Ausland 13.07.2021, 12:40 Uhr

Arbeiten in Indien: Alles was Sie darüber wissen müssen

Arbeiten in Indien ist für viele Ingenieure und Ingenieurinnen ein Traum. Angeführt wird das Land von den Dienstleistungen im IT-Business. Was Sie über das Arbeiten in Indien wissen müssen.

Blick auf das Gate of India in Mumbai

Arbeiten in Indien: Ratgeber für Ingenieure und Ingenieurinnen.

Foto: panthermedia.net/OSHI

In Indien trifft Tradition auf Digitalisierung. Neben einer außergewöhnlichen Kultur, können Ingenieure und Ingenieurinnen wertvolle Geschäftskontakte knüpfen und eine berufliche Karriere im Ausland vorantreiben. Indien ist die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt und bietet viel Potenzial für die Karriere. Ob Festanstellung oder Freelancer: In diesem Ratgeber finden Sie alles rund um das Arbeiten in Indien.

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Arbeiten in Indien: Branchen für Ingenieure und Ingenieurinnen

Seit Beginn der 2010er-Jahre hat vor allem die IT-Industrie in Indien einen Boom erlebt. Sie hat sich seit den 1980er-Jahren kontinuierlich und rasend schnell entwickelt. Die Bedeutung des IT-Business‘ für Indien zeigt sich an den Zahlen: Die Branche erwirtschaftet etwa 7,5 % des Bruttoinlandsproduktes, bildet 25 % des Gesamtexports und schafft Arbeit für rund zwölf Millionen Menschen. Knapp drei Millionen sind direkt Beschäftigte, die übrigen Arbeitsplätze entstehen indirekt. Derzeit dominieren drei Bereiche der IT-Industrie in Indien – die Entwicklung von Software und Software-Dienstleistungen, die Auslagerung von Geschäftsprozessen sowie Forschung und Entwicklung inklusive Ingenieurdienstleistungen. Mehr als 700 Firmen aus aller Welt betreiben Forschungs- und Entwicklungszentren in Indien.

Eine große Herausforderung für die IT-Branche in Indien ist das Ausbildungsniveau der indischen Ingenieure und Informatiker. Obwohl jährlich rund 500.000 Ingenieure und Ingenieurinnen den Universitätsabschluss machen, ist ein Großteil von ihnen nicht reif für den Arbeitsmarkt. Für die Unternehmen bedeutet das, dass sie die Absolventen zunächst weiterbilden müssen. Erst dann können sie sie voll beschäftigen. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Die Produktivität von Ingenieuren und Informatikern in indischen Unternehmen ist signifikant niedriger als in den indischen Zweigstellen der ausländischen Konkurrenz.

Die mangelhafte Ausbildung ist auf zwei Hauptfaktoren zurückzuführen. Zum einen ist die Ingenieurausbildung an einigen indischen Hochschulen so theorielastig, dass die Absolventen nach Abschluss ihres Studiums nicht arbeitsfähig sind. Zum anderen sind viele Inder und Inderinnen Ingenieure wider Willen. In Indien bestimmen die Eltern, welchen beruflichen Weg der Nachwuchs einschlägt. Und die Eltern sehen, dass im IT-Business die Zukunft liegt und drängen ihre Kinder dazu, Ingenieur oder Informatiker zu werden. Das führt jedoch dazu, dass viele junge Inder nicht wirklich Lust auf dieses Studium haben. Entsprechend halbherzig sind sie bei der Sache und enden irgendwann als mittelmäßige Programmierer in einem kleinen indischen Unternehmen.

Das brauchen Sie, um in Indien arbeiten zu können

Wenn Sie in Indien arbeiten wollen, müssen Sie zahlreiche Formalitäten beachten. Dazu zählt die Beantragung eines Arbeitsvisums. Dieses ist für maximal zwei Jahre gültig. Darüber hinaus müssen Ingenieure und Ingenieurinnen ein festgelegtes Jahreseinkommen von 25.000 US-Dollar aufweisen.  Noch wichtiger als ein gültiges Visum sind sehr gute Englischkenntnisse. Ohne Englisch geht in der indischen Arbeitswelt nichts. Englisch ist die zweite Amtssprache und vor allem in internationalen Konzernen das A und O. Wenn Sie auch noch ein wenig Hindi beherrschen, steht der steilen Karriere im Ausland nichts im Weg.

Wie Sie gutes Business-Englisch lernen

Welches Visum benötige ich zum Arbeiten in Indien?

Damit Sie in Indien arbeiten dürfen, benötigen Ingenieure und Ingenieurinnen ein Geschäftsvisum (Business Visa). Hierbei unterscheidet man zwischen B-Visum (Business Visa) und E-Visum (Employment Visa).

Das B-Visum

Bei einem B-Visum kann es sein, dass Sie je nach Grund und Dauer der Tätigkeit nur maximal sechs Monate in Indien bleiben dürfen. Ein B-Visum wird erteilt wenn, ausländische Staatsbürger in Indien Geschäftsbeziehungen knüpfen oder mögliche Geschäftsvorhaben mit Indien abklären wollen. Wer nur an einem Business-Treffen teilnehmen möchte, erhält dieses Visum ebenfalls. Sie sind Trainee und haben die Chance einen Teil der Zeit in der indischen Geschäftsstelle zu verbringen? Für die Zeit der Ausbildung im Ausland bekommen Sie das Business Visa.

Das E-Visum

Für eine Vollzeitstelle in Indien benötigen Sie ein E-Visum. Das Employment Visa ist deutlich schwieriger zu bekommen, denn einige Kriterien müssen erfüllt sein. Da Ingenieure spezialisierte Fachkräfte sind, erhalten Sie aber in der Regel das Visum. Diese Arbeit darf aber nicht auch gleichwertig von einem Inder oder einer Inderin ausgeführt werden können, sonst sind heimische Fachkräfte bevorzugt einzustellen. Wer als Selbstständiger nach Indien reist, um zu arbeiten, bemüht sich ebenfalls um ein E-Visum.

Arbeiten in Indien: Die beliebtesten Unternehmen

Die Forbes-Liste der weltweit beliebtesten Arbeitgeber kürt HCL Technologies (HCL) 2020 mit Platz 1 in Indien. Das weltweit führende Technologieunternehmen wird in die Reihe der weltweit führenden Arbeitgeber gestellt. HCL ist das einzige multinationale Unternehmen mit Hauptsitz in Indien, das in den Top 50 von Forbes vertreten ist. Vor allem Karriereentwicklung, Umgang mit der Covid-19-Pandemie und Chancengleichheit flossen ins Ranking. Im gesamten Ranking liegt HCL auf Platz 30.

Weitere beliebte indische Arbeitgeber:

  1. Larsen & Toubro (Baudienstleistungen)
  2. Mahindra & Mahindra (Automobil- und Lkw-Industrie)
  3. Grasim Industries (Baumaterialien)
  4. HDFC (Finanzdienstleistungen)
  5. General Insurance Corporation of India (Versicherungen)
  6. ITC (Tabakwaren)
  7. Steel Authority of India (Eisen- & Stahlindustrie)
  8. Sun Pharma Industries (Pharmabranche)
  9. Asian Paints (Chemie)
  10. HDFC Bank (Finanzwesen)

Wie finde ich in Indien einen Job?

Die Initiativbewerbung steht in Indien hoch im Kurs. Doch auch im Netz finden sich über klassische Anlaufstellen Stellenangebote. Ingenieure und Ingenieurinnen sollten sich vorab überlegen, in welcher Branche sie arbeiten wollen. Wunschunternehmen können daraufhin gezielt gesucht werden. Oftmals hat der deutsche Arbeitgeber auch einen Standort in Indien und schickt Mitarbeitende für einen Auslandseinsatz in das Land.

Wichtige Anlaufstelle sind die Vertretungen der Deutsch-Indischen Gesellschaft und die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit.

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Quoten für inländische und ausländische Experten

Insgesamt sorgt die durchwachsene Ausbildung der indischen Ingenieure und Informatiker dafür, dass Experten aus dem Ausland sehr gefragt sind. Vor allem für Führungspositionen werden oft externe Fachkräfte gesucht. Diesen wiederum wird jedoch die Besetzung weiterer Stellen schwer gemacht, da sie nicht einfach weitere Ingenieure und Informatiker aus dem Ausland einstellen können. Man muss nachweisen, dass die Arbeit nicht auch ein Inder machen könnte und ein Mindesteinkommen von umgerechnet 20.000 Euro pro Jahr garantieren. Wer das kann, muss sich mit zahlreichen anderen Firmen um die Top-Leute reißen. Diejenigen, die aus Überzeugung und mit Leidenschaft Ingenieur oder Informatiker wurden, sind am Markt extrem gefragt. Aus diesem Mangel ergibt sich für Ingenieure und Ingenieurinnen aus dem Ausland dann tatsächlich die Chance, in Indien einen guten Job zu ergattern.

Vor allem Ingenieure, die auf erneuerbare Energien spezialisiert sind, haben in den kommenden Jahren in Indien gute Chancen. Denn das Land muss seine Energieproduktion massiv ausbauen, um die wachsende Bevölkerung zu versorgen. Neben klassischen Energiequellen sollen auch erneuerbare Energien einen wichtigen Beitrag leisten. Bis 2022 sollen sich die Kapazitäten erneuerbarer Energien im Vergleich zu 2013 nahezu verdoppelt haben. Bis 2030 soll ihr Anteil an der Stromerzeugung von 30 auf 46 % steigen. Wasser- und Windkraft sollen dabei die wichtigste Rolle spielen.

Um dieses Ziel zu erreichen, nutzt etwa die indische Eisenbahn bereits die Energie der Sonne und der indische Kohlegigant India Coal Limited steigt ebenfalls auf Solarenergie um.

Wie bewirbt man sich in Indien?

Die Bewerbung für das Arbeiten in Indien sollte auf Englisch verfasst sein. Bei internationalen Konzerne haben ausländische Ingenieure die vergleichsweise höchste Chance auf eine Einstellung. Ansonsten können sie sich an die Standards einer deutschen Bewerbung halten. Das Verfahren ähnelt dem in Deutschland. Das gehört in die Bewerbung für einen Arbeitsplatz in Indien:

Lebenslauf: Hier finden Sie Muster, Tipps und Beispiele

Einblick in die indische Kultur

Indien ist der siebtgrößte Staat der Erde. Bis 1947 war Indien britische Kolonie. Seit der Unabhängigkeit hat sich die Bevölkerung des Landes verdreifacht: auf derzeit etwa 1,36 Milliarden Menschen (Stand 2019). Nach China ist Indien damit der zweitbevölkerungsreichste Staat der Erde. Das wirkt sich auch auf die Sprachvielfalt aus, die im ganzen Land bei weit mehr als 100 Sprachen liegt. Die überregionalen Amtssprachen sind Hindi und Englisch. Hindi überwiegt im Norden Indiens, während man im Süden des Landes mit Englisch besser zurechtkommt.

Religion und Kastenwesen in Indien

Die indische Kultur ist ebenso vielfältig wie die Menschen, die in dem Land leben. Sie umfasst eine Vielzahl von Bevölkerungsgruppen und Religionen und kann auf eine mehrere 1000 Jahre alte Tradition zurückblicken. Zu den bedeutendsten Religionen gehört der Hinduismus, dem 80 % der Bevölkerung angehören, gefolgt vom Islam (14 %). Wer Indien hört, denkt vermutlich sofort an das Kastenwesen. Es ist ein klassischer Bestandteil der indischen Kultur. Das mythologische Ordnungssystem umfasst 4 Hauptkasten, unter denen die Kastenlosen stehen. Letztere gelten als unrein. Nach hinduistischem Glauben wird man in eine bestimmte Kaste hineingeboren und gehört dieser ein Leben lang an. In welche Kaste man hineingeboren wird, richtet sich dem Glauben zufolge auch nach dem vorherigen Leben. Das klassische mythologische Ordnungssystem der 4 Hauptkasten lässt sich nicht auf den Alltag übertragen. In der Realität ist das Kastenwesen deutlich komplexer und für Außenstehende kaum zu durchschauen. Sicher ist aber, dass es nach wie vor existiert, auch wenn die Politik sich bemüht, durch Quoten für Hochschulen und den öffentlichen Dienst Chancengleichheit herzustellen.

Der Glaube an das Kastenwesen sorgt dafür, dass Hierarchien in Indien viel bedeuten. Auch die ausländischen IT-Firmen wissen um dieses Phänomen. Viele von ihnen haben deshalb eigens für ihre Tochterfirmen in Indien neue Hierarchiebezeichnungen erfunden. Zwar ist das Stufensystem weltweit identisch und die Titel und Jobs international vergleichbar, jedoch wurde in Indien innerhalb des Systems zusätzliche Abstufungen geschaffen. So können Mitarbeiter öfter befördert werden, etwa vom Software-Entwickler zum Senior-Software-Entwickler. Auswirkungen auf die Arbeit hat dieser Titel nicht, für den Angestellten bedeutet es jedoch ein höheres Ansehen bei Familie und im Freundeskreis.

Die indische Kultur hat den südasiatischen Raum mitgeprägt. Sie umfasst neben den Sprachen und der Religion auch die indische Küche, Kleidung, Handwerk, Musik und Tanz. Ein recht junger Zweig der indischen Kultur ist der indische Film – der neben hochklassigen Autorenfilmen vor allem Hindi-Unterhaltungsfilme herausbringt, berühmt geworden unter dem Namen Bollywood. Der Name entstand in den 1970er-Jahren, weil der kommerzielle Erfolg der bunten Filme vergleichbar war mit dem des Hollywoodkinos der 1960er-Jahre. Zusammengesetzt ist das Wort aus Bombay (mittlerweile Mumbai) und Hollywood.

Business-Knigge für das Arbeiten in Indien

Der Glaube und das Hierarchiedenken prägen auch geschäftliche Beziehungen in Indien. Von ausländischen Geschäftspartnern wird erwartet, dass sie die religiösen Gefühle ihres Gegenübers achten. In Indien wird im Gegensatz zu europäischen Nationen weniger gesprochen und mehr gestikuliert. Das sorgt zum einen dafür, dass die Inder schnell wortkarg und unfreundlich wirken, zum anderen aber auch, dass die eigenen Gesten schnell missverstanden werden, weil man sie als ausländischer Gast nicht richtig einsetzt. Deshalb ist es bei Geschäftstreffen in Indien ratsam, auf ausgeprägtes Gestikulieren zu verzichten, um Missverständnissen vorzubeugen.

Gesten und unreine Körperteile in Indien

Gesten, die auch in westlichen Ländern existieren, haben in Indien oft eine andere Bedeutung. Das Kopfschütteln beispielsweise, das in Europa grundsätzlich für Nein steht, bedeutet in der indischen Kultur Zustimmung. Umgekehrt das gleiche: Ein kurzes Nicken, oft begleitet von einem leichten Schnalzen der Zunge, deutet in Indien die Verneinung an. Die wichtigsten Gesten werden mit dem Kopf übermittelt. Er ist das höchste Körperteil und gilt den Indern als heilig. Berührungen am Kopf sind ein absolutes Tabu, auch bei Kindern.

Im Gegenzug gelten die Füße als unterster Körperteil als unrein. Wird jemand versehentlich etwa beim Geschäftsessen unter dem Tisch mit dem Fuß berührt, ist eine sofortige Entschuldigung fällig. Als unrein gilt in Indien auch die linke Hand, weil sie traditionell zur Körperpflege genutzt wird. Gegenstände werden grundsätzlich mit der rechten Hand angereicht. Das sollten Geschäftsreisende bedenken, die ihre Visitenkarten überreichen. Immer mit der rechten Hand überreichen und auch nur mit dieser Hand die Visitenkarte des indischen Geschäftspartners entgegennehmen. Diese Business-Regel gilt übrigens für fast alle Länder im südasiatischen Kulturkreis.

Höflichkeitsformeln sind unüblich in Indien

Der Gebrauch von Höflichkeitsformen hingegen ist in Indien eher unüblich. Bitte, Danke und Entschuldigung werden von Indern als meist nicht nötig angesehen. Was dann letztlich als unhöflich interpretiert wird, ist auch eine Frage der eigenen Mentalität und Kultur. Männliche Geschäftsreisende sollten unbedingt darauf achten, keine fremden Frauen anzusprechen. Auch nicht, wenn es nur darum geht, nach dem Weg oder dem Wetter zu fragen. Sie wenden sich besser immer an Männer. Für indische Frauen steht bei einem solchen Kontakt der gute Ruf auf dem Spiel. Grundsätzlich wird bei allen zwischenmenschlichen Begegnungen etwa eine Armlänge Abstand gehalten. Lediglich zur Begrüßung ist auch in Indien ein leichter Handschlag normal – aber kein fester Händedruck.

Smalltalk in Indien

Ein wenig gewöhnungsbedürftig dürfte für deutsche Ingenieure und Informatiker die Themenwahl sein. Auch bei Geschäftsessen wird selten über das Geschäft geredet, sondern mehr über Privates. Die Familie hat in der indischen Kultur einen hohen Stellenwert und ist ein beliebtes Gesprächsthema. Ausländische Business-Gäste werden gern nach Familienstand, Familienangehörigen und Religion gefragt. Solche Fragen sind nie unverschämt gemeint, sondern ehrlich interessiert. Am besten antwortet man freundlich und diplomatisch auf solche persönlichen Fragen, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen.

Westliche Einflüsse erleichtern Business in Indien

Anders als beim Arbeiten in China sind die Business-Stolperfallen in Indien nicht ganz so gefährlich. Aufgrund der langen Kolonialherrschaft der Briten ist Indien im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern bezüglich der Benimmregeln im Geschäftsleben sehr westlich beeinflusst. So wird beispielsweise bei Geschäftsessen auch mit Messer und Gabel gegessen und nicht, wie bei privaten Zusammenkünften, mit den Händen.

Wie viele Deutsche arbeiten in Indien?

Expats müssen einen langen Atem haben, um wirklich in Indien und der Kultur anzukommen. Bürokratie und Unsicherheiten für die Gründung ausländischer Niederlassungen sollen in den kommenden Jahren stark reduziert werden. Etwa 1.800 deutsche Unternehmen sind mit einem Standort in Indien vertreten – zum Beispiel Mercedes Benz und Roland Berger und Kärcher.

2020 wanderten mehr als 27o Deutsche nach Indien aus. Fast 630 kamen wieder in ihre Heimat zurück. Zwischen 2010 bis 2019 emigrierten 7.580 Deutsche nach Indien. Fast genauso viele Deutsche kehrten dem Land wieder den Rücken.

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Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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