Hannover Messe 2025 im Zeichen globaler Veränderungen
Geopolitische Veränderungen zwingen Industrieunternehmen zum Umdenken. In Hannover stehen dazu technische Fortschritte und Möglichkeiten zum internationalen Austausch im Fokus.
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Ein neues KI-Modell für industrielle Einsatzzwecke legt Sepp Hochreiter europäischen Unternehmen nahe. Der Gründer von NXAI und Leiter des Instituts für Machine Learning an der Johannes-Kepler-Universität in Linz stellte dieses auf der Hannover-Messe-Preview am 19. Februar 2025 vor.
Foto: Deutsche Messe AG, Rainer Jensen
Mehr denn je sieht sich die Hannover Messe in diesem Jahr als Netzwerkveranstaltung für wirtschaftliche Aspekte im industriellen Umfeld. Mit Blick auf die geopolitischen Rahmen sagte Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG, während der Messevorschau am 19. 2. 2025 in Hannover: „In den vergangenen Monaten war oft von geopolitischen Unsicherheiten die Rede. Doch unter anderem seit dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten hat sich diese Unsicherheit in eine schonungslose Klarheit gewandelt. Die USA verfolgen konsequent ihre ‚America-First-Politik‘, während China seine Industrie massiv und gezielt unterstützt.“
Gerade Europa, aber auch das diesjährige Partnerland der Hannover Messe Kanada müssen sich jetzt auf neue wirtschaftspolitische Entwicklungen einstellen. Für beide Wirtschaftsräume bietet sich die Chance, bei technischen Entwicklungen enger zusammenzurücken, um unabhängiger von den USA und China zu werden. Für den Messechef gilt deshalb: „Noch nie war ein Besuch der Hannover Messe so wichtig, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.“ Auf der Messe werde Unsicherheit zu Sicherheit – sowohl technologisch als auch politisch, erklärte er.
Industrieller Nutzen von künstlicher Intelligenz wird konkret
Zur Industrieschau vom 31. März bis 4. April 2025 werden nach jetzigem Stand rund 4000 Unternehmen aus Maschinenbau, Elektro- und Digitalindustrie sowie Energiewirtschaft und Energieversorgung der Zukunft erwartet. Neben renommierten Unternehmen und Forschungsinstituten werden auch rund 300 Start-ups aus unterschiedlichen Technologiefeldern dort vertreten sein. Technisch spielen dabei wie bereits im Vorjahr konkrete Anwendungsbeispiele und künstliche Intelligenz (KI) eine zentrale Rolle.
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Beim Einsatz von KI zeigt sich in der Industrie inzwischen ein differenziertes Bild. So sind Sprachmodelle (LLM), wie sie bei ChatGPT zum Einsatz kommen, beispielsweise für komplexe Anwendungen in der Robotik zu langsam und zu ineffizient. Zu dem Ergebnis kommt Sepp Hochreiter, Gründer von NXAI und Leiter des Instituts für Machine Learning an der Johannes Kepler Universität Linz. Sein Team hat spezielle KI-Modelle entwickelt, mit denen sich Produkt- und Prozessoptimierungen nach eigenen Angaben noch effizienter gestalten lassen. Interessenten dafür gebe es auch aus den USA und China, ließ Hochreiter bei der Hannover-Messe-Preview wissen. Seine Reaktion darauf: „Wir wollen das aber in Europa halten und das europäische Ökosystem für KI voranbringen.“ Insbesondere europäische Unternehmen sollten davon profitieren. Die Hannover Messe möchte er dazu nutzen, das KI-Modell in der Industrie bekannter zu machen.
Kanadisches Unternehmen gewinnt Robotics Award der Deutschen Messe
Im Rahmen der Messevorschau wurde auch der Robotics Award der Messegesellschaft vergeben. Nominiert waren dafür drei Unternehmen. Die Leverage Robotics GmbH aus München ging mit ihrem System RoboHive zur Roboterprogrammierung ins Rennen. Das basiert auf der Kombination einer KI-gesteuerten Benutzeroberfläche in natürlicher Sprache und einem zeitbasierten visuellen Drag-and-Drop-Workflow für Multi-Roboter-Anwendungen.
Mit seinem Hochgeschwindigkeitsindustrieroboter mit intrinsischer 3D-Raumwahrnehmung war zudem Mantis Robotics BV aus Leuven in Belgien nominiert. Der Roboter ist dadurch in der Lage, seinen Weg um Menschen herum zu planen. Dank eines codefreien Set-ups mit digitalen Zwillingen könne der Industrieroboter innerhalb von wenigen Stunden eingesetzt werden und sei zudem günstiger als vergleichbare Geräte sowie produktiver als Cobots, heißt es.
Gewonnen hat letztlich die Maple Advanced Robotics Inc. aus Richmond Hill in Kanada. Deren Entwicklung MARI AARS ist eine KI-gesteuerte Robotikplattform für eine schnelle und codefreie Programmierung. Diese erfolgt durch 3D-Scannen, die automatische Generierung von Roboterpfaden und eine intuitive grafische Flussdiagramm-Benutzeroberfläche. Dadurch wird die Codierung auch unabhängig von CAD-Dateien. In ihrer Laudatio würdigte Annika Raatz von der Leibniz Universität als Mitglied der Jury die herausragende Innovation dieser Plattform: „MARI löst mit der autonomen Bahnplanung eine der größten Herausforderungen der Hochmix-Fertigung, nämlich das ständige Umprogrammieren und Einrichten. Damit eröffnen sich vor allem für kleine und mittlere Unternehmen neue Möglichkeiten, die auch dazu beitragen werden, dem Fachkräftemangel zu begegnen.“
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