„Die Jungen haben Lust auf Technik“
Auch junge Menschen wollen „etwas werden“, so Anja Robert vom Career Center der RWTH Aachen. Die Vorstellungen unterscheiden sich jedoch von denen der älteren Generationen.
Anja Robert tritt dem Vorurteil entgegen, die junge Generation sei nicht mehr leistungsorientiert. „Die Studierenden wollen etwas bewegen, etwas entwickeln. Die haben Lust auf Zukunft, aber nicht mehr um jeden Preis.“
Die Koordinatorin des Career Center der RWTH Aachen betonte, dass viele Junge eine 50-Stunden-Arbeitswoche ablehnten – nicht nur die Frauen. Auch der Statusgedanke spiele keine große Rolle mehr. Statt dickem Auto und prall gefüllter Geldbörse zählten Sinnhaftigkeit der Arbeit und Gestaltungsmöglichkeiten sowie Zeit für die anderen schönen Dinge des Lebens.
Auch klassische Branchen planen die Zukunft
Auf fachlicher Ebene seien die Zukunftstrends und die daraus resultierenden Notwendigkeiten für den Arbeitsmarkt, Stichwort: Energiewende, angekommen. „Was fehlt, ist die Erkenntnis, dass auch die klassischen Branchen und Unternehmen, etwa im Maschinenbau, aufgrund der Dekarbonisierung inzwischen auf Zukunftstechnologien bauen.“ Nachhaltigkeit müsse auch dort gelebt werden. Allerdings begingen viele Unternehmen den Fehler, damit nicht offensiv umzugehen und die Attraktivität umweltbewusster Produktion als Betätigungsfeld für junge Ingenieurinnen und Ingenieure nicht in den Vordergrund zu rücken. „Die Jungen haben Lust auf Technik, sie muss nur neu verpackt werden.“
International aufgestellte Unternehmen könnten mit kompetentem Nachwuchs rechnen, sagte Robert. Schon vor oder während des Studiums würde es viele in die Welt hinausziehen, auch um die Wissbegierde zu stillen. Das führe zu einem neuen kulturellen Weltbild. „Der alte weiße Mann an der Unternehmensspitze ist nicht mehr das Maß aller Dinge. Die interkulturelle Offenheit ist größer geworden.“
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Karriere: Die Frauenfrage sucht nach Antworten
Ein wenig an Zugkraft hätten die Konzerne verloren. „Die Start-up-Szene ist zwar ein unsicherer Markt, sie bietet aber die Möglichkeit, sein eigener Herr zu sein.“ Mit der Strategie, im Unternehmen mühsam die Karriereleiter erklettern zu können, könnten Arbeitgeber nicht mehr wie früher punkten.
Die brennende Frage, warum es hierzulande so wenige Frauen in die Ingenieurwissenschaften ziehe, musste Anja Robert unbeantwortet lassen. „Wir versuchen alles, schließlich ist auch die RWTH an weiblichen Karrieren interessiert. Aber warum es ist, wie es ist – da habe ich keine Ahnung.“
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