehen – und alle steigen: fürs Cloud-Computing, allgemeine IT-Ausgaben, für das Metaverse, den Halbleitermarkt und die Elektromobilität.

Beim Cloud-Computing sind 2022 die größten Umsatzsteigerungen zu erwarten. Das ergab eine Studie der Marktanlysten von Gartner. Doch in auch in anderen Branchen geht es voran. Foto: panthermedia.net / sdecoret

Beim Cloud-Computing sind 2022 die größten Umsatzsteigerungen zu erwarten. Das ergab eine Studie der Marktanlysten von Gartner. Doch in auch in anderen Branchen geht es voran.

Foto: panthermedia.net / sdecoret

Die Marktanalysten von Gartner haben die Märkte, die überwiegend auf der Hannover Messe vertreten sind, genau analysiert. Für 2022 sieht es zumindest in allen Bereichen besser aus als im letzten Jahr:

Cloud-Dienste ziehen kräftig an

Laut Gartner werden die weltweiten Ausgaben von Endnutzern für Public-Cloud-Dienste im Jahr 2022 um 20,4 % auf insgesamt 494,7 Mrd. $ steigen. Im Jahr 2021 lagen sie hingegen noch bei 410,9 Mrd. $. Für das Jahr 2023 sollen sie voraussichtlich fast 600 Mrd. $ betragen. „Software as a Service“ (SaaS) ist nach wie vor das größte Marktsegment für öffentliche Cloud-Services und wird laut Gartner im Jahr 2022 voraussichtlich 176,6 Mrd. $ an Endnutzerausgaben erreichen. Gartner erwartet in diesem Segment eine gleichbleibende Geschwindigkeit, da Unternehmen mehrere Wege zur Vermarktung von SaaS beschreiten – zum Beispiel über Cloud-Marktplätze – und weiterhin größere, monolithische Anwendungen in zusammensetzbare Teile zerlegen, um effizientere DevOps-Prozesse zu ermöglichen. Der Begriff „DevOps“ setzt sich aus „Dev“ (Development, Entwicklung) und „Ops“ (Operations, Vorgänge) zusammen.

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„Public-Cloud-Dienste sind so wichtig geworden, dass die Anbieter nun gezwungen sind, sich mit sozialen und politischen Herausforderungen wie Nachhaltigkeit und Datensouveränität auseinanderzusetzen, erläutert Sig Nag, Vice President of Cloud Services & Technologies bei Gartner Research. „IT-Führungskräfte, die die Cloud als Befähiger und nicht als Endzustand betrachten, werden bei ihrer digitalen Transformationsreise am erfolgreichsten sein“, glaubt der Manager. „Die Unternehmen, die die Cloud mit anderen angrenzenden, aufstrebenden Technologien kombinieren, werden noch besser abschneiden.“

IT-Ausgaben: CIOs sind insgesamt viel flexibler geworden als in der Corona-Krise

Laut Gartner werden sich die weltweiten IT-Ausgaben im Jahr 2022 auf voraussichtlich 4,4 Billionen $ belaufen. Dies entspricht einem Anstieg von 4 % gegenüber 2021.

Inflationsraten, geopolitische Störungen und Talentmangel bremsen IT-Investitionen nach Angaben der Analysten voraussichtlich nicht. „Dieses Jahr erweist sich für CIOs als eines der lautesten Jahre aller Zeiten“, sagt John-David Lovelock, Distinguished Research Vice President bei Gartner. Seiner Ansicht nach gehören geopolitische Unruhen, Inflation, Währungsschwankungen und Herausforderungen in der Lieferkette zu den vielen Faktoren, die um die Zeit und Aufmerksamkeit der CIOs wetteifern. „Doch im Gegensatz zu dem, was wir Anfang 2020 gesehen haben, beschleunigen CIOs ihre IT-Investitionen, da sie die Bedeutung von Flexibilität und Agilität bei der Reaktion auf Unruhen erkennen.“ Infolgedessen werden sich die Kauf- und Investitionspräferenzen auf Bereiche wie Analytik, Cloud-Computing, nahtlose Kundenerlebnisse und Sicherheit konzentrieren. Es werde daher erwartet, dass die Ausgaben für Software bis 2022 um 9,8 % auf 674,9 Mrd. $ und die für IT-Dienstleistungen um 6,8 % auf 1,3 Billionen $ steigen werden.

Metaverse: Menschen und Unternehmen wird es zunehmend ins Metaverse ziehen

Gartner prognostiziert, dass bis 2026 rund 25 % der Menschen mindestens eine Stunde pro Tag im Metaverse verbringen werden, um dort zu arbeiten, einzukaufen, sich weiterzubilden, Kontakte zu knüpfen und/oder sich zu unterhalten. Der Metaverse-Hype werde sich in neue Geschäftsmodelle verwandeln, die das digitale Geschäft erweitern. „Die Anbieter entwickeln bereits Möglichkeiten für die Nutzer, ihr Leben in digitalen Welten zu reproduzieren“, sagt Marty Resnick, Research Vice President bei Gartner.

Da das Metaversum nicht von einem einzigen Anbieter beherrscht wird, erwartet Gartner eine virtuelle Wirtschaft, die durch digitale Währungen und nicht fälschbare Token (NFTs) ermöglicht werde. Das Metaverse werde sich auf jedes Unternehmen auswirken, mit dem die Verbraucher tagtäglich interagieren.

Es soll sich auch darauf auswirken, wie die Arbeit erledigt wird. Unternehmen sollen laut Gartner ihren Mitarbeitenden durch immersive Arbeitsumgebungen in virtuellen Büros ein besseres Engagement, eine bessere Zusammenarbeit und eine bessere Verbindung bieten. Die Unternehmen müssen dafür keine eigene Infrastruktur schaffen, da das Metaverse den Rahmen dafür bietet.

„Unternehmen werden die Möglichkeit haben, ihre Geschäftsmodelle auf noch nie da gewesene Weise zu erweitern und zu verbessern, indem sie sich von einem digitalen Unternehmen zu einem Metaverse-Unternehmen entwickeln“, so Resnick. „Bis 2026 werden 30 % der Unternehmen weltweit über Produkte und Dienstleistungen verfügen, die für das Metaverse geeignet sind.“

Die Einführung von Metaverse-Technologien ist im Entstehen begriffen und fragmentiert. Gartner warnt Unternehmen davor, stark in ein bestimmtes Metaverse zu investieren. „Es ist noch zu früh, um zu wissen, welche Investitionen sich langfristig lohnen werden, aber Produktmanager sollten sich die Zeit nehmen, ein Metaverse kennenzulernen, zu erforschen und vorzubereiten, um sich im Wettbewerb zu positionieren“, so Resnick.

Halbleiter: Der Anstieg der Verkaufspreise überkompensiert den Mangel an Chips

Laut Gartner wird der weltweite Umsatz mit Halbleitern im Jahr 2022 voraussichtlich 676 Mrd. $ betragen. Dies entspricht einem Anstieg von 13,6 % gegenüber 2021. „Der Anstieg des durchschnittlichen Verkaufspreises (ASP) von Halbleitern aufgrund der Chipknappheit bleibt auch im Jahr 2022 ein wichtiger Treiber für das Wachstum des globalen Halbleitermarktes“, meint Alan Priestley, Research Vice President bei Gartner. In der Automobilindustrie werde es bis ins Jahr 2023 hinein zu Engpässen bei der Komponentenversorgung kommen, insbesondere bei Mikrocontrollern (MCUs), integrierten Schaltkreisen für das Strommanagement (PMICs) und Spannungsreglern.

Der Speichermarkt werde der größte Markt für Halbleiterbauelemente bleiben und im Jahr 2022 voraussichtlich 31,4 % des gesamten Halbleitermarktes ausmachen.

Der Halbleiterumsatz für Smartphones wird laut Gartner im Jahr 2022 voraussichtlich um 15,2 % steigen, da die Produktion von 5G-Smartphones im Jahr 2022 voraussichtlich um 45,3 % zunehmen und 808 Mio. Einheiten erreichen wird, was 55 % aller produzierten Smartphones entspricht.

Elektromobilität: China soll 2022 bei den Zulassungszahlen mit E-Mobilen dominieren, Westeuropa liegt auf Platz zwei

Gartner schätzt, dass im Jahr 2022 rund 6 Mio. Elektroautos (batterieelektrisch und Plug-in-Hybrid) ausgeliefert werden. 2021 waren es hingegen noch 4 Mio. Da China den Autoherstellern vorschreibt, dass bis 2030 40 % aller Verkäufe auf Elektroautos entfallen sollen und die Autohersteller neue Fabriken für die Herstellung von Elektroautos errichten, schätzt Gartner, dass der Großraum China im Jahr 2022 46 % der weltweiten Elektroautoauslieferungen ausmachen wird. Dabei werde der Großraum China mit 2,9 Mio verkauften Elektroautos im Jahr 2022 die Nummer eins bei den weltweiten Auslieferungen sein. Westeuropa wird 2022 voraussichtlich 1,9 Mio. E-Fahrzeuge ausliefern und damit die Nummer zwei bei den E-Fahrzeugauslieferungen sein.

„Die Pläne der EU, die CO2-Emissionen von Pkw bis 2030 um 55 % und von Transportern um 50 % zu senken, sind ein Katalysator für die Verbreitung von E-Fahrzeugen in Europa“, ist Jonathan Davenport, Director und Analyst Industries Group bei Gartner, überzeugt. Gartner prognostiziert, dass die Zahl der öffentlichen Ladestationen weltweit von 1,6 Mio. im Jahr 2021 auf 2,1 Mio. im Jahr 2022 steigen wird. Das Problem, das angegangen werde müsse, sei die mangelnde Verfügbarkeit von Schnellladestationen für das Laden zu Hause und im öffentlichen Raum. „Die Energieversorger müssen ihre Investitionen in eine intelligente Netzinfrastruktur erhöhen, um den steigenden Stromverbrauch zu bewältigen. Außerdem müssen die Länder, die fossile Brennstoffe zur Stromerzeugung nutzen, ihre Stromerzeugung umgestalten, um die Ziele des Klimawandels zu erreichen“ mahnt Davenport. pek

Vor Ort auf der Hannover Messe:

Bettina Tratz-Ryan (Vice President Research and responsible for intelligent urban Ecosystem research bei Gartner)

Alexander Hoeppe (Analyst IoT/Industrie 4.0-Technology and Business Strategies bei Gartner)

Ein Beitrag von:

  • Peter Kellerhoff

    Peter Kellerhoff

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Automobil, Nutzfahrzeuge, Schiff, Bahn, Verkehr, Mobilität, E-Mobilität, Software, Cloud, Internet, KI

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