Shopfloor-Automation 27.03.2025, 17:34 Uhr

KI und IT-basierte Automatisierung im großen Maßstab

Siemens und Audi virtualisieren die Shopfloor-Automatisierung, um Produktionsprozesse zu skalieren – gemeinsames Panel von Siemens und Audi am ersten Messetag.

AUDI Filmdreh

Audi setzt die virtuelle Siemens-Steuerung im Karosseriebau ein.

Foto: Audi AG

Mit softwaredefinierter Automatisierung und künstlicher Intelligenz (KI) wollen Siemens und Audi Fertigungsprozesse revolutionieren. Wie Siemens mitteilt, fördert ihre langjährige Partnerschaft Innovationen in der Automobilindustrie durch die Integration von virtuellen und Hardware-Steuerungen, verbesserte Sicherheitsfunktionen und optimierte Produktionsprozesse. Audi nutze zudem KI-gesteuerte Automatisierung aus dem Siemens-Portfolio für die visuelle Qualitätsprüfung. Ziel sei es, mithilfe eines kundenspezifisch trainierten KI-Algorithmus und hochauflösender Bilder Schweißspritzer an Fahrzeugkarosserien zu erkennen und zu entfernen. Dadurch erzielt Audi eine höhere Karosseriequalität und effizientere Fertigungsprozesse, führt Siemens aus.

IT- und OT-Ebenen schrittweise stärker verzahnen

Audi setzt den Angaben zufolge das Automatisierungsportfolio von Siemens ein, um Produktionsabläufe zu standardisieren und zu optimieren, und erreicht so eine agilere, flexiblere und sicherere Produktionsumgebung. Um den Übergang von der automatisierten zur hochgradig anpassungsfähigen Produktion zu beschleunigen, werden die IT- und OT-Ebenen durch die schrittweise Virtualisierung des Shopfloors stärker verzahnt. Weil eine softwaredefinierte Fabrikautomatisierung nur mit einer entsprechenden Steuerungslösung realisierbar ist, setzt Audi die Simatic S7–1500V – die erste vollständig virtuelle Steuerung von Siemens – für den Karosseriebau im Werk Böllinger Höfe in Neckarsulm ein. Der Automobilhersteller hat mit der Integration der virtuellen speicherprogrammierbaren Steuerungen (PLCs) begonnen, die mit der Cloud-Infrastruktur-Plattform Edge Cloud 4 Production von Audi kompatibel sind. Audi plant dieses Jahr, die virtuellen PLCs im Karosseriebau des Werks in Neckarsulm auszurollen, heißt es weiter.

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Schnell auf Marktveränderungen reagieren

„Ein virtualisierter Shopfloor ist entscheidend für eine flexible Produktion“, sagt Gerd Walker, Audi AG Vorstand für Produktion und Logistik. „Siemens‘ softwaredefiniertes Automatisierungsportfolio ermöglicht es uns, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und unsere Fertigung effizienter und flexibler zu gestalten.“

„Gemeinsam heben wir so die Automobilproduktion auf ein neues Level und stärken die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend.“

„Steuerungen sind die ‚Gehirne‘ von Maschinen und Fabriken. Jetzt virtualisieren wir diese Gehirne und bringen sie in die Cloud. So beschleunigen wir die digitale Transformation bei Audi und steigern Agilität, Effizienz und Sicherheit in der Produktion – für eine flexiblere, zukunftsfähige Fertigung. Gemeinsam heben wir so die Automobilproduktion auf ein neues Level und stärken die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend“, sagt Cedrik Neike, CEO von Digital Industries und Mitglied des Vorstands der Siemens AG.

Virtuelle Steuerung mit Funktionalität einer Hardware-Steuerung

Die Simatic S7–1500V, Teil des Siemens-Xcelerator-Portfolios, integriert IT- und Software-Fähigkeiten in die Automatisierungswelt. Als hardwareunabhängige Lösung biete die virtuelle Steuerung die bewährten Funktionalitäten einer Hardware-Steuerung. Die PLC sei voll kompatibel mit dem Totally-Integrated-Automation-Portfolio (TIA) und könne über das TIA Portal technisch ausgeführt werden. Anwender können auf alle bekannten Funktionen, Schnittstellen und Tools zugreifen, die aus der bisherigen Nutzung von Hardware-Steuerungen bekannt sind. Der Controller wird über Industrial Edge bereitgestellt und kann direkt in die IT-Umgebung integriert werden. So könne Audi die virtuelle PLC zentral verwalten und flexibel an spezifische Bedürfnisse anpassen. Dadurch lassen sich PLC-Projekte leichter skalieren und durch offene Datenschnittstellen einfach mit anderen IT-Angeboten kombinieren.

Die Simatic S7-1500V ist hardwareunabhängig und voll kompatibel mit dem TIA-Portfolio.

Foto: Siemens AG

Mit der TÜV-Zertifizierung für die virtuelle PLC hat Siemens nach eigenen Angaben einen weiteren Meilenstein erreicht: Die Simatic S7–1500V F ist die erste fehlersichere virtuelle Steuerung auf dem Markt. Für die Sicherheit von Produktionsmitarbeitern und den zuverlässigen Betrieb von Maschinen sei es entscheidend, robuste, fehlersichere Funktionalitäten in die Automatisierung zu implementieren. Bisher war spezielle Hardware erforderlich, um die Anforderungen der funktionalen Sicherheit zu erfüllen. Mit der fehlersicheren virtuellen PLC habe Siemens nun Sicherheitsmechanismen in einer Industrial-Edge-Umgebung implementiert. Diese fortschrittlichen Sicherheitsfunktionen erleichtern es Nutzern, sicherheitsrelevante Applikationen in softwaredefinierte Automatisierungsumgebungen zu migrieren.

KI-basierte visuelle Qualitätsprüfung zum Erkennen von Schweißspritzern

Siemens hat Audi die Infrastruktur bereitgestellt, um ein KI-gesteuertes System zur Echtzeit-Qualitätskontrolle im Karosseriebau einzusetzen. Diese Lösung unterstützt Audi dabei, seine Produktionsprozesse KI-fähig zu machen. Auf Basis der Siemens Industrial AI Suite und des Simatic Industrie-PCs BX-59A als Edge Device kann Audi komplexe KI-basierte Qualitätsprüfungen durchführen und damit die Voraussetzung realisieren, Schweißspritzer automatisiert zu entfernen. Dies ermöglicht es Audi, die Produktionsraten deutlich zu steigern und die Arbeitssicherheit zu verbessern.

Bühnengespräch auf der Messe 2025

Auf der diesjährigen Hannover Messe veranstalten Siemens und Audi ein gemeinsames Panel, wie die Automobilproduktion durch IT-basierte Automatisierung optimiert werden kann. Henning Löser, Leiter Production Lab bei der Audi AG, Sven Müller, Projektleiter Edge Cloud 4 Production bei der Audi AG, und Rainer Brehm, CEO Factory Automation bei der Siemens AG, werden die Vorteile und Konsequenzen von softwaredefinierter Automatisierung und industriellen KI-Lösungen beleuchten. Die Veranstaltung findet am Montag, 31. März, um 16:40 Uhr MESZ auf dem Siemens-Stand statt.

Siemens auf der Hannover Messe 2025: Halle 9, Stand D53

Quelle: Siemens

Ein Beitrag von:

  • Udo Schnell

    Chefredakteur Konstruktion

    Fachthemen: Antriebstechnik, Automatisierung, Maschinenelemente, Fluidtechnik, CAD, Digitalisierung, Produktentwicklung, Werkstoffe

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