„Keine Zeit zum Lamentieren“
Pandemie und Ukraine-Krieg, Klimawandel und Fachkräftemangel: Die Herausforderungen der Gegenwart sind groß. Was nötig ist, um eine nachhaltige Versorgungssicherheit für Industrie und Gesellschaft sicherzustellen, diskutierte der VDE auf der Hannover-Messe.
Ansgar Hinz, CEO der VDE Gruppe, findet deutliche Worte, wenn es um die drängendsten Herausforderungen der Gegenwart geht: Corona und der Krieg in der Ukraine entlarven mit vergleichsloser Deutlichkeit, wie globale Abhängigkeiten die Versorgungssicherheit für Industrie und Gesellschaft gefährden, so der Vorstandsvorsitzende des Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. auf der Hannover-Messe. „Es bleibt keine Zeit zum Lamentieren“, so Hinz. Für eine nachhaltige, unabhängige Energie- und Rohstoffversorgung, für die technologische Souveränität sowie für die Disruptionsfähigkeit von Europa seien kurzfristig umsetzbare Lösungen nötig.
Energiewende nur mit mehr Fachkräften
Wie diese aussehen könnten, zeigt der VDE in Hannover auf. Eine Schlüsselstellung komme der Qualifizierung von Fachkräften zu, denn: „Für eine Energiewende fehlen uns die Menschen, die sie umsetzen“, sagt Burkhard Holder, Geschäftsführer VDE Renewables. Es würden dringend Fachkräfte für Energietechnik, IT, Maschinenbau und Informatik benötigt. Eine Studie des VDE zum Arbeitsmarkt belegt: Während die Informatik aufgrund „hipper Themen“ wie künstliche Intelligenz und Big Data immer größeren Zulauf erhält, sinken die Zahlen in der Elektrotechnik und im Maschinenbau. Marten Jensen ist deshalb aktiv geworden. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter des Green TEC Campus, eines grünen Gewerbeparks im nordfriesischen Enger Sande.
Gefahr von Cyberangriffen: Kritische Infrastruktur muss geschützt werden
„Vor allem Windparks bieten Hackern Angriffsfläche. Wenn wir hier nicht nachlegen und Fachkräfte ausbilden, sehe ich ernsthafte Probleme durch Cyberangriffe, die Parks außer Betrieb setzen und als Folge dann zu Blackouts führen“,so Jensen. Zusammen mit dem VDE und dem Bundesverband für den Schutz kritischer Infrastrukturen (BSKI) baut sein Campus derzeit IT-Ausbildungsprogramme zur Cybersicherheit und zum Schutzkritischer Infrastruktur auf. „Mit einem steigenden Digitalisierungsgrad nimmt auch die Gefahr für Disruptionen zu“, mahnt der Vorstandsvorsitzende des BSKI, Holger Berens. Vor allem bei der öffentlichen Energieversorgung werde es höchste Zeit zu handeln: „Innerhalb der Kommunen muss ein Sicherheitsnetzwerk aufgebaut werden, um eine zentralisierte Abwehrstrategie zu entwickeln. Und dafür bedarf es Personal“, sagt Berens. Mindestens genauso wichtig sei eine engere Vernetzung zwischen Versorger und kommunaler Verwaltung. Schließlich gehe es um die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung. (mds)
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