Mit Laptop im Café arbeiten: Egoismus oder neuer Arbeitstrend?
Die Atmosphäre in einem Café ist perfekt für konzentriertes Arbeiten, doch für viele Cafés verbannen Laptops, um den Umsatz zu steigern und den Tisch nicht von Gästen blockieren zu lassen, die nur minimale Bestellungen aufgeben. Zu Recht?

Arbeiten im Café: Der Balanceakt zwischen produktiven Gästen und wirtschaftlichem Erfolg für Café-Besitzer.
Foto: PantherMedia / Ischukigor
Die Atmosphäre ist geschäftig, doch zugleich entspannt. Das leise Klirren von Tassen, gedämpfte Gespräche, das rhythmische Zischen der Espressomaschine – ein Café als Arbeitsplatz hat seinen ganz eigenen Reiz. Menschen mit aufgeklappten Laptops sitzen an kleinen Holztischen, vertieft in ihre Arbeit, während der Duft frisch gemahlenen Kaffees in der Luft liegt. Ein kreativer Freelancer tippt konzentriert an einem Artikel, eine junge Gründerin hält ein Online-Meeting, ein Student überarbeitet seine Präsentation. Hier, inmitten des urbanen Treibens, entsteht eine besondere Mischung aus Produktivität und Genuss – ein Ort, an dem Arbeit und Wohlgefühl miteinander verschmelzen.
Inhaltsverzeichnis
Der Trend: Arbeiten im Café
Die Digitalisierung und die zunehmende Verbreitung von Home-Office haben die Arbeitswelt grundlegend verändert und somit auch den Arbeitsplatz. Mit der fortschreitenden Vernetzung und den immer leistungsfähigeren digitalen Tools können viele Aufgaben heute unabhängig vom Büro erledigt werden. Remote-Arbeit ist längst nicht mehr nur eine Ausnahme, sondern für viele Berufszweige eine alltägliche Praxis geworden. Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen flexibel an verschiedenen Orten arbeiten – und Cafés sind zu einem beliebten Arbeitsumfeld geworden.
Das Homeoffice bietet viele Vorteile, wie eine flexible Zeiteinteilung und das Arbeiten in einer vertrauten Umgebung. Jedoch gibt es auch Herausforderungen, wie die fehlende Abwechslung oder die Schwierigkeiten, sich zu Hause richtig zu konzentrieren. Viele suchen daher nach Orten, die eine Balance zwischen produktiver Arbeitsatmosphäre und angenehmem Ambiente bieten. Cafés erfüllen dieses Bedürfnis, indem sie eine informelle, aber dennoch fokussierte Umgebung schaffen, in der Menschen ungestört arbeiten können.
Zudem sind es gerade die digitalen Technologien, die es ermöglichen, von fast jedem Ort der Welt aus zu arbeiten. Mit einem Laptop, stabilem WLAN und einer guten Tasse Kaffee lässt sich effizient arbeiten – und genau das macht Cafés zu einem immer beliebteren „zweiten Büro“ für viele Freiberufler, Studierende oder digitale Nomaden.
Herausforderungen für Café-Betreiber
Was für viele nach der perfekten Work-Life-Balance klingt, stellt für Cafébesitzer oft ein Problem dar. Während einige Gäste gemütlich ihren Flat White genießen und dabei produktiv arbeiten, bleibt für die Betreiber häufig ein Minusgeschäft. Der Grund? Viele Laptop-Nutzer nehmen über Stunden hinweg einen Tisch ein, bestellen jedoch kaum etwas – ein Cappuccino hier, ein Glas Wasser dort. Doch die laufenden Kosten für Miete, Personal und WLAN müssen gedeckt werden. Lange Tischnutzung bei wenigen Bestellungen führt zu einem unprofitablen Geschäft, besonders in ruhigeren Zeiten.
Der Umsatzdruck durch unproduktive Gäste steigt, denn wer nur Wasser bestellt und dafür lange bleibt, trägt kaum zum Umsatz bei. Das erhöht den Druck auf Café-Betreiber, eine Balance zwischen Gastfreundschaft und Rentabilität zu finden – besonders bei hohen Betriebskosten.
Ein Kaffee, aber bitte mit Laptop …
„Es ist gängige Praxis, dass in den Cafés bei 1 l stillem Wasser oder einem Espresso drei Stunden gearbeitet wird“, zitiert die dpa Kathrin Thies, Inhaberin des Cafés Thies Wohnen und Leben in Magdeburg. „Davon kann ich nicht leben, ich kann meine Leute nicht bezahlen und auch die Miete nicht. Es ist einfach nicht wirtschaftlich für uns.“
Einerseits bringen arbeitende Gäste Leben ins Café, vor allem zu ruhigeren Zeiten. Doch durch die zunehmende Zahl von Homeoffice-Arbeitern wird dies immer häufiger – so sehr, dass manche Café-Besitzer eingreifen und Laptops am Tisch verbieten.
Deshalb sind Regulierungen wie Laptop-Verbote oder Mindestverzehr notwendig. Viele Betreiber setzen auf diese Maßnahmen, um sicherzustellen, dass Gäste auch ausreichend konsumieren. Doch solche Regeln können zu unzufriedenen Reaktionen und negativen Bewertungen führen.
Wenn Cafés Laptops verbieten
Laut den Café-Besitzern sind die Reaktionen gemischt. Einige freuen sich über die Regel, weil sie sich weniger von Laptops gestört fühlen und die entspannte Atmosphäre genießen.
Die Reaktionen darauf sind unterschiedlich – manche Gäste beschweren sich sogar mit schlechten Google-Bewertungen. Schließlich gilt: „Der Gast ist König.“ Doch hat ein König immer Recht? Besonders, wenn er das Café quasi als kostenloses Büro nutzt und seine „Miete“ mit nur einer Tasse Kaffee bezahlt? Für Betreiber wird das schnell zum Problem.
Doch was tun, wenn man in Cafés einfach produktiver ist? Zum Glück gibt es viele Alternativen. Eine schnelle Google-Suche führt zu zahlreichen Listen mit laptopfreundlichen Cafés oder den besten WLAN-Spots der Stadt.
Co-Working-Bereiche einrichten – gegen Miete
Viele Cafés haben sich längst auf diese Zielgruppe eingestellt und bieten spezielle Arbeitsbereiche mit Steckdosen, gutem WLAN und einer angenehmen Atmosphäre. Wer sich einen festen Workspace wünscht, kann zudem auf Co-Working-Spaces ausweichen, die oft flexible Tarife für Gelegenheitsnutzer haben. So bleibt das Café-Erlebnis erhalten – nur eben an Orten, die es bewusst ermöglichen.
Ja, Alternativen gibt es genug. Viele Cafés werben längst nicht mehr nur mit erstklassigem Kaffee, sondern auch mit schnellem WLAN und Steckdosen an jedem Tisch. Einige gehen noch weiter und bieten eigene Co-Working-Bereiche an – teils kostenlos, teils gegen eine Gebühr. So können Gäste in entspannter Atmosphäre arbeiten, ohne den regulären Café-Betrieb zu stören.
Die Deutsche Presse-Agentur zitiert dazu das Café Doppio in Konstanz. Dort gibt es einen Bereich, in dem weder Laptops noch Tablets erlaubt sind. „Alles, was irgendwie mit Arbeit zu tun hat, wird freundlich in den hinteren Bereich gebeten“, sagt Inhaberin Nicola Furtwängler.
Im Co-Working-Bereich kostet ein Arbeitsplatz ab 5 € pro Stunde – inklusive WLAN und Tafelwasser. Es gibt auch einen kleinen Rabatt auf andere Getränke, aber Service am Tisch gibt es nicht. „Die Akzeptanz, Tischmiete zu zahlen, ist nicht von Haus aus gegeben. Genauso wenig das Wertverständnis, dass wir im Winter, wenn es draußen kalt ist, einen Raum beheizen und für alle anderen Kosten aufkommen müssen“, zitiert die dpa den Cafe-Inhaber.
Manche Café-Besitzer haben es vor dem Laptop-Verbot mit anderen Lösungen versucht. Sie erklärten ihren Gästen zum Beispiel, warum ein Tisch frei werden sollte, wenn nichts mehr bestellt wird. Doch nicht immer stieß das auf Verständnis.
Mindestbestellungen und Zeitlimits
Um den Herausforderungen der langen Tischnutzung und des Umsatzdrucks entgegenzuwirken, setzen viele Café-Betreiber auf verschiedene Lösungen. Eine gängige Methode ist die Einführung von Zeitlimits. Dabei wird Gästen eine bestimmte Zeitspanne für die Nutzung eines Tisches eingeräumt – etwa zwei oder drei Stunden. Nach Ablauf dieser Zeit wird darum gebeten, den Platz für andere Gäste freizumachen. Diese Maßnahme sorgt dafür, dass Cafés ihre Tische besser auslasten und gleichzeitig eine entspannte Arbeitsumgebung bieten können, ohne dass eine einzelne Person stundenlang den Tisch blockiert.
Ein weiteres Instrument sind Mindestbestellungen. Hierbei verlangen Cafés, dass Gäste, die länger bleiben und arbeiten möchten, mindestens eine bestimmte Menge an Getränken oder Speisen konsumieren müssen. Dadurch wird sichergestellt, dass der Aufenthalt profitabel bleibt. Diese Regelung hilft, die Balance zwischen einer angenehmen Arbeitsatmosphäre und der Rentabilität des Geschäfts zu wahren.
Ein Beitrag von: