Intelligente Netze und DC-Technik: Mehr Energieeffizienz in der Industrie
Sei es, um den hohen Energiepreisen zu begegnen oder um den Kohlendioxid-Fußabdruck zu verringern: Die Industrie steht vor großen Herausforderungen in Sachen Energieeffizienz der Produktion. Intelligente Netze und DC-Technik können dabei helfen, die Effizienz zu steigern. Auf der Hannover Messe werden zahlreiche Lösungen dazu präsentiert.
Eine Photovoltaikanlage zu installieren oder grünen Strom zu beziehen ist keine große Kunst, wenn auch natürlich löblich. Die Industrie steht jedoch vor viel schwierigeren Herausforderungen. Sie will und soll den CO2-Fußabdruck reduzieren, gleichzeitig muss sie den Verbrauch senken, um den steigenden Energiepreisen zu begegnen. Lösungen für diese komplexe Gemengelage sind auf der Hannover Messe 2023 zu finden.
Smart Energy Monitoring: Energieverbrauch je Zyklus direkt im Antrieb analysieren
Aussteller Baumüller bietet mit dem neuen Smart Energy Monitoring eine Lösung für intelligente Energie-Überwachung von Maschinen und Anlagen. Mit der neuen Software kann der Energieverbrauch einzelner Fertigungsaufträge transparent erfasst und im zweiten Schritt auf Basis eines Referenzwertes optimiert werden. Durch die Referenzmessung ist es zusätzlich noch möglich, energetische Verschlechterungen im Produktionsprozess zu erkennen.
Viele versteckte Energieverbräuche sind den meisten Industrieanwendern bis heute kaum bewusst. So gehören ungeregelte Motoren in Pumpen, Ventilatoren, Kompressoren oder Maschinen in vielen Fabriken noch zum Alltag. Hier kommen Elektrotechnikwissen und IT ins Spiel, die dabei helfen können, die Energieeffizienz in den Produktionsabläufen zu verbessern.
Gleichstromlinien (DC) gewinnen an Bedeutung
Im Zusammenhang mit Effizienzsteigerungen bei der Energie gewinnen Gleichstromlinien (DC) an Bedeutung. Gleichspannung hat den Vorteil, dass Frequenzrichter kleiner werden und die Fabriken zum Verbraucher und Lieferanten von Energie zugleich werden – zu einem sogenannten Prosumer. So können die E-Autos von Mitarbeitenden zum Beispiel als Zwischenspeicher genutzt werden.
Intelligente Netze werden in diesem Zusammenhang immer wichtiger. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Maschinen mit der Energieversorgung kommunizieren. So brauchen die Maschinen in einem Logistikzentrum auch nicht immer auf 100 Prozent Vollauslastung fahren, wenn sie wissen, dass der LKW im Stau steht.
„Um solche Aufgaben zu lösen, braucht man Domänenwissen. Das haben wir als Automatisierer und darum beneiden uns viele Tech-Firmen“, erklärt Christian Wendler vom Aussteller Lenze. Er prognostiziert eine Dekade der Automatisierung.
Energy 4.0 Conference Stages
Alle, die sich für die Themenbereiche Energieeffizienz und intelligente Netze interessieren, finden bei den Energy 4.0 Conference Stages der Hannover Messe genau die richtige Bühne. Dort werden die Fragen einer Energie-intelligenten, klimafreundlichen und nachhaltigen Zukunft beantwortet.
Hier können Vordenker der Branche, hochkarätige Expert*innen und Praktiker*innen die neuesten Trends vorstellen und sich den Fragen der Branche stellen. Während der Messetage wird zwischen dem 17.04.2023 und dem 20.04.2023 ein vollgepacktes Programm geboten. Wer nicht vor Ort dabei sein kann, für den gibt es einen Livestream der einzelnen Veranstaltungen.
Automatisierungsunternehmen als Gewinner der hohen Energiepreise
Viele europäische Automatisierungsunternehmen gelten als Gewinner der hohen Energiepreise, da sie für viele Anwendungen die technischen Antworten haben: Von Speicherlösungen über Speedcontrol bis hin zu DC-Netzen. Ganz nach dem Motto: Energieeinsparung geht nur im Zusammenspiel von Daten, Algorithmen und Physik. Und wie bereits erwähnt – ohne Vernetzung wird es in Zukunft nicht funktionieren.
Bei vielen Unternehmen waren die Energiedaten bislang außen vor. Das muss sich ändern, Produktions- und Energiedaten müssen zusammengeführt werden. Automatisierung kann dabei helfen, Energie, Wasser und Kohlendioxid einzusparen. Ein Beispiel: Das Werk von Schaltbau – hochautomatisiert und mit Gleichstrom-Versorgung – soll die Kosten um bis zu 35 Prozent reduzieren.
Hohe Einsparpotenziale durch DC-Technik
Nach Recherchen von Dr. Mirjana Ristic von Bosch Rexroth im Rahmen von Technologiescouting zur DC-Technik und nach Ergebnissen des öffentlich geförderten Projektes DC-INDUSTRIE stecken in dieser Technologie große Energieeinsparpotenziale: „Die Industrie verbraucht ca. 45 Prozent des Stroms in Deutschland, ca. 70 Prozent davon entfallen auf Antriebssysteme. Wenn wir dort ansetzen, können wir große Effizienzgewinne erzielen.“
Wie hoch ist das Energieeinsparpotenzial? Beim Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie e. V. (ZVEI) kalkulieren die Expert*innen mit einem energetischen Einsparpotenzial von etwa zehn Prozent. Der Kosteneffekt wird mit etwa 20 Prozent veranschlagt. Dies ist vor allem durch die Einsparung von AC(Wechselstrom-)DC-Wandlern an den Motoren bedingt. Die durchschnittliche Anlagenverfügbarkeit lasse sich zudem auf rund 98 Prozent steigern, heißt es weiter.
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