Acht-Stunden-Tag: FDP-Fraktion will ihn abschaffen
Im Durchschnitt verbringen deutsche Arbeitnehmer derzeit acht Stunden täglich bei der Arbeit. Die FDP betrachtet dieses Konzept als überholt und setzt sich für flexiblere Arbeitszeiten sowie eine Entlastung der Arbeitnehmer ein.
Flexibilität für Angestellte und Unternehmen
Die FDP im Bundestag setzt sich dafür ein, den traditionellen Acht-Stunden-Tag für deutsche Arbeitnehmer zu überdenken. Laut FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler ermöglicht das Wachstumspaket der Koalition bereits eine erhöhte Flexibilität für Angestellte und Unternehmen bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeiten. „Das ist ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung, dem perspektivisch die vollständige Umstellung von der Tages- auf eine Wochenhöchstarbeitszeit folgen sollte“, sagte er gegenüber der dpa. „Damit die Wirtschaftswende gelingt, müssen wir die Produktivität steigern und die Menschen in ihrem Arbeitsalltag entlasten“, argumentiert Lukas Köhler.
Derzeit beträgt die maximale werktägliche Arbeitszeit für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland acht Stunden, kann jedoch auf bis zu zehn Stunden verlängert werden. Im Durchschnitt von sechs Kalendermonaten oder 24 Wochen darf die tägliche Arbeitszeit jedoch nicht mehr als acht Stunden betragen. Tarifverträge können auch längere Arbeitszeiten von über zehn Stunden täglich während langer Bereitschaftszeiten zulassen.
Acht-Stunden-Tag als „altes Dogma“
Der Acht-Stunden-Tag wurde in Deutschland im Jahr 1918 eingeführt. Nach dem Ersten Weltkrieg gewannen revolutionäre sozialistische Kräfte an Einfluss. In der Privatwirtschaft herrschte die Sorge vor möglichen Enteignungen. Hunderttausende Kriegsheimkehrer benötigten Arbeitsplätze, weshalb kürzere Arbeitszeiten für mehr Beschäftigte dringend geboten waren. Am 15. November 1918 wurde das Stinnes-Legien-Abkommen unterzeichnet, benannt nach den Verhandlungsführern, dem Großindustriellen Hugo Stinnes und dem Gewerkschafter Carl Legien.
Das Abkommen sah die Einführung des Acht-Stunden-Tags vor und markierte einen Meilenstein durch die gegenseitige Anerkennung von Gewerkschaften und der Privatwirtschaft als Tarifpartner.
Der Politiker bezeichnete den „starren Acht-Stunden-Tag“ als „altes Dogma“ und betonte, dass dieses der modernen Lebens- und Arbeitswelt vieler Menschen längst nicht mehr gerecht werde. „Deshalb schaffen wir jetzt den Einstieg in die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, auf die sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam im Rahmen von Tarifverträgen einigen können.“
Überstunden besser entlohnen
Die Koalitionsspitzen haben sich zudem darauf geeinigt, dass Überstunden künftig besser entlohnt werden sollen: Zuschläge für Mehrarbeit, die über die tariflich vereinbarte Vollzeitarbeit hinausgehen, sollen steuer- und beitragsfrei gestellt werden. Unter Vollzeitarbeit wird bei Tarif-Regelungen eine Wochenarbeitszeit von mindestens 34 Stunden verstanden, während es bei nicht tariflich festgelegten oder vereinbarten Arbeitszeiten 40 Stunden sein sollen.
Teilzeitbeschäftigte, die ihre Arbeitszeit erhöhen, sollen einen neuen steuerlichen Anreiz erhalten. Allerdings gibt es Kritik von Umfrageteilnehmern, dass viele Beschäftigte tatsächlich weniger statt mehr arbeiten möchten. Zudem werden die meisten Überstunden heute oft nicht vergütet.
Nach Jahren mit geringer Arbeitszeiterfassung, Kontrolle und bürokratischem Aufwand während des mobilen Arbeitens oder im Homeoffice erlebt eine moderne Form der digitalen Zeiterfassung eine Renaissance. Seit zwei Jahren ist die Arbeitszeiterfassung für Unternehmen, Büros und Verwaltungen in Deutschland verpflichtend, basierend auf einer Grundsatzentscheidung des Bundesarbeitsgerichts. Die meisten Menschen würden vermutlich gerne weniger arbeiten und stattdessen mehr Zeit für Freizeit, Freunde und Familie haben.
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