Wie bleibt man jung und fit im Job?
„Da ist ja mein Mädchen“, sagt Tamara, als ich zur Tür hereinkomme. Tamara hilft mir beim Saubermachen und ist noch da, als ich vom Seminar nach Hause komme. Wir haben uns ein paar Wochen nicht gesehen und sie freut sich, mich zu sehen. Das Erstaunliche ist nur: Tamara ist 35 und damit so einige Jahre jünger als ich. Und sie nennt mich „ihr Mädchen“ als sei sie die Mutti?!
Irgendwie gefällt mir das, denn meistens nennen andere Frauen um die 50 „die ältere Dame“, aber sicher nicht „mein Mädchen“. Und was bin ich denn nun – irgendwo auf halber Strecke zwischen Schmusetuch und Wärmedecke? Bin ich noch jung, im besten Alter oder schon alt? Ab wann sind wir überhaupt alt? Eine interessante Frage und ich beginne zu recherchieren. Was ich dabei finde, ist Folgendes:
Wann ist man eigentlich alt?
Aus der Sicht der Biologie, Medizin oder Psychologie können wir diese Frage eigentlich nicht beantworten. Denn gerade diese Disziplinen heben immer wieder hervor, dass wir unterscheiden müssen zwischen „Alter“ auf der einen Seite und „altern“ auf der anderen. Das macht deutlich, dass „altern“ einen Prozess darstellt, der über den gesamten Lebenslauf anhält; ein Prozess des kontinuierlichen Gestaltwandels. Es gibt also kein Alter, ab dem wir sagen könnten: Nun beginnt das Alter. Wir müssen uns sehr viel mehr auf diese kontinuierlichen, d. h. allmählich verlaufenden Veränderungsprozesse einstellen.“ Das klingt gut, denn dann liege ich ja richtig, wenn ich meinen Geburtstag nach wie vor feiere und immer steif und fest behaupte, an diesem Tag würde ich nicht wirklich älter werden oder jedenfalls nicht mehr als an jedem anderen Tag des Jahres. Ich lese, dass ich mich im 2. Alter befinde, dem Erwachsenenalter, dem noch das 3. Alter, die Zeit zwischen 60 und 80 (die Zeit der jungen Alten) und das 4. Alter ab 80 (die Zeit der alten Alten) folgt. Allein das gibt mir schon das gute Gefühl, erst mittendrin zu sein und noch eine ganze Menge vor mir zu haben.
Was bedeutet alt werden?
Immer wieder treffe ich in meinen Coachings und Seminaren Ingenieure und Ingenieurinnen, die sagen, sie seien ja schon alt oder gar zu alt. Richtig ist: für irgendetwas sind wir immer zu alt und für irgendetwas immer zu jung. „Alt“ setzen wir heute gleich mit dem Alter, in dem körperliche Gebrechen oder geistige Beeinträchtigungen uns das Leben schwer machen. In den letzten 30 Jahren haben wir einen Fitnessgewinn von 5 Jahren gemacht und die genetische Disposition, wie schnell wir altern und wie alt wir werden, liegt nur bei maximal 30 %. Das heißt, wir haben es selbst in der Hand, körperlich und seelisch fit älter zu werden und möglichst lange jung zu bleiben.
Weisheitswissen kompensiert die nachlassende Geschwindigkeit
Dass es wichtig ist, lebenslang zu lernen, wissen wir nicht erst seit Roman Herzog und seiner Adlon-Rede, nein, wir wissen, dass wir alt sind, wenn wir nicht mehr offen und nicht mehr neugierig sind. Zwar verlangsamt sich unsere Informationsverarbeitung und ein wenig unpräziser wird sie auch und unsere Multitasking Fähigkeit verringert sich auch noch einmal, sofern wir sie besaßen, aber dennoch gibt es gute Nachrichten aus der Alterungsforschung, nämlich die kristalline Intelligenz (Weisheitswissen, emotionale Intelligenz, berufliche Expertise, Problemlösung durch Erfahrung) kompensiert den Mangel an fluider Intelligenz (Geschwindigkeit und Genauigkeit der Informationsverarbeitung, Problemlösen durch Denken).
Nervosität im Vorstellungsgespräch
Das Gehirn altert so gut wie nicht
Aber das sind noch längst nicht alle guten Nachrichten! Auch wenn Muskelkraft und physische Ausdauer ein wenig nachlassen – intellektuell sind wir in der Lebensmitte auf dem Höchststand. Und jetzt kommt es: Das Gehirn selbst, das wichtigste Organ unseres Körpers, altert so gut wie gar nicht. Im Hippocampus, wo die Wissensübertragung vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis gesteuert wird, entstehen noch bis ins Alter neue Nervenzellen. Das Einzige, was also wirklich altert, sind unsere Gedanken. Wir gehen davon aus, dass wir uns nicht mehr so gut konzentrieren können – das haben wir vielleicht schon von unseren Eltern vorgelebt bekommen – und versuchen es gar nicht mehr. Wir gehen davon aus, dass unser Gedächtnis nicht mehr so gut funktioniert, also schreiben wir uns alles auf. Und genau da liegt der Fehler, denn die Gehirnleistung im Alter hängt davon ab, wie intensiv das Gehirn bis dahin und auch dann gefordert und trainiert wurde und wird. Stellen Sie sich vor, Sie hätten ab 60 keinen Sex mehr, weil Eltern und Großeltern sie irgendwann einmal belogen, ihnen gesagt hätten, dass man erstens in diesem Alter per se nicht mehr sexuell aktiv sei und zweitens es auch körperlich nicht möglich sei. Sie würden nun 20 Jahre enthaltsam leben, sich hin und wieder über kleine Regungen Ihres Körpers wundern, sie aber nicht weiter ernst nehmen. Mit 80 würden Sie lesen, dass diese überlieferte Erkenntnis völlig falsch sei und der Mensch bis ins hohe Alter sexuell aktiv sein könne … Dann hätten Sie Pech gehabt, denn wenn Sie 20 Jahre nicht trainiert hätten, dann würden Sie es mit 80 nicht mehr können.
Jetzt entscheiden, wie Sie später sein wollen
So ist es mit allem: Alles, was Sie jetzt auf dem Höhepunkt Ihres Lebens nicht regelmäßig pflegen, trainieren und fordern, wird das Alter beschleunigen bzw. das Alter weniger zufrieden stellend machen. Wenn wir Jugendlichkeit einmal an den drei Faktoren: Jugendliches Äußere, junger Körper und junger Geist festmachen, dann wissen wir gleichzeitig, was zu tun ist, um älter zu werden und jung zu bleiben. Ein junges Äußere ist nicht eine Frage des richtigen Schönheitschirurgen, sondern der Kleidung, Frisur, des Gangs und der gesamten Körpersprache. Über Lachfältchen bis hin zu Zornes- oder Zweiflerfalten – welche Sie haben möchten, bestimmen Sie selbst mit Ihrer Art zu denken. Ab der Mitte des Lebens lässt sich am Gesicht des Menschen ablesen, wie er weitgehend gedacht hat.
Eine reduzierte Kalorienzufuhr hält jung
Ein junger Körper hat etwas mit Fitness und Gesundheit zu tun. Man hat festgestellt, dass die ältesten Menschen dieser Welt vom Gewicht her alle am unteren Ende des Normalgewichts lagen. Zu viel und zu schweres Essen macht nicht nur den Körper, sondern auch den Geist träge. Seien Sie sparsam mit rotem Fleisch und machen Sie nicht zu viele Diäten. Ein häufig schwankendes Gewicht greift das Immunsystem an. Über Alkohol und Zigaretten brauchen wir gar nicht zu reden, dafür aber täglich eine halbe Stunde Bewegung, am besten in der Natur.
Typische Fehler im Telefoninterview
Bleiben Sie (lebens-)hungrig
Menschen mit einem jungen Geist, denken nicht an all das, was Sie schon erreicht haben, sondern an all das, was Sie sich noch wünschen. Sie finden das Leben – auch mit reichlich Erfahrung – noch spannend, können sich für etwas begeistern und sind neugierig und offen für Veränderungen. Und sie reden nicht zu viel über ihre Wehwehchen, übers Älterwerden und die Rente in 15 Jahren. Wie für den Körper gilt auch hier: Satt sein macht alt, wer jung bleiben will, sollte immer ein bisschen hungrig sein. Aufs Leben, auf Veränderung, auf neue Erfahrungen.
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